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Gaensefurther Schlossquelle Gaensefurther Schlossquelle: Dunkle Wasser-Wolken im Anzug

Von Uwe Kraus 17.09.2014, 17:27
Horst Braunisch (links) zeigt Minister Möllring die Abfüll-Anlage.
Horst Braunisch (links) zeigt Minister Möllring die Abfüll-Anlage. von Bose Lizenz

Gaensefurth - „Gans stark für die Region“, der Slogan ist für Hans-Georg Wüllner (80), der vor 23 Jahren die Gaensefurther Schlossquelle in Hecklingen übernahm und zum Marktführer für Mineralwasser in Sachsen-Anhalt ausbaute, Herzenssache. „Der Aufbau hier vor Ort hat Spaß bereitet, wir haben eine tolle Mannschaft aufgebaut. Das war bis hin zur neugebauten Sporthalle ein gutes Miteinander von uns und der Stadt Hecklingen.“

Wüllner hat den Sitz einer seiner Gesellschaften sogar nach Gaensefurth verlegt, weil der Bürgermeister Gewerbesteuern angemahnt habe. „71400 Euro sind damit nun nach Hecklingen geflossen“, rechnet der Eigner vor. „Doch momentan fangen wir hier eine Klatsche nach der anderen.“

Als am Mittwoch Landeswirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) die Firma besucht, erfährt er, dass seither viel Wasser geflossen sei - in die Glas- und PET-Flaschen, aber vor allem durch die Rohre, „die wohl für Bielefeld angemessen sind, doch nicht für den Brunnen hier“. Die Firma liegt mit dem Wasser- und Abwasserverband über Kreuz, denn „überhöhte Rechnungen für Abwassergebühren“ flatterten in die Firma. Bei den Gesprächen mit dem kommunalen Zweckverband kam nichts heraus, Forderungen wurden zwar zurück- genommen, aber Säumniszuschläge eingefordert, „mit 12,6 Prozent verzinst“, berichtet Geschäftsführer Horst Braunisch dem Minister.

Jetzt läuft ein Normenkontrollverfahren. „Die Summe steckt uns als mittelständischem Unternehmen mächtig in den Knochen“, gesteht Hans-Georg Wüllner. „Da fragen mich natürlich meine Gesellschafter, ob es sich lohnt, hier weiter zu investieren oder mit der PET-Abfülllinie woandershin zu ziehen.“ Am Standort Güstrow seien die Konditionen deutlich besser. Investiert hat das Unternehmen, das 127 Mitarbeiter tarifgerecht entlohnt, gerade erst wieder in zwei moderne Blasmaschinen zu zwei Millionen Euro und die Etikettiermaschine zu 750000 Euro. Während am Stammort Bielefeld die Stadt stolz auf ihren Carolinenbrunnen sei, müsse in Gaensefurth selbst das geförderte Mineralwasser bezahlt werden. „Mal abgesehen von den 2,65 Millionen Euro, die wir schon an den Zweckverband für Abwasser überwiesen haben“, so Wüllner.

Eigentlich ein Fall für den Umwelt- und Innenminister, doch der Chef des Wirtschaftsressorts bietet sich an, dass sein Haus moderierend dabei sein wird. Die Landespolitik könne aber nicht in die Arbeit der kommunalen Verbände reinreden. Die Verbandsversammlung müsste ein großes Interesse an so einem Unternehmen, das zu den potenten Zahlern gehört, haben. Minister Möllring verweist auf die 60 Landes-Fördermillionen zur Teilentschuldung der Wasserverbände. Während Hans-Georg Wüllner ob der angekündigten elf Millionen Euro, die bis 2016 „nacherhoben“ werden sollen, hofft, dass sein Unternehmen dadurch nicht weitere Nachteile gegenüber Mitbewerbern bekommt. (mz)