Geldinstitute Geldinstitute: Klimpergeld sorgt für Ärger

Aschersleben - 20 Euro Gebühr für das Einzahlen von Münzen? So viel soll die Harzer Volksbank seit Januar von ihren Kunden verlangen, wenn sie ihr Klimpergeld am Schalter einzahlen wollen.
So beispielsweise, wenn die Kirchen ihre Kollekten zur Bank bringen. „Aus verschiedenen Kirchenkreisen haben wir diese Rückinformation bekommen, besonders aus den Bereichen Wernigerode und Halberstadt“, bestätigt Jana Arndt, Bereichsleiterin Finanzen von der Verwaltung des Kirchenkreises Halberstadt, gegenüber der MZ.
Auch Geschäftsleute hätten diese Auskunft bekommen, als sie ihre Münzen am Schalter einzahlen wollten, beklagt Burkhard Gutsch. „Aber irgendwo müssen sie ja ihre Münzen loswerden.“
Bei vier Einzahlungen pro Woche wären dies schon 80 Euro an Gebühren. „Das ist Abzocke“, ist der Betreiber eines mobilen Imbisses in Thale überzeugt.
Missverständnis bei Mitarbeitern?
Heino Oehring, Vorstand der Harzer Volksbank, ist um Schadensbegrenzung bemüht und spricht gegenüber der MZ „von einem Missverständnis bei einigen Mitarbeitern“. Er relativiert: Seit dem 1. Januar nehme die Bank grundsätzlich nur bei größeren Bargeldeinzahlungen über 5.000 Euro ein Entgelt von 20 Euro und auch nur von den Geschäftskunden, wenn Geldscheine und Münzen am Schalter eingezahlt werden.
Dies hänge mit dem relativ hohen Aufwand zusammen. So muss das Bargeld gezählt, auf seine Echtheit geprüft und größtenteils an die Bundesbank abgeführt werden. Für Beträge unter dieser Grenze gelte: Lediglich die Kontoführungsentgelte zwischen null und maximal zwei Euro würden je nach Kontomodell anfallen.
Einzahlungen am Automaten weiter gebührenfrei
Dagegen seien Einzahlungen am Geldautomaten weiterhin gebührenfrei. Da es nicht überall diese Einzahlautomaten gebe - in Thale soll solcher für Geldscheine und in Quedlinburg zusätzlich für Münzen erst eingerichtet werden - bleiben diese Entgelte von bis zu zwei Euro für Einzahlungen unter 5.000 Euro für Privat- und Geschäftskunden zunächst auch für Schaltereinzahlungen bestehen.
Wer allerdings nach der Installation der Einzahlautomaten als Gewerbekunde umfangreiche Einzahlungen am Schalter vornimmt, wird mit 20 Euro zur Kasse gebeten.
Münzen sollten gesammelt werden
Geschäftskunden empfiehlt die Bank, Münzen zu sammeln, um sie anschließend an Standorten mit Einzahlungsautomaten kostenlos einzahlen zu können. Diese stünden künftig in jeder Regionaldirektion zur Verfügung.
„Diese Änderungen betreffen nur Geschäftskunden, keine Privatkunden. Sie zahlen für Einzahlungen am Schalter bis maximal zwei Euro - ob für Scheine oder Münzen“, betont Oehring.
Übrigens, so sagt er weiter: „Für Kinder, Schüler und Studenten bis 25 wird zudem ein grundsätzlich kostenloses VR-Start-Girokonto bereitgestellt. Sie bezahlen also für Bareinzahlungen nichts.“ Dasselbe gilt auch für VR-Premium-Kontoinhaber.
Wie handhaben es die anderen Geldinstitute mit Münzeinzahlungen?
Die Salzlandsparkasse: „Seit 1. Januar 2017 berechnen wir Entgelte für Hartgeldtransaktionen ausschließlich für gewerblichen Kunden“, sagt Stefan König, Leiter des Vorstandssekretariats. Die Annahme und Abgabe von Münzgeld, die damit verbundene Aufbereitung, Verwahrung und der Transport verursachten viel Arbeit und damit Kosten. Die Annahme der Münzen erfolgt entweder in Rollen oder in sogenannten Safe-Bags. „Wir praktizieren hier eine Einzahlung des Vertrauens“, so König. Die eingereichten Taschen werden in der Hauptkasse maschinell gezählt und der Gegenwert dem Kundenkonto gutgeschrieben.
Die Geldzählautomaten in den Geschäftsstellen seien weitgehend verschwunden. Reparaturanfälligkeit und stark rückläufige Nutzerzahlen machten den Weiterbetrieb unwirtschaftlich, erklärt König.
Die Commerzbank: Laut Sabine Schanzmann-Wey, Regionalsprecherin der Commerzbank, gibt es bei dem Geldinstitut, das in Aschersleben eine Filiale betreibt, zwei Möglichkeiten, Geld einzuzahlen. So können die Bankkunden am Geldeinzahlautomaten Bargeld - auch Münzen - kostenfrei einzahlen. Bei größeren Mengen an Münzen kommen hier ebenfalls die Safe-Bags zum Einsatz. Hier gebe es mit den Kunden „individuelle Vereinbarungen über die Höhe der Gebühren“.
Die Deutsche Bank: Bei der Deutschen Bank, die unter anderem eine Filiale auf dem Markt in Aschersleben unterhält, können keine Münzen eingezahlt werden, teilte ein Sprecher der Bank auf Anfrage der MZ mit. An den Ein- und Auszahlungsautomaten der Deutschen Bank können Kunden nur Banknoten auf ihr Konto einzahlen.
Am Schalter, der nächste befindet sich in Aschersleben oder Wernigerode, werde Münzgeld grundsätzlich „in jeder Form angenommen“, bei größeren Mengen jedoch in gerollter Form oder lose in Safe-Bags zur Gutschrift nach Auszählung. Münzgeldeinzahlungen durch Privatkunden der Deutschen Bank auf das eigene Konto seien grundsätzlich kostenfrei.
Für Bareinzahlungen zugunsten Dritter auf Konten bei der Deutschen Bank falle ein Entgelt von fünf Euro an. Für zum Inkasso eingereichte Safe-Bags werde ein Entgelt von zehn Euro je Safe-Bag berechnet.
Die Postbank: „Die Annahme von Kleingeld bieten wir unseren Kunden, die ein Giro- oder Sparkonto bei der Postbank führen, entgeltfrei an“, sagte Tim Rehkopf von der Pressestelle der Postbank. In den Filialen könnten die Kunden gerolltes Kleingeld in handelsüblichen Mengen entgeltfrei auf das eigene Konto einzahlen. Bei dem Begriff „handelsüblich“ orientiere man sich am Münzgesetz, welches von 50 Münzen je Kunde ausgeht. Der eingezahlte Betrag werde dem Postbank-Konto noch taggleich gutgeschrieben.
Zusätzlich bietet die Postbank für das Bareinzahlen von Münzgeld an immer mehr Standorten Geldautomaten mit kostenloser Einzahlfunktion für Münzen und Geldscheinen an. Der nächste steht derzeit allerdings noch in Braunschweig oder Halle. (mz)
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Seit Anfang 2015 müssen Geldinstitute angenommene Euro-Münzen vor der Wiederausgabe auf die Echtheit prüfen. Ausschlaggebend dafür ist eine Verordnung der Europäischen Union.
Mit dieser Verordnung, die in die sogenannte Bargeldprüfverordnung der Deutschen Bundesbank mündete, soll der ständig steigende Umlauf von Falschmünzen gesenkt werden.
Diese Regelung führte bei zahlreichen Kreditinstituten letztlich jedoch zu einer Gebührenerhöhung bei Einzahlung von Hartgeld, weil nun auch die Münzen auf Echtheit geprüft werden müssen. Im Jahr 2016 wurden 33.000 falsche Münzen im deutschen Zahlungsverkehr festgestellt. 2015 lag das Aufkommen bei 34.000 falschen Münzen, teilte die Bundesbank mit. Damit entfielen rechnerisch vier falsche Münzen auf 10.000 Einwohner.
79 Prozent der gefälschten Münzen sind zwei Euro Stücke. Bei den Geldscheinen ist der 50-Euro-Schein mit einem Anteil von über 60 Prozent die am häufigsten gefälschte Banknote.