Frauenhaus Aschersleben Frauenhaus Aschersleben: Ins Leben zurück

Aschersleben/MZ - Ein Drittel aller Frauen weltweit werden nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation Opfer häuslicher Gewalt. „Und diese findet in allen Gesellschaftsschichten statt“, weiß Monika Pech aus Erfahrung. Denn sie ist die Leiterin des Ascherslebener Frauenhauses, dessen 20-jähriges Bestehen vor wenigen Tagen begangen wurde.
Dort fanden seit 1993 immerhin 612 Frauen und 566 Kinder Zuflucht und Hilfe. Insgesamt haben sogar 2 686 Frauen in dieser Zeit eine Beratung in Anspruch genommen. Denn mit der Öffnung des Frauenhauses wurde zeitgleich auch eine soziale Beratungsstelle eingerichtet. Die meisten dieser Hilfesuchenden waren seelisch wie auch körperlich misshandelt worden.
"Manchmal reicht der Platz kaum aus"
„Wir sind froh, dass wir dieses große Haus zur Verfügung haben. Es war damals die richtige Entscheidung gewesen, das Haus auszubauen. Das belegen die Zahlen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aschersleben, Angela Böttcher.
Mit fünf Frauen, die im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beschäftigt waren, konnte die damalige Gleichstellungsbeauftragte Erika Schwerke das Haus einrichten. Seitdem wird dieser Zufluchtsort viel genutzt. „Manchmal reicht der Platz kaum aus“, so die Leiterin weiter. So hätten schon einmal zwölf Frauen mit ihren Kindern dort einen Zufluchtsort gefunden. Eigentlich ist es nur für acht Frauen und 16 Kinder ausgelegt.
Jede Bewohnerin mit Kind erhält ein eigenes Zimmer. Es gibt ein gemeinsames Wohnzimmer, Kinderzimmer mit viel Spielzeug, eine gemeinsame Küche und einen Hof, auf dem ein Spielplatz angelegt ist. „Und es gibt ein Hausaufgabenzimmer. Dort können sich die Kinder zurückziehen und lernen“, erklärt Angela Böttcher weiter. Kompetente Hilfe bekommen sie von Frauenhaus-Mitarbeiterin Kathrin Haase, die sich extra dafür zur Elementarpädagogin hat ausbilden lassen. „Wir haben bemerkt, dass die Kinder einen erheblichen Förderbedarf haben. Zum Beispiel ist die Sprache völlig in den Hintergrund gerückt“, berichtet sie.
Zwischen einem Vierteljahr bis zu einem halben bleiben die Frauen in dem Haus. In dieser Zeit helfen ihnen die Mitarbeiterinnen bei Behördengängen, bei der Suche nach einem Platz in einer Kindereinrichtung sowie bei allen Dingen, die dazu beitragen, wieder in das normale Leben zu finden. Klappt das, dann habe sich alle Mühe gelohnt und Monika Pech und ihre Mitarbeiterinnen haben einen Grund, sich zu freuen. Allerdings schaffen das nicht alle Frauen. Es gebe viele Gründe, warum die Frauen wieder zu ihrem Mann zurückgehen. „Oft hören wir, dass sie den Kindern nicht den Vater nehmen wollen und kehren zurück“, berichtet sie aus der Erfahrung. Manche der Frauen haben schon mehr als einmal die Zuflucht im Frauenhaus gefunden. „Seit das Frauenhaus in die Öffentlichkeit getreten und die Nummer des Notruftelefons bekannt ist, ist die Hemmschwelle gesunken, sich Hilfe zu suchen“, sagt Angela Böttcher. So brauchen die Frauen nicht erst die Polizei zu rufen, denn das Telefon ist 24 Stunden besetzt.
Auf Spenden angewiesen
Das Frauenhaus ist eines von zwei, die sich noch in Trägerschaft der Kommune befinden. Die Betriebs- sowie Personalkosten werden von der Stadt getragen. Fördermittel gibt es vom Kreis und vom Land. „Ansonsten sind wir auf Spenden angewiesen. Wir werden von regionalen Unternehmen unterstützt“, so Angela Böttcher. Zudem sei es auch schon vorgekommen, dass das Frauenhaus mit einer Erbschaft bedacht wurde. „Wir sind dankbar über Spende. Das hilft uns, das Frauenhaus zu erhalten“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.