Gesuchter Soldat aus Aschersleben Gesuchter Soldat aus Aschersleben: Gustav Schreiber hat den Krieg überlebt

Aschersleben/MZ - Der Aschersleber Soldat Gustav Schreiber hat den Krieg offenbar überlebt. Die MZ-Leser nehmen großen Anteil am Schicksal des Mannes, der im I. Weltkrieg verwundet und von einer englischen Krankenschwester gesund gepflegt wurde. Die Familie dieser Schwester lebt heute in Australien und besitzt die Erkennungsmarke des Ascherslebeners. Diese würden sie den Nachkommen des deutschen Soldaten gern persönlich übergeben und haben die MZ gebeten, bei der Suche zu helfen.
Kaum war der Text in unserer Montagsausgabe veröffentlicht, erreichten die ersten Hinweise die Redaktion. Unklar war zunächst, ob der junge Mann den Krieg überhaupt überlebt hat und wenn ja, ob er nach Aschersleben zurückgekehrt ist. Frank Lehmann, ein Zeitungsleser aus Aschersleben, hat das Internet bemüht, um die Beschriftung auf der Erkennungsmarke zu entschlüsseln. Demnach diente der junge Mann im Ersatzbataillon des Reserve-Infanterieregiments 72 Korps Rekrutendepot 4861. „Gustav Schreiber wurde also vermutlich mit 17/18 Jahren, also Ende 1916, eher jedoch 1917 zu eben diesem in Aschersleben aufgestellten Ersatzbataillon eingezogen und erhielt die persönliche Nummer 4861“, schreibt er in einer E-Mail. „Laut Preußischer Verlustliste vom 16. Januar 1919, auf Seite 28?736, wird Gustav Schreiber aus Aschersleben, geboren am 1. Februar 1899, seit dem 30. September 1918 als vermisst gemeldet. Die Meldung kam vom Reserve Infanterieregiment Nr. 27. In seinem Fall bedeutet das, er blieb wohl verletzt und von seinen Kameraden unbemerkt im Kampfbereich zurück (daher vermisst). Die Engländer haben ihn dann wohl verwundet geborgen“, schreibt Lehmann.
Die Ascherslebenerin Ulrike Preden hat gleich nach dem Lesen des Beitrags in der MZ die Adressbücher durchforstet und ist fündig geworden. Dort ist ein Karl Schreiber, also wohl der Vater von Gustav, vermerkt. Er wohnte in der Oberstraße 3, der junge Soldat hat demnach noch zu Hause gewohnt. Gustav Schreiber wird 1925/26 im Wassertor 9 erwähnt. Da er als Pförtner geführt wird, ist zu vermuten, dass er im I. Weltkrieg eine Kriegsbeschädigung erlitten hat. Später zieht er in den Walkmühlenweg 55. „In diesem Siedlungsgebiet wurden in den 20er Jahren preisgünstige Häuser für Kriegsversehrte errichtet“, schreibt Frau Preden. Dort wohnte er offenbar bis 1947/48 oder länger. Auch Karl-Heinz Blisse hat die Adressbücher zu Rate gezogen und kam so ebenfalls darauf, dass Gustav Schreiber das Häuschen im Walkmühlenweg 55 nicht nur bewohnt, sondern auch besessen hat.
Weitere Hinweise können per E-Mail an [email protected] geschickt werden oder per Telefon unter der Nummer 03473/7990251.
