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Heizöl aus alten Autoreifen

Von Harald Vopel 07.08.2007, 17:18

Unseburg/MZ. - Als patentierte Weltneuheit stellte am Dienstag die Strügu GmbH & Co.KG aus dem niedersächsischen Otterstedt in Unseburg eine Anlage vor, mit deren Hilfe aus alten Autoreifen hochwertige Rohstoffe zurückgewonnen werden können. Und das unter umweltfreundlichen Bedingungen.

Bereits vor zehn Jahren hatte der Unseburger Unternehmer Dietmar Guschl begonnen, einen so genannten Reaktor zu bauen, in dem Autoreifen - egal mit oder ohne Felgen - unter Temperaturen bis zu maximal 600 Grad Celsius vergast werden können. Mit dem Geschäftsführer der Strügu GmbH & Co.KG, Martin Strüver, wurde nicht nur ein Entwicklungspartner, sondern auch ein Geldgeber gefunden, mit dessen Hilfe die Anlage in Unseburg zur Produktionsreife geführt wurde.

Durch einen von Wilhelm Brüske entwickelten, so genannten Cracker konnte die Ausbeute an zurückzugewinnenden Stoffen sogar noch erhöht werden. Während aus dem Reaktor zunächst nur Kohlenstoff und Stahl gewonnen werden konnten, wird durch die Verbindung mit dem Cracker auch das beim Vergasungsprozess anfallende Gas weiterverwertet. Dabei läuft der Prozess in einem geschlossenen System ab, ohne dass Stoffe an die Umwelt abgegeben werden. So könnten rund 95 Prozent der Inhaltsstoffe eines Altreifens beispielsweise als Diesel oder Heizöl zurückgewonnen werden, hieß es bei der Präsentation. Insgesamt soll die Rückgewinnung von acht unterschiedlichen Produkten möglich sein. Und die seien nach bestätigten Laboranalysen auch DIN-gerecht. Der Rest von fünf Prozent Feststoffen sei Bitumen, und selbst der könne im Straßenbau Verwendung finden.

Wo und wann eine solche Anlage wirtschaftlich zum Einsatz kommt, steht allerdings noch nicht fest. "Nach dem Abschluss der Entwicklungs- und Bauphase der produktionsfähigen ,Laboranlage' ist die Arbeit in Unseburg erst einmal getan", sagte Strügu-Geschäftsführer Strüver. Reaktorbauer Dietmar Guschl befürchtet außerdem, dass ein Genehmigungsverfahren für einen Standort in der Region viel zu lange dauern würde. Allerdings bot Staßfurts Bürgermeister Martin Kriesel seine Hilfe an.

Ein mögliches Einsatzgebiet sei zunächst Afrika, erklärte Wolfgang Michaelis, der dort bereits einiges an Management geleistet hat. Das bestätigte auch William Nutsua aus Togo, der das Projekt als Koordinator für Afrika bereits längere Zeit begleitet hat. "Wenn die Zusicherungen des G-8-Gipfels umgesetzt werden sollen, dann wäre die Förderung solcher Anlagen eine gute Gelegenheit. Rohstoffe sind in Afrika genügend vorhanden und die Menschen warten auf Arbeit", so William Nutsua.

Er verwies auch darauf, dass - wenn für ein solches Projekt genügend Finanzmittel zur Verfügung stehen - sofort mit dem Bau einer Anlage begonnen werden könne. Das Patent für die Rückgewinnungsanlage wurde übrigens auch in Afrika angemeldet.