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Freckleben Freckleben: Gespannpflüger ermitteln Landesmeister

Von Uwe Kraus 20.09.2015, 16:34
Ulrich Reinicke aus Drohndorf zieht die erste Furche.
Ulrich Reinicke aus Drohndorf zieht die erste Furche. Frank Gehrmann Lizenz

Freckleben - „Ein Freizeitpferd im Stall haben, das gibt es ja noch vergleichsweise oft, aber Pferde zum Anspannen, die noch den eigenen Boden bearbeiten, auf dem ihr Futter wächst, das gewinnt zunehmend Seltenheitswert“, erläutert Wolfram Kiefer. Er organisiert von Anbeginn das Gespannpflügen, das am Wochenende nahe Freckleben zum 14. Mal stattfand. „Beim ersten Mal traten sechs Gespanne an und jedes Pferd bekam einen Sack Hafer“, erinnert er sich an das Jahr 2002.

Unter dem Dach der „Interessengemeinschaft Zugpferde“ organisierte der Reit- und Fahrverein Mehringen und Umgebung am Sonntag die Landesmeisterschaften in der Feldflur Freckleben. Besonders dankbar sind Organisatoren wie Teilnehmer dem Landwirt Werner Spanjer, der die „Wettkampffläche“ zur Verfügung stellt. Zudem könne man so einen Wettkampf ohne die zehn Sponsoren nicht ausrichten.

Zehn Meter breit und 40 Meter lang ist das Areal, das die Teilnehmer mit ihren Gespannen zu bearbeiten haben. Die Jury mit Martin Lange aus Westeregeln an der Spitze, zu der auch Uwe Klietz (Westeregeln), Thorsten Reinicke (Arnstein) und Albrecht Knoblauch (Klein Schierstedt) gehören, schaut genau hin. Sie bewertet die ackerbauliche Arbeit, die Güte von Spalt- und Schlussfurche sowie den Zusammenschlag.

Die Teilnehmer müssen alles zeigen, was ein Ackerbauer können muss. Der Boden eignet sich recht gut dafür, er ist nicht zu ausgetrocknet. Dabei gilt es, Geschicklichkeit, Augenmaß, Gelassenheit und Harmonie zwischen Mensch und den Rössern zu beweisen.

„Brrr“, „hü, hott“, „langsam“, oder „In die Furche!“ - so bringen die Gespannführer auf dem Feld ihre Tiere in die Spur. Eines der beiden Zugtiere gehe „auf dem Land“, das andere sei das „Furchenpferd“, erklären die Experten einigen der rund 150 Zuschauern, die mal in der Sonne stehen, mal den Schirm aufspannen. 13 Gespanne pflügen nach dem von Jörn Küster aus Freckleben auf der Trompete geblasenen Startsignal ihre Flächen.

Viele der Gespannführer kennt man von vorigen Wettkämpfen. Sandro Zieschang reiste 233 Kilometer aus der Nähe von Bautzen an, Friedel Schulze aus Groß Quenstedt bei Halberstadt lässt es sich auch mit 78 Jahren nicht nehmen, die alte Technik zu pflegen, die früher ganz selbstverständlich zum Alltag der Bauern gehörte. Das Pflügen macht ihm und den anderen Mitgliedern der „Interessengemeinschaft Zugpferde“ einfach Spaß. Kein leichter Spaß, „denn es ist nicht so leicht“, wie es aussieht, eine gerade Furche zu ziehen und auch noch die Kammfurche sichtbar zu hinterlassen. „Da hat er aber einen Hacker hinterlassen“, kommentiert Wolfram Kiefer die vom Sachsen Zieschang gezogene Spaltfurche. Das könnte Punktabzüge bringen.

Der Wettkampf bei Freckleben ist für Sachsen-Anhalts Teilnehmer wichtig. Gilt er doch nicht nur als Landesmeisterschaft, sondern auch als zweite Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften im kommenden Jahr. So zeigen auch Steve und Ulrich Reinicke aus Drohndorf mit ihren Kleinpferden den Juroren ihr Können in der Furche.

Die Pferde sind Schwarzwälder, Haflinger, Deutsche Reitponys und Edles Warmblut. Den Pflug, den sie hinter sich herziehen, müssen ihre Besitzer selbst mitbringen. „Da ist wohl keiner dabei, der nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde“, schätzt Wolfram Kiefer ein. Da wird so manches alte Schätzchen aus der Scheune geholt, aufpoliert und noch einmal richtig geschärft. So fühlt sich mancher Besucher in die bäuerliche Welt vor 60 und mehr Jahren zurückversetzt.

Und wie beim Pferderennen, konnte beim Gespannpflügen bei Freckleben auch gewettet werden. Am „Wettschalter“ am Feldrand wartete dann als Preisgeld ein Fleischpaket des örtlichen Schlachters. (mz)

Auf einem Feld bei Freckleben fand die Landesmeisterschaft statt.
Auf einem Feld bei Freckleben fand die Landesmeisterschaft statt.
Frank Gehrmann Lizenz