Folienhersteller Clopay Folienhersteller Clopay: Clopay-Mitarbeiter treten in Streik

aschersleben/MZ - „Es geht hier um die Sache an sich. Wir fordern eine Nachbesserung für uns. Es kann nicht immer nur rückwärts gehen, sondern auch mal vorwärts“, macht Frank Reichert seinem Ärger Luft. Er ist einer der rund 50 Beschäftigten der Abteilung Druck der Firma Clopay Aschersleben, die gestern am frühen Nachmittag zeitweise die Arbeit niedergelegt haben. Ihr Protest richtet sich gegen die Geschäftsführung des Folienherstellers. „Seit Monaten wird die Aufnahme von Tarifverhandlungen verweigert“, erklärt Wolfram Schöttle von der IG Metall, Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Leistungsprämie statt Weihnachtsgeld
„Seit vielen Jahren sind wir als Gewerkschaft bei Advanced Printing in Aschersleben gut organisiert. Jetzt ist es an der Zeit, zu handeln“, betont Axel Weber von der IG Metall Magdeburg-Schönebeck, der die Bezahlung nach Tarif als eine legitime Forderung sieht.
„Den Mitarbeitern wurden die Pausen bezahlt. Auch erhielten sie Weihnachtsgeld. Das gibt es jetzt nicht mehr“, schildert Weber. „Anstelle der bezahlten Pausen gab es eine Lohnerhöhung von drei Prozent. Für das nicht gezahlte Weihnachtsgeld wurde eine Art Leistungsprämie eingeführt. Dabei können die Mitarbeiter maximal auf 4,5 Prozent kommen. Zum Vergleich: Das Weihnachtsgeld betrug 50 Prozent vom Monatslohn“, beschreibt Weber die derzeitige Situation.
Mitarbeiter sind unzufrieden
„Die Willkür bei der Bezahlung muss endlich ein Ende haben. Verbindliche und transparente tarifliche Regelungen der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie müssen der Maßstab sein. Die Geschäftsführung darf nicht länger nach Gutsherrenart über die Entgelte der Beschäftigten entscheiden“, begründet Schöttle den gestrigen Warnstreik. „Heute wollen wir der Unternehmensleitung zeigen, dass es uns mit den Forderungen ernst ist und sie noch einmal auffordern, mit der IG Metall zu verhandeln.“
Die Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern sei in den vergangenen Monaten gestiegen. Es herrsche eine große Fluktuation. „Viele sind zu Novelis gewechselt. Dort haben sie zwischen 500 und 800 Euro mehr in der Lohntüte“, meint Axel Weber.
Bereits im Oktober des vergangenen Jahres hatte die IG Metall die Geschäftsführung aufgefordert, in Tarifverhandlungen einzusteigen. Das sei aber laut Weber strikt abgelehnt worden.
Offenbar nicht so dramatisch sieht Stephan Meißner, Geschäftsführer von Clopay Aschersleben, die derzeitige Situation. „Die Leute vor dem Tor sind kein repräsentativer Teil der Belegschaft“, sagte er auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung.
Clopay gibt es seit dem Jahr 1930. In den USA gegründet, stellte das Unternehmen zunächst Fensterblenden her. Seit 1950 ist man auf dem Kunststoffmarkt aktiv. Clopay Aschersleben GmbH wurde als Joint-Venture-Unternehmen zwischen Clopay Plastic Products Company und BBA Fiberweb im Jahr 1996 gebildet. Clopay Plastic Products kaufte im Jahr 2005 die verbleibenden Minderheitsanteile von 40 Prozent.
Das Unternehmen im Gewerbegebiet Güstener Straße beschäftigt sich mit der Entwicklung und der Produktion von Spezialfolien und Laminaten für die Hygiene- und Gesundheitsindustrie. Mit ihren Produkten versorgen die Ascherslebener nach eigenen Angaben andere Firmen, die zum Beispiel Kinderwindeln, Inkontinenzprodukte, Damenhygienebedarf und Arbeitskleidung für Industrie und Medizin herstellen.
Aus einem speziellen Kunststoffgranulat werden die zum Teil hauchdünnen, manchmal saugstarken und möglichst reißfesten Folien gezogen und gewalzt. Etwa 400 Beschäftigte arbeiten in vier Schichten und produzieren an sieben Tagen in der Woche Spezialfolien. (tk)