Flughafen Magdeburg-Cochstedt Flughafen Magdeburg-Cochstedt: Bahnschienen bis zum Vorfeld

Cochstedt/MZ - Nein, eine Einladung hatte Cochstedts Ortsbürgermeister Wolfgang Weißbart nicht erhalten zur Einweihung der neuen Cargo-Halle am Flughafen Magdeburg-Cochstedt (die MZ berichtete). Er war trotzdem gekommen und voll des Lobes angesichts der Perspektiven, die sowohl von den Flughafenbetreibern als auch von Landesvertretern genannt worden. „Wir haben 20 Jahre lang gewartet, dass es hier endlich voran geht“, sagte also Weißbart.
Alte Bahnschienen sollen reaktiviert werden
Und der neu gewählte Ortsbürgermeister schaute nicht schlecht, als verkündet wurde, dass man im Zuge des Aufbaus des Frachtgeschäfts auch die alten Bahnschienen zwischen dem Flughafengelände und Schneidlingen reaktivieren wolle. Spätestens im nächsten Herbst, so erklärte auf MZ-Nachfrage der Aufsichtsratschef der Airport Development A/S, Dieter Vornhagen, sollen erste Güter über die etwa 11,5 Kilometer lange Strecke rollen. Ein entsprechender Pachtvertrag mit der DB Netz AG sei bereits unterzeichnet worden. Demnächst sollen noch kleinere Reparaturarbeiten an der Infrastruktur erfolgen.
Die Betreiber des Flughafens meinen es offenbar ziemlich ernst mit dem Aufbau des Cargo-Geschäfts. Vornhagen sagte, man wolle damit in den nächsten Jahren bis zu 95 Prozent des Gesamtumsatzes erzielen. Das heißt praktisch auch, dass der Tourismus so gut wie gar keine Rolle mehr spielen wird. Vornhagen betonte zugleich, dass man das Geschäft nicht einstellen werde (siehe „Weiterhin Ziele im Süden Europas möglich“).
Gute Chancen für die Entwicklung des Frachtgeschäfts sieht man offenbar auch bei der Landesregierung, wohl nicht zuletzt deshalb, weil der Branche allein im Luftfahrtsektor jährliche Wachstumsraten von über fünf Prozent prognostiziert werden. Der Staatssekretär im Landesverkehrsministerium, Klaus Klang, sagte, mit der Anbindung an die vierspurigen Bundesstraßen, die Nähe zu großen Wasserstraßen wie dem Mittellandkanal nördlich von Magdeburg und einer Anbindung an das Schienennetz könne der Flughafen zu einer Logistikdrehscheibe werden. Da der Flughafen eine uneingeschränkte Betriebserlaubnis habe, „ist das wie ein Sechser im Lotto, mit dem man jetzt spielen kann“.
Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) zeigte sich in seinem Grußwort vor allem darüber erfreut, dass der dänische Betreiber seit der Übernahme vor einigen Jahren mehrere Millionen Euro investiert hat - ohne staatliche Förderung. „Es freut mich, dass es mit einer gewissen Dynamik weitergeht.“
Neue Halle noch weitestgehend leer
Die neue, etwa 1?000 Quadratmeter große Halle direkt neben dem Rollfeld war allerdings auch am Donnerstag zur Einweihung noch weitestgehend leer. Lediglich die tonnenschwere Screening-Maschine, mit der später auch ganze Euro-Paletten durchleuchtet werden können, ist schon funktionsbereit. In den nächsten Monaten soll die Halle jedoch eingerichtet werden. Spätestens mit der Fertigstellung der zweiten, wesentlich größeren Cargo-Halle ist dann die Basis geschaffen, um im Transportgeschäft kräftig mitzumischen. Bis dahin will der Flughafen auch den Status „Zollflughafen“ haben. Ein Antrag bei der zuständigen Behörde sei schon gestellt, so Sprecher Jens Galkow.
Dass die Konkurrenz in Hannover, Berlin oder Leipzig zu groß ist, davor haben die Verantwortlichen unterdessen keine Angst. Im Gegenteil: Man könne auch als Dienstleister für andere Flughäfen auftreten, so Vornhagen bei der Besichtigung. Wenn Güter in Cochstedt „sichergemacht“ würden, könnten sie ohne Wartezeit etwa in Frankfurt eingeladen werden. Damit würden sich die Wartezeiten für Kunden enorm verkürzen. „Wir sehen uns daher als Ergänzung.“
Für solche Aufträge an Land will der Flughafen auch mit Partnern aus der Region zusammenarbeiten. Immerhin kam gestern schon ein positives Signal aus Aschersleben. Rainer Herrmann, einer der beiden Geschäftsführer der TAS Transport- und Logistik GmbH, sagte, er könne sich vorstellen, am Flughafen zu investieren. Allerdings wolle er erst die Entwicklung abwarten.