Hakenkreuz-Schmierereien in Aschersleben Hakenkreuz-Schmierereien in Aschersleben: Der Schock an der Fachhochschule der Polizei sitzt tief
Aschersleben - An der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben sitzt der Schock tief. Bisher unbekannte Täter haben eine Wanderausstellung zum Thema „Die Opfer der NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ mit einem Hakenkreuz und einem Schriftzug beschmiert. Die Exposition, die auch im Landtag bereits zu sehen war, stand bis vorgestern im Foyer des Hörsaals - als visuelle Ergänzung von Lehrinhalten zum Rechtsextremismus.
Just in dem Moment, als die Sozialwissenschaftlerin und Ausstellungsmacherin Birgit Mair eintraf, um einen Vortrag zum Thema vor Studierenden und Lehrkräften zu halten, sind die Schmierereien - unter anderem ein 40 mal 40 Zentimeter großes Hakenkreuz - aufgefallen.
Die Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ ist von der Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair 2013 konzipiert worden. Birgit Mair ist Mitbegründerin des Nürnberger Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e.V. . Sie konzipierte unter anderem auch Wanderausstellungen über die Nürnberger KZ-Überlebenden Frank Rosenbach (1927 - 2012) und Josef Jakubowicz (1925 - 2013).
Die aktuelle Ausstellung umfasst 22 Tafeln und setzt sich mit den Verbrechen des NSU zwischen 2000 und 2007 sowie mit der gesellschaftlichen Aufarbeitung auseinander, nachdem der „Nationalsozialistische Untergrund“ 2011 aufgeflogen war. Unter anderem werden die Biografien der Opfer vorgestellt, auch Angehörige der Mordopfer kommen zu Wort. Außerdem befasst sich die Ausstellung mit den Bombenanschlägen in Köln sowie den Banküberfällen, bei denen unschuldige Menschen teilweise lebensbedrohlich verletzt wurden. Der zweite Teil beleuchtet die Neonaziszene der 1990er Jahre sowie die Hilfeleistungen an den NSU aus dem neonazistischen Netzwerk.
Rektor Frank Knöppler ist auch einen Tag später noch entsetzt. Eine so versteinerte Miene wie gestern kennt man so an ihm nicht. Er ringt um Worte für das Gefühl, das er beim Anblick der Schmierereien auszuhalten hatte. „Noch dazu, wenn man so eine Veranstaltung wie die geplante zur Aufarbeitung rechter Verbrechen vor Augen hat.“ Zunächst blieb ihm nur, sich bei der Ausstellungsautorin zu entschuldigen. Und natürlich werde man zumindest den entstandenen materiellen Schaden ersetzen.
Polizeiliche Maßnahmen zur Aufklärung
Noch am Dienstagnachmittag sind die polizeilichen Maßnahmen zur Aufklärung eingeleitet und Spuren gesichert worden.
Knöppler kann nicht ausschließen, dass Angehörige seines Hauses mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten. Aber: Auch wenn die Ausstellung nicht unmittelbar öffentlich zugänglich war und überwiegend intern genutzt wurde, wird die Fachhochschule natürlich frequentiert von Firmenmitarbeitern, die dort arbeiten, von Besuchern und Bewerbern. „Wir sind ein durchaus offenes Haus.“
Das Foyer zum Hörsaal ist nicht kameraüberwacht, dafür gibt es eine „gut funktionierende Einlasskontrolle an der Pforte zum Gelände. Wir wissen also recht genau, wer rein- und rausgeht“, so Knöppler, der momentan keinen Anlass sieht, an den Sicherheitseinrichtungen etwas zu ändern. „Allerdings werden wir Lehrveranstaltungen dazu nutzen, das Geschehen intensiv zu diskutieren. Das darf auf keinen Fall so unkommentiert stehen bleiben.“
Er und seine Mitarbeiter werden alles tun, um die Ermittlungen unterstützen, sagt er und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass die Täter gefunden werden.“ Nach Meinung von Frank Küssner, Erster Kriminalhauptkommissar bei der Polizeidirektion Nord, stehen die Chancen dafür nicht schlecht. „Der Tatzeitraum ist nicht sehr groß, und es sind Spuren gesichert worden“, sagte er gestern auf Anfrage, will aus taktischen Gründen aber nicht deutlicher werden. Die Ermittlungen werden vom Staatsschutz geführt, eine Ermittlungsgruppe hat die Arbeit aufgenommen. „Zu den Ergebnissen lässt sich jetzt aber noch nichts sagen.“ (mz)