Harz-Ring Reinstedt Harz-Ring Reinstedt: Grenzen im Auto erfahren
Falkenstein/Harz/MZ. - Jan Wusterhaus ist sich sicher: "So ein Fahrsicherheitstraining müsste Pflicht werden. Für jeden, der ungefähr seit einem halben Jahr den Führerschein hat." Der das sagt, ist nicht etwa der Eigentümer der Motorsportanlage "Harz-Ring" in Reinstedt, Ortsteil von Falken- stein / Harz, der sich freut, wenn Reifen auf dem Asphalt qualmen.
Er kommt auch nicht, wie etwa Dr. Wolfgang Kirkamm, von den Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (Ösa), die am Sonnabend in Reinstedt zu ihrem zwölften Fahrsicherheitstraining in diesem Jahr ganz normale Autofahrer eingeladen und den Spaß auch finanziert haben.
Die Forderung, das Training zur Pflicht zu machen, läge durchaus im Interesse der Ösa, bekennt Kirkamm, denn die Versicherung habe das Motto: "Lieber Schäden verhüten, statt Schäden vergüten." Er rechnet vor: Ein solches Fahrsicherheitstraining kostet die Ösa 2 500 Euro oder auch mehr. Wenn das Training hilft, auch nur einen einzigen Unfall zu verhindern, dessen Kosten die Ösa tragen müsste, ginge die Rechnung schon auf. "Und da rede ich noch nicht einmal vom Schlimmsten: dem menschlichen Leid", so Kirkamm.
Nein, für ihn, der auch die tausend Aufgaben erledigt, die mit der Vorbereitung und Veranstaltung eines solchen Trainings verbunden sind, ist die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen klar. Er bedauert dafür, dass das sonst nur noch Autohersteller und der ADAC anbieten. "Es gibt viel reichere Versicherungen als uns. Aber deren Gewinne erhalten die Aktionäre. Wir finanzieren mit dem, was übrig bleibt, solche und ähnliche Maßnahmen."
Der Spruch von Jan Wusterhaus könnte aber auch von Reinhard Bauer kommen. Er hat eine Fahrschule und ist zugleich ehrenamtlicher Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht des Landkreises Aschersleben-Staßfurt. Die Kreisverkehrswacht organisiert dutzende Veranstaltungen, um den Menschen von Kindesbeinen an sicheres Auftreten im Straßenverkehr beizubringen. Bauer unterstützte seinen Vereinskameraden Wolfgang Hochstein von der Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt auf der Rennstrecke bei dessen stundenlanger Arbeit im eisigen Wind. Sie wiesen die zwölf Teilnehmer in das Programm des Tages ein und erklärten, wie sie in bestimmten Momenten reagieren müssen, um sicher eine Gefahrensituation zu meistern. Sie wiesen auf die Tücken des Slalomfahrens und der Gefahrenbremsung, des Ausweichens unter erschwerten Bedingungen. Oder des Kurvenfahrens, das zur Gefährdung von Menschenleben führen kann, wenn spontan nur die Bremse getreten wird, statt auch sofort auszukuppeln und so die Antriebskräfte wegzunehmen.
Nein, die Überzeugung, an einem solchen Tag unschätzbar Wertvolles für ein langes und erfolgreiches Autofahrerleben gelernt zu haben, kam von einem ganz normalen 19-jährigen Mazda MX3-Fahrer, der seine und des Autos Grenzen im wörtlichen Sinne erfahren hat. Der, genau wie Harry Müller aus Thale, einen Volvo-Kombi-Fahrer, meint: "Das würde ich jedem Autofahrer raten. So wie hier kann man nirgends seine Grenzen testen."