1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Hochwasserschutz: Hochwasserschutz: Still ruht der Graben in Klein Schierstedt

Hochwasserschutz Hochwasserschutz: Still ruht der Graben in Klein Schierstedt

Von thorsten köhler 20.03.2014, 18:16
Der Flutgraben in Klein Schierstedt verdient seinen Namen nicht mehr.
Der Flutgraben in Klein Schierstedt verdient seinen Namen nicht mehr. Frank Gehrmann Lizenz

klein schierstedt/MZ - Von der Alten Siedlung drang das Hochwasser in den Ort. Dort wälzte sich die Welle an der Hauptstraße entlang zum Mühlgraben. Wo sich heute das neue Gerätehaus der Feuerwehr befindet, breitete sich ein großer See aus. Das war am 11. September 2011. Doch diese Bilder gehen dem Klein Schierstedter Ortsbürgermeister Klaus-Jürgen Herrmann nicht mehr aus dem Kopf.

Viele Teile des Ortes, die südlich der Wipper liegen, wie die Alte Siedlung, die Hauptstraße, die alte Schule oder die Insel, waren betroffen. Tagelang hatte es gedauert, bis die Schäden - vor allem der Schlamm - halbwegs beseitigt waren. „Den Schaden kann man nicht in Geld ausdrücken. Das war für uns das schlimmste Hochwasser nach 1994“, blickt Herrmann zurück.

Seitdem wird nach Lösungen gesucht, damit derartige Katastrophen in diesem Ausmaß verhindert werden können. Doch bisher hat sich so gut wie nichts getan. Auf den geplanten Ausbau des Grabens von Schackenthal nach Klein Schierstedt, der auf einer Länge von etwa zwei Kilometer renaturiert werden soll, wartet man vergeblich. „Am Grabensystem ist nichts gemacht worden“, ärgert sich der Klein Schierstedter Ortschef.

Planungen sind noch nicht abgeschlossen

Es habe zwar eine Bestandsaufnahme des Teils von Schackenthal bis zum Anschlussgraben in Klein Schierstedt gegeben, mehr aber nicht. Die Planungen sind noch immer nicht abgeschlossen. Dabei hatte „die Politik versprochen, schnellstmöglich nach Lösungen zu suchen“, sagte Herrmann. Bürokratie braucht offenbar viel Zeit.

„Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. Der naturnahe Ausbau erfolgt nach den gültigen EU-Wasserrahmenrichtlinien.“ Mehr war von Armin Koch vom zuständigen Unterhaltungsverband Wipper-Weida in Klostermansfeld auf Anfrage der MZ nicht zu erfahren. Das heißt im Klartext, der Beginn der Bauarbeiten steht derzeit noch nicht fest.

Graben ist in schlechtem Zustand

Die Europäische Union (EU) hat mit der seit Dezember 2000 gültigen Wasserrahmenrichtlinie in allen Mitgliedsstaaten der EU einheitlich geltende Umweltziele für den Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer aufgestellt und eine rechtliche Basis dafür geschaffen, wie das Wasser auf hohem Niveau zu schützen ist. Grundsätzlich gelten hinsichtlich des Zustands eines Gewässers sowohl ein Verbesserungsgebot als auch ein Verschlechterungsverbot.

Und mit dem „naturnahen Ausbau“ hat Klaus-Jürgen Herrmann so seine Probleme. Er befürchtet, dass das für einen aktiven Hochwasserschutz nicht reicht. „Sicherlich werden wir keine hundertprozentige Sicherheit haben, aber kleine Mengen sollten gefahrlos abfließen können“, betont er. „So werden offenbar Schäden billigend in Kauf genommen“, ist er unzufrieden mit dem geplanten Vorhaben. Aus seiner Sicht muss das Grabensystem schwerpunktmäßig im Bereich der Alten Siedlung auf das Niveau gebracht werden, wie es angelegt worden war. „Davon ist nämlich nichts mehr da“, kritisiert der Ortschef. Der Graben ist zudem verrohrt und überbaut.

Ähnlich sieht es auch sein Schackenthaler Amtskollege Lothar Gruber. Denn auch dieser Ort war im September 2011 vom Hochwasser betroffen. „Das Wasser kam von allen Seiten, weil Schackenthal in einer Senke liegt. Und wenn wir hier Hochwasser haben, ist es nur wenig später in Klein Schierstedt“, so Gruber. Deshalb steht auch für ihn fest, dass etwas getan werden muss. „Der Graben kann so wie er ist nicht bleiben. Deshalb hoffe ich, dass die Planungen zügig vorangehen“, sagte der Ortschef.

Im September 2011 lief der Schlamm durch Klein Schierstedt.
Im September 2011 lief der Schlamm durch Klein Schierstedt.
Archiv/ Gehrmann Lizenz