Grauer Hof in Aschersleben Grauer Hof in Aschersleben: Erst Praktikant bei Tim Mälzer und jetzt Chefkoch

Aschersleben - Ein neuer Wind weht in der Schwarzen Küche des Grauen Hofs in Aschersleben. Wohl eher eine frische Brise. Denn der neue Chefkoch, Jens Richel, habe eine sehr gute, ruhige Ausstrahlung. Und so beschreibt ihn nicht nur der Geschäftsführer der Grauen Hof Unternehmergesellschaft, Ernst Karl vom Böckel - auch etliche Gäste können das bestätigen.
Seit knapp zwei Monaten ist der gelernte Koch ein Mitglied der Crew und am 1. September übernahm der 32-Jährige das Zepter des Chefkochs.
In der Schwarzen Küche des Grauen Hofs werde besonders darauf geachtet, dass in den Gerichten vor allem frische und regionale sowie saisonale Zutaten verwendet werden. Wenn möglich, versucht das Team Bio-Produkte zu kaufen und zu verarbeiten. Und letztendlich will es die Gerichte zu einem fairen Preis anbieten.
So hat der Graue Hof beispielsweise zwei regionale Bäcker, bei denen eingekauft wird, einen Wildlieferanten eine Ortschaft weiter, welcher das Wild selbst schießt, einen Gemüsehändler vor Ort, und Biokartoffeln werden auch aus der Region bezogen. Ebenso wird das Fleisch von Anbietern aus der Region gekauft.
Sein Weg bis dahin verlief bumeranggleich. Der Ausgangspunkt dabei war Aschersleben. Direkt nach der Schule machte Richel seine Ausbildung im Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum von Aschersleben, arbeitete dann im Restaurant „Körbchen“ und blieb somit in der Einestadt - vorerst. Denn nach einem Jahr Berufserfahrung trieb ihn die Lust, Neues zu probieren über die Grenzen der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts. „Ich wollte erst mal weg. Weg von den Eltern und rein in eine Großstadt“, erzählt Richel und wandelte seinen Gedanken in die Tat um. So packte er seine sieben Sachen und zog nach Hannover, wo er eine Festanstellung im Fischrestaurant „Frisch-Haus“ bekam. Einmal angekommen, blieb er dann auch gleich zehn Jahre und spezialisierte sich dort besonders auf die Zubereitung von Fischgerichten. „Da hab’ ich vieles gelernt und Spaß gemacht hat es mir auch“, so Richel. Doch wie das Leben manchmal so spielt: Die Liebe zu einer Ascherslebenerin zog ihn letztendlich doch wieder nach Hause.
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Aber bevor er zum Grauen Hof kam, legte er für ein Jahr einen Zwischenstopp in der Küche des Hotels „Thalmühle“ in Meisdorf ein - bis ihm eine Bekannte aus der Schweiz den Hinweis gab, dass im Grauen Hof ein Koch gesucht wird.
Nachdem das Vorstellungsgespräch mit dem Chef des Hauses positiv verlaufen ist, hatte Richel im Grauen Hof seine Stelle sicher. Schon kurze Zeit später erkannte Ernst Karl vom Böckel das Potenzial des 32-Jährigen und organisierte für den Koch mit Leidenschaft zum Detail prompt ein einwöchiges Praktikum in der Hamburger Bullerei von Tim Mälzer.
Dort durfte er in alle Betriebsabläufe des Restaurants hinein- schnuppern und optimierte dabei besonders die Abläufe bei den Zubereitungen, von Fleischgerichten angefangen bis hin zu Salatbeilagen: „Nicht zu viel Schnickschnack - aber ehrlich und fair“, beschreibt Richel die Philosophie von Tim Mälzer, welche auch vom Grauen Hof geteilt wird.
„Ohne Musik geht bei mir nichts“
So werden regionale sowie saisonale Produkte immer frisch zubereitet und die daraus entstehenden Gerichte zu einem angemessenen Preis angeboten.
„Die Erfahrung, die ich dort gemacht habe, lässt sich nur schwer beschreiben. Das muss man mal erlebt haben. Auf jeden Fall war es das echt wert gewesen und ich habe wieder viel gelernt, was ich auch im Grauen Hof umsetzen möchte“, schwärmt der 32-Jährige von seinem Praktikum in der Bullerei.
Besonders toll fand er, dass beim Kochen immer Discomusik bis 18 Uhr in der Küche lief, denn „ohne Musik geht bei mir nichts“, lacht er und bereitet Canapés zu den Klängen der Radiomusik im Grauen Hof zu.
Doch auch mit Musik sei der Job im Grauen Hof nicht zu unterschätzen: „Hier erwarten einen oftmals mehr als nur acht Stunden Arbeit. Wer hier tätig ist, der muss schon mit Leib und Seele dabei sein“, so vom Böckel. Richel bringe das allemal mit: „Er ist sehr interessiert und gewissenhaft. Man merkt, dass er etwas mit uns aufbauen und bewegen will.“ Dennoch sucht der Chef des Grauen Hofs noch einen weiteren dynamischen sowie kreativen Koch, welcher Jens unterstützen kann und sich mit ihm „fifty-fifty“ den Mittagstisch und das Abendgeschäft - und somit die anfallenden Arbeitsstunden - teilt. Denn momentan übernimmt der 32-Jährige noch beides mit zwei Beiköchen und einem Praktikanten an seiner Seite. (mz)
