Goldener Meisterbrief Goldener Meisterbrief: Beim Gesellenstück Frau fürs Leben gefunden
Aschersleben/MZ. - Er ist in Gatersleben groß geworden, sein Vater arbeitete in der eigenen Landwirtschaft. Nach der Schulzeit gab dieser ihm den Tipp, doch beim Schmiedemeister Fritz Mund in Gatersleben vorbeizuschauen und zu fragen, ob er da nicht seine Lehre machen dürfe. Das klappte, und bereits nach 14 Tagen durfte Willi Klaus beim Hufbeschlag mitmachen. "Ich habe viel geschaut, was die anderen machen. Und was die können, das kann ich auch, sagte ich mir damals", erinnert er sich.
Zur Gesellenprüfung ging es nach Aschersleben zum Schmiedemeister Häusler in die Geschwister-Scholl-Straße. Dort legte er nicht nur die Prüfung ab, die aus der Fertigung eines Hufeisens, einer Feuerzange und Werkzeugs bestand, er fand hier auch gleich die Frau fürs Leben. "Gerda war die Tochter des Schmieds", blickt er schmunzelnd zurück. Da auch sie oft in Gatersleben zu tun hatte, kamen sich die beiden näher. Doch der Krieg machte erst einmal Schluss mit den Treffen. Ein halbes Jahr nach der Prüfung wurde Willi Klaus Soldat.
Erst 1948, nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft in England, sah der junge Schmied seine künftige Frau wieder. Und weil ihre Freundschaft in Briefen noch vertieft worden war, stand fest, dass Willi Klaus künftig in der Schmiede in Aschersleben das Feuer schüren würde.
"Ich habe sofort angefangen zu lernen, eine Hufbeschlagschule mitgemacht und mich dann der Meisterprüfung gestellt", berichtet er. Hier musste er einen Stemmeisenschuh mit zugehöriger Kapsel fertigen. "Das ist ein Teil für einen Ackerwagen", erklärt er.
1952 übernahm er die Hufschmiede von seinem Schwiegervater und stellte sich ab 1953 auf den zunehmenden Fahrzeugverkehr ein. "Vormittags habe ich noch Pferde beschlagen, nachmittags Zuarbeiten für andere Unternehmen gefertigt und natürlich Teile für Autos hergestellt", so der Schmiedemeister. Bis 1960 bildete er auch Lehrlinge aus.
Noch 25 Jahre arbeitete der Meister allein in seiner Schmiede, bis er zur Wende, längst schon Rentner, aufhörte. Aber auch heute noch ist das Basteln in der Werkstatt - neben seinem großen Hobby, einem Schrebergarten, - seine liebste Beschäftigung. "Ich bin in meinem Beruf aufgegangen", sagt er. Viel Werkzeug aus seiner Schmiede ist heute im Wernigeröder Museum zu sehen. "Da ist es wenigstens gut aufgehoben", meint er, denn einen Nachfolger für seine Werkstatt hat es nie gegeben.