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Drehen, Bohren, Fräsen Förderanlagenbau in Aschersleben: Rulmeca nimmt ein neues Fertigungszentrum in Betrieb

Von Detlef Anders 23.05.2019, 11:56
Drei solcher Drehmaschinen bilden die neue Produktionsstrecke bei Rulmeca. Mathias Schöps und Thomas Müller (vorn) bedienen sie.
Drei solcher Drehmaschinen bilden die neue Produktionsstrecke bei Rulmeca. Mathias Schöps und Thomas Müller (vorn) bedienen sie. Frank Gehrmann

Aschersleben - „Die Drehmaschine kann auch bohren und fräsen. Sie ist sehr vielseitig“, lobt Mathias Schöps. Gleich drei davon stehen in der Produktionshalle in der Wilslebener Chaussee. Schöps und Thomas Müller, beide sind Dreher, sind richtig stolz auf ihre neuen „Babys“. Die sind allerdings einige Tonnen schwer.

Investitionsbank Sachsen-Anhalt gab Zuschuss von 500.000 Euro

Die drei Drehmaschinen des Werkzeugmaschinenherstellers Emco bilden das neue Fertigungszentrum der Ascherslebener Firma Rulmeca Germany. Am Mittwoch wurde dies mit einem offiziellen Knopfdruck durch Matthias May als Vertreter der Stadt, Stefan Hansch, Geschäftsführer der aus Österreich stammenden Emco-Gruppe, und Rulmeca-Chef Tobias Badtke in Betrieb genommen.

500.000 Euro, das ist ein Drittel der Investitionssumme, wurden von der Investitionsbank des Landes aus dem Programm „Sachsen-Anhalt Energie“ gefördert. Erstmals profitiert Rulmeca von solch einer hohen Förderung.

Die neuen Maschinen haben eine wesentlich höhere Effektivität, betonte Badtke. Die Durchlaufzeit habe sich halbiert. Gerade dort, wo die Firma Wachstumspotenzial in den nächsten Jahren sieht, seien die Maschinen wichtig.

Neue Maschinen sind doppelt so schnell, verbrauchen jedoch nur 60 Prozent der Energie ihrer Vorgänger

Im Vergleich zu den bisher genutzten 20 Jahre alten Maschinen sparen die Neuanschaffungen mehr als 60 Prozent Energie. „Wir leisten mit einer Reduzierung von mehr als 100 Tonnen Kohlendioxid einen Beitrag zur Nachhaltigkeit“, betonte Badtke.

Rulmeca baut für Förderanlagen Trommelmotoren in unterschiedlichsten Größen, Tragrollen und Rohtrommeln. Komponenten, die für Förderanlagen in der ganzen Welt benötigt werden. Ob beim Schüttgut im Bergbau, in Häfen oder Kraftwerken sowie der Lebensmittelindustrie; für Stückgutbeförderung in großen Postverteilzentren oder auf Flughäfen wie in London Heathrow.

Bei Schüttgut sei die Firma im Bereich der Rulmeca-Gruppe Weltmarktführer. „Kunden auf der ganzen Welt haben Vertrauen in unsere Produkte, die sich durch Qualität und Langlebigkeit, und am Ende des Tages durch Kundennutzen auszeichnen. Das ist das, was uns stark macht“, so Badtke. Rulmeca liefert in die USA, Kanada, Australien, Thailand, Indonesien sowie die Heimatregion Deutschland und Österreich genauso wie nach Russland und in die Ukraine.

Bei Rulmeca in Aschersleben arbeiten zurzeit 245 Menschen

Derzeit hat die 1850 in Aschersleben gegründete Firma, die auch die Wende mit ein paar Beulen überstand und nie in Insolvenz geriet, 230 fest angestellte Mitarbeiter. Dazu kommen 15 Mann von Leiharbeitsfirmen. Sie erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von rund 40 Millionen Euro.

Nach der Insolvenz der Firma Schieß ist Rulmeca der größte gewerbliche Arbeitgeber Ascherslebens, berichtete Badtke stolz. Er sagte nicht nur der Herstellerfirma der Maschinen Dank, sondern auch der Stadt und den eigenen Mitarbeitern.

Bis 2014 sei ein erheblicher Teil der Produktion nach Russland gegangen. Nachdem dies durch die Sanktionspolitik völlig zusammengebrochen war, werde versucht, die Verbindungen gegen Widerstände wieder aufzubauen. Vor großen Herausforderungen stehe die Firma auch angesichts des Strukturwandels in der Braunkohle.

Rulmeca beliefert alle Bergbauunternehmen in Deutschland

Alle deutschen Bergbauunternehmen werden von Rulmeca beliefert. Wenn sie wegfallen sieht der Firmenchef in kleineren Recyclinganlagen einen Markt. Wachstumsfelder erkennt er in den nächsten Jahren außerdem in Förderanlagen für Stückgut.

Derzeit werden 15 Prozent des Umsatzes mit Förderanlagen für Stückgut erzielt. Dies soll ausgebaut werden. „Wir werden die Herausforderungen auch in Zukunft meistern“, verspricht der Firmenchef.

Rulmeca, so der Geschäftsführer weiter, hat in den letzten Jahren sechs Millionen Euro in den Standort investiert. Er erinnerte an die Tragrollenfertigung und die UV-Laminierung. In diesem Jahr sollen noch zwei weitere Drehmaschinen in Betrieb genommen werden, um die Trommelmotoren noch effizienter fertigen zu können.

Investitionen zur Prozessoptimierung stehen dann in der großen Montagehalle an. Das sei ein klares Bekenntnis der italienischen Gesellschafter zum Standort, sagte Badtke.

Er sei stolz auf solch ein Unternehmen, würdigte Matthias May als Wirtschaftsförderer der Stadt Rulmeca. Im Bereich der kontinuierlichen Berufsausbildung sei Rulmeca ein Leuchtturm. Mathias Schöps und Thomas Müller zeigten Interessierten schließlich noch, wie die Daten für die Werkstücke in die „Hyperturn 65“, so der Name der Drehmaschine, ins System kommen.

Dank der neuen Maschinen ist auch ihre Arbeit leichter geworden. Und Tobias Badtke ist glücklich über die geänderte Förderpolitik des Landes. Unternehmen dieser Größe hätten bislang kaum Fördergeld erhalten. (mz)

Rulmeca-Geschäftsführer Tobias Badtke, Stefan Hansch als Chef der Herstellerfirma und Wirtschaftsförderer Matthias May (v.l.n.r.) beim symbolischen Knopfdruck zur Inbetriebnahme.
Rulmeca-Geschäftsführer Tobias Badtke, Stefan Hansch als Chef der Herstellerfirma und Wirtschaftsförderer Matthias May (v.l.n.r.) beim symbolischen Knopfdruck zur Inbetriebnahme.
Frank Gehrmann