Frose Frose: Welche Schule schließt im Seeland?

Frose/MZ/gin - Eigentlich hatte Heidrun Meyer noch ein wenig Hoffnung, dass das Land es sich am Ende doch anders überlegt. Aber diese Hoffnung wurde am Mittwochabend im voll besetzten Schützenhaus von Frose vollends zerschlagen. Michael Eckert, Referent für Schulentwicklungsplanung aus dem Kultusministerium, machte nämlich eindeutig klar: Die neue Verordnung des Landes, die für Grundschulen künftig eine Mindestschülerzahl von zunächst 60 und dann 80 festschreibt, ist in der vergangenen Woche öffentlich verkündet worden und damit in Sachsen-Anhalt nun geltendes Recht.
Für die Stadt Seeland bedeutet das, dass die in den letzten Wochen durchgespielten Schreckszenarien Wirklichkeit werden. Denn keine einzige der Grundschulen würde nach diesen Forderungen überleben. Der Stadtrat hatte deshalb nach hitzigen Diskussionen die Empfehlung ausgesprochen, die Grundschulen in Frose und Hoym zu schließen, die Kinder künftig in Nachterstedt beschulen zu lassen. Der Gaterslebener Grundschule sollten dagegen die Kinder aus Friedrichsaue und Schadeleben „zugesprochen“ werden. Eine Variante, die unter vielen Eltern und Lehrern riesige Betroffenheit ausgelöst hatte.
Und so war der Saal im Froser Schützenhaus, in den zu einer Informationsveranstaltung zur Schulentwicklung eingeladen wurde, dann auch bis auf den letzten Platz besetzt: Alle Lehrer, Erzieherinnen und Stadträte waren gekommen, viele Eltern und Ortschaftsräte - aus sämtlichen Ortsteilen der Stadt. Mit dabei auch Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU), Landtagsabgeordneter Bernward Rothe (SPD) und Bürgermeisterin Heidrun Meyer, die Rede und Antwort stehen wollten.
„Es ist noch nichts beschlossen, wir wollten aber mit einem gewissen Konzept in die Öffentlichkeit gehen“, erklärte die Bürgermeisterin, warum sich der Stadtrat zuvor hinter verschlossenen Türen für die Schließung zweier Schulen ausgesprochen hatte. Vor allem von der Schulleiterin aus Hoym gab es dafür Kritik. „Es hieß, wir wollten zuerst ins Gespräch kommen, im Vorfeld gemeinsam nach Möglichkeiten suchen“, erklärte Sigrid Stucki. Schließlich könnten doch gerade die Lehrer die für eine solche Entscheidung notwendigen Details liefern. „Doch ich habe das Gefühl, dass die Geschichte schon beschlossen ist.“
Diese Vermutung hatten auch andere Gäste und kritisierten, dass lediglich die Förderung der Turnhalle, die in Nachterstedt gebaut werden soll, die Grundschule dort unantastbar mache. Doch aus den Reihen der Zuhörer kam nicht nur Kritik, sondern auch viele Vorschläge, die sich die Stadträte nun durch den Kopf gehen lassen wollen. Auch das Gespräch mit den Lehrern ist geplant.
Vorschlag 1: Frose bekommt die Kinder aus Friedrichsaue und Schadeleben. Platz sei genügend vorhanden, schließlich wurden in dem Schulhaus zu DDR-Zeiten Mädchen und Jungen von der vierten bis zur zehnten Klasse unterrichtet, mit 30 Kinder starken Klassen, teilweise sogar zweizügigen Jahrgängen. Laut Bürgermeisterin geht das aber nicht, weil die 80er Marke selbst mit den zusätzlichen Kindern aus Friedrichsaue und Schadeleben unterschritten bleibt.
Vorschlag 2: Die für 2,3 Millionen Euro sanierte und gut strukturierte Grundschule von Hoym bleibt erhalten und bekommt die Kinder aus Frose und Nachterstedt. Dass hier nicht genügend Kapazität sei, widerlegten Schulleiterin und ein Ortschaftsrat. Es gebe ein zweites Haus mit mindestens sechs Klassenräumen, das derzeit vom Schloss genutzt wird, aber jährlich kündbar sei.
Vorschlag 3: Gatersleben, das genügend Platz besitze, wird zum Grundschul-, Nachterstedt zum Sekundarschulstandort ausgebaut. So hätten die Kleinen ihre Ruhe und es gebe keine Probleme mit den unterschiedlichen Schulzeiten der beiden Einrichtungen. Zur Zeit nutzt die Sekundarschule auch Räume in der Grundschule.