Heiliger schwebt gen Himmel
Aschersleben/MZ. - Dort kommt die im Jubiläumsjahr des Gotteshauses frischsanierte Stephanusgruppe zum Tag des offenen Denkmals wieder auf ihren angestammten Platz.
"Dafür braucht man Fingerspitzengefühl", gesteht Dachdeckermeister Martin Fleischmann aus Welbsleben, der den 28 Meter großen, aber nicht ganz ausgefahrenen Kran bedient und die zweieinhalb Zentner schwere Steinfigur an lilafarbenen Gurten nach oben manövriert. Noch schwieriger haben es Steinmetz Jörg Gassel und Restaurator Fabian Belter auf dem rund zehn Meter hohen Gerüst, die den Heiligen und die beiden Steinewerfer an der Kirchenwand verankern. "Das ist eine total wacklige Angelegenheit da oben, weil auf dem Gerüst zwei Bohlen liegen, die bei der Arbeit unterschiedlich belastet werden", weiß Beate Skasa-Lindermeir. Die zuständige Restauratorin aus Niedersachsen hat die drei um 1460 entstandenen Figuren, die aus Sicherheitsgründen vor sechs Jahren abgenommen werden mussten, seit Mitte Juli wieder hergerichtet.
"Die waren komplett auseinandergebrochen", resümiert die Expertin und zählt die notwendigen Arbeiten auf: So wurden lose Teile angeklebt, das Innere mit Edelstahlarmierungen verstrebt, Risse verspachtelt und durch Regen entstandene Löcher geschlossen.
Als die Restauratorin die schwarze Kruste entfernt hatte, die das steinerne Trio zuvor noch ummantelte, entdeckte sie Ungewöhnliches: "Die Figuren sind hinten filigran und exakt gearbeitet, man kann sie umgehen und sie sind perfekt", zeigt sie auf den noch gut erhaltenen Faltenwurf der steinernen Kleider und das feingearbeitete Muster des Stoffes. Wenn Stephanus und die beiden Steinewerfer von Anfang an für die Fassade gedacht gewesen wären, hätte man das, so die Überzeugung der Fachfrau, nicht gemacht. "Dann wäre der hintere Teil nur glatter Stein oder grobbehauen gewesen", ist sie sich sicher.
Dass der Schutzheilige der Kirche und der erste Märtyrer des Christentums - Stephanus wirkte einst in Jerusalem als Armenpfleger und wurde wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus gesteinigt - nun wieder über dem Eingang der Kirche wachen kann, ist übrigens zahlreichen Spendern zu verdanken. Die haben die für die Sanierung notwendigen 47 000 Euro aufgebracht.
"Ich habe manches Mal gedacht, das schaffen wir doch nicht", gesteht Pfarrer Matthias Büdke und bedankte sich am Freitag bei allen Spendern und den Ideengebern für das 26 000 Teile umfassende Puzzle, das zu einem Preis von zwei Euro je Puzzleteil verkauft wurde und so das Spendengeld zusammenbrachte.