Helden des Alltags: Kids e.V. Bernburg Helden des Alltags: Kids e.V. Bernburg: "Wir sind plötzlich auch Lehrer"

Bernburg - Sie haben ohnehin schon alle Hände voll zu tun. Die Rede ist von den Menschen, die in der ambulanten und stationären Jugendhilfe sind. Doch während der Corona-Krise kommen auf die Erzieher und die Diplom-Sozialpädagogen in ihrem Berufsalltag ganz neue und vor allem umfangreichere Aufgaben als bisher zu.
„Ich kann vor meinen Kolleginnen und Kollegen nur den Hut ziehen, wie sie in dieser schwierigen Zeit den Job meistern. Das funktioniert nur dank des hervorragenden Teamworks“, brach die Geschäftsführerin von Kids e.V., Birgitt Weilbeer, eine Lanze für ihre Mitarbeiter. Die Bernburgerin ist bereits seit 20 Jahren in dieser Funktion tätig.
„Es ist eine völlig ungewohnte Situation für die Familien“
Die insgesamt über 200 Beschäftigten sind im ambulanten (sozialpädagogische Familienhilfe) und stationären Bereich (Außenwohngruppe mit Kindern und Jugendlichen) tätig. Die Arbeit wird von der stellvertretenden Geschäftsführerin Yvette Hesse (49) koordiniert. Sie ist wie alle anderen Bereichsleiter die Ansprechpartnerin für auftretenden Fragen und Probleme. Wegen der Schließung der Kindergarten und Schulen stehen die Mitarbeiter von Kids e.V. plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen.
„Es ist eine völlig ungewohnte Situation für die Familien. Die Kinder leben nun den ganzen Tag im Haushalt der Eltern, die dadurch noch mehr Unterstützung von unserer Seite benötigen. Das fängt beim Einkauf an und hört bei dem zu vermittelnden Lernstoff auf“, erzählte die 50-jährige Diplom-Sozialpädagogin Esther Regner, die mit ihren neun Kollegen insgesamt 45 Familien betreut und die normal anfallenden Hilfestellungen (Behördengänge, Ausfüllen von Formularen) weiterhin leistet.
„Wichtig ist, dass Struktur in den Familienalltag kommt“
Um etwas Licht in den grauen Familienalltag zu bringen, sind die Erzieher auch kreativ, fertigen beispielsweise Blätter zum Ausmalen sowie einen Koch- und Spielplan an, bringen Bastelanleitungen mit. Außerdem leisten sie Aufklärungsarbeit. Nicht jeder will oder kann verstehen, dass überflüssige soziale Kontakte unterbleiben müssen.
„Wichtig ist, dass Struktur in den Familienalltag kommt“, so Esther Regner, die mit ihren Kolleginnen auch am Wochenenden bei Anfragen telefonisch zu erreichen ist. Auf einen geregelten Tagesablauf kommt es auch bei der Außenwohngruppe in der Schachtstraße, in der zehn Kinder zwischen acht und 16 Jahren leben, an.
Die fünf Erzieher müssen dabei das Kunststück fertig bringen, Förder-, Haupt- und Grundschüler unter einen Hut zu bringen. „Die Betreuung ist seit der Schulschließung weitaus intensiver. Wir sind plötzlich auch Lehrer und haben die Kids in zwei Gruppen geteilt, um sie besser unterrichten zu können“, berichtete der Teamleiter der Außenwohngruppe, Jörg Fischer, der mit seinen Kollegen im Schichtdienst rund um die Uhr für die Kinder da ist.
Eines können die Erzieher ihren Schützlingen trotz aller Bemühungen jedoch nicht geben – den Kontakt zu ihren Freunden außerhalb der Wohnanlage. Die Kinder können sich derzeit nicht mehr bei Basketball, Fußball oder Leichtathletik austoben oder einfach nur mit Kumpeln an der Saale angeln gehen. „Wir haben direkt am Grundstück einen großen Garten. Der schafft ein wenig Abwechslung“, so Fischer, der mit seinen Mitstreitern versucht, das Beste aus der Situation für die Kinder zu machen.
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Informationen zur Corona-Krise gibt es auch hier:
https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html
https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html
https://www.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6
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