Haustür abschließen gegen Einbrecher? Haustür abschließen zum Schutz gegen Einbrecher?: Feuerwehr und Hausverwalter sind dagegen

Aschersleben - Nach einem Kellereinbruch in der Staßfurter Höhe hat die Polizei dazu geraten, zum Schutz vor Eindringlingen unter anderem die Haustür zu verschließen. Sie erntet dafür nun von mehreren Seiten Kritik.
Unmittelbar nach der Berichterstattung meldete sich ein Leser bei der MZ, der in einem Mehrfamilienhaus in der Juri-Gagarin-Straße wohnt und die Haustür aus Angst vor ungebetenen Gästen gern über Nacht zusperren wollte. Das sei ihm jedoch von der Hausverwaltung untersagt worden.
Wohnungsgenossenschaft gegen verschlossene Türen
Marcel Osterburg von der zuständigen Wohnungsgenossenschaft Einigkeit bestätigt das. „Es gibt immer mal wieder Diskussionen mit Mietern, denn früher war es Usus, dass sich Leute abends eingeschlossen haben“, so Osterburg.
Seit 2015 ist das jedoch verboten. Sein Urteil hatte das Landgericht Frankfurt am Main damit begründet, dass eine verschlossene Haustür den Fluchtweg behindert und Bewohner in Gefahr bringen kann, wenn sie den Schlüssel nicht rechtzeitig zur Hand haben.
Diese Brandschutzvorschrift versuche man bei der Wohnungsgenossenschaft Einigkeit umzusetzen, sagt Osterburg. Selbst wenn das unter Umständen weniger Schutz für das Eigentum bedeute. „Man muss sich auch selbst fragen: Was ist wichtiger - das Fahrrad im Keller oder im Brandfall schnell rauszukommen?“ Hier habe die Rettung von Leben eindeutig die größere Priorität.
Wie wichtig diese Regelung ist, hat sich laut Ascherslebener Ortswehrleiter Andreas Heinze Anfang Juli beim Brand in der Wilhelm-Bestel-Straße gezeigt. Im Hauseingang eines Mehrfamilienhauses hatte ein Kinderwagen Feuer gefangen. Binnen kürzester Zeit war das Treppenhaus mit dunklem Rauch gefüllt. 26 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht, 14 davon in Krankenhäusern behandelt werden.
Treppenhaus muss als Fluchtweg passierbar sein
Dass bei dem Feuer kein Bewohner lebensgefährlich verletzt wurde, ist laut Heinze vor allem dem Umstand zu verdanken, dass der Rettungsweg an diesem Abend frei war. „Die Leute sind über das Treppenhaus nach draußen geflüchtet“, schildert der Ortswehrleiter. „Wäre die Haustür verschlossen gewesen, hätten sie in der Falle gesessen.“
Denn in einer solchen Paniksituation reagierten Menschen instinktiv und seien nicht in der Lage, einen Schlüssel mitzunehmen und aufzuschließen. Sollte die Eingangstür dennoch versperrt sein, so Heinze, findet die Feuerwehr in jedem Fall einen Weg, um in das Haus zu kommen. Das sei aber deutlich zeitaufwendiger. „Die Anweisung der Hausverwaltung, das Zuschließen zu verbieten, ist daher vollkommen richtig.“
(mz)