Friedhof in Frose Friedhof in Frose: "Pfand-Kannen" sorgen für Ärger

frose/MZ - Die Aufregung war mehr als groß, als die älteren Damen auf dem Froser Friedhof kopfschüttelnd vor den Gießkannen standen. Denn die waren plötzlich angeschlossen. Wie das System funktionierte? Sie hatten keine Ahnung. Nirgendwo war etwas erklärt. Geld hatten sie nicht mit. Warum auch? Und auch der Einkaufswagenchip, den sie zufällig in der Tasche hatten, half hier nicht weiter. Die Kannen waren einfach nicht abzubekommen und der Ärger verständlicherweise riesengroß.
„Das ist wirklich schiefgelaufen“, gibt Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer auf MZ-Nachfrage zu. „Wir hätten die Bürger rechtzeitig über das neue System informieren müssen“, weiß sie selbst und hat das zuständige Amt angewiesen, dies sofort nachzuholen. Nun sind an den Friedhofsaushängen Informationsblätter angebracht, die erklären, dass die Kannen mit einem Zwei-Euro-Stück aus ihrer Verankerung zu lösen sind. Das „Pfandgeld“ - in etwa der Wert der Gießkannen - gibt es nach Nutzung der Kannen zurück.
Gießkannen werden gestohlen
„Das mussten wir einfach machen“, erklärt Heidrun Meyer. Denn in der Vergangenheit seien die Kannen, die an den Wasserstellen standen und mit deren Hilfe die Bürger die Pflanzen auf den Gräbern gießen konnten, immer wieder gestohlen worden. „Zudem waren die alten Zinkkannen einfach viel zu schwer und die neuen Plastekannen verschwinden noch viel schneller.“
Deshalb wurde dieses „Kannen-Pfand-System“ bereits vor einiger Zeit auf dem Hoymer Friedhof eingeführt. „Auch mit Anfangsschwierigkeiten“, weiß die Bürgermeisterin, aber inzwischen funktioniere das dort sehr gut. „Die Anlage hat sich bewährt.“
Eine andere Sache, die die Verwaltung ärgert, ist die illegale Müllentsorgung auf den Friedhöfen der Stadt. Eigentlich seien die Container dort nur für den Grünschnitt und die alten Blumen vom Friedhof gedacht. „Doch wie es aussieht, kommen Leute extra mit ihrem Müll zum Friedhof, um den dort regelmäßig zu entsorgen“, schüttelt die Bürgermeisterin verständnislos den Kopf.
Die Folgen von diesem Mülltourismus seien schwerwiegend: „Zum einen locken die Essensreste Ratten an, zum anderen muss der Müll mühselig sortiert und dann kostenpflichtig entsorgt werden“, weiß das Ordnungsamt und befürchtet, dass dies am Ende die Angehörigen der Verstorbenen ausbaden müssen. Denn früher oder später schlage sich das auf die Friedhofsgebühren nieder.
Das Ordnungsamt bittet deshalb auch, Kunststoffe und nicht verrottbare Wertstoffe in den extra bereitgestellten Behältern zu entsorgen. In den Container gehören nur Grünschnitt und alte Blumen.
Deshalb wurde sie nun auch auf den Friedhöfen in Frose und Nachterstedt installiert. Dass die Unwissenheit bei den Froser Friedhofsgängern Ärger ausgelöst hatte, bedauert sie. „Am Wochenende standen noch beide Arten, die neuen und die alten Kannen, am Montag wurden die alten dann weggeholt, nach der Beschwerde aber sofort wieder hingebracht“, berichtet sie und hofft, dass sich das neue System schnell einspielt.
In Schadeleben, Friedrichsaue und Gatersleben soll es übrigens ebenfalls noch installiert werden. Als Zeitrahmen dafür macht die Seeland-Bürgermeisterin Ende Juli fest.