1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Fifty Shades of Grey: Fifty Shades of Grey: Mit der Krawatte verführt

Fifty Shades of Grey Fifty Shades of Grey: Mit der Krawatte verführt

Von Anne Schneemelcher 23.02.2015, 10:57
Die Schauspieler Jamie Dornan und Dakota Johnson in einer Szene des Films „Fifty Shades of Grey“.
Die Schauspieler Jamie Dornan und Dakota Johnson in einer Szene des Films „Fifty Shades of Grey“. DPA Lizenz

Aschersleben - So viele Vorbestellungen und Reservierungen hat Gerd Kohlhardt noch nie in seinem Leben entgegengenommen. Das alles hat er Christian Grey und seiner Vorliebe fürs Fesseln zu verdanken. Ende vergangenen Jahres begann der Filmpalast Aschersleben mit dem Vorverkauf für den Film „Fifty Shades of Grey“. Die komplette erste Woche, in welcher die erotisch angehauchte Liebesromanze gezeigt wurde, war auch in Aschersleben mehr als einen Monat zuvor schon ausverkauft. Zum Premieren-Wochenende besuchten 1,35 Millionen Zuschauer in Deutschland eine Vorstellung, womit der Film das beste Start-Ergebnis seit James Bonds „Skyfall“ hingelegt haben soll.

Erotik-Versprechen bringt Besucher

Täglich dreimal begegnet der begehrteste milliardenschwere Junggeselle der Welt der schüchternen Studentin Anastasia im Filmpalast. Filmvorführer Kohlhardt kann den Hype um die Verfilmung der Trilogie von Autorin Erika Leonard nicht verstehen und schiebt den Erfolg auf die Marketingkampagne, die ganz klar Erotik und Fesselspiele in den Vordergrund stellt.

Auch noch nach einer Woche reißt das Interesse an der Romanze nicht ab. Abends kaufen etwa 150 Leute eine Karte für den Film, so Kohlhardt.

In der 17-Uhr-Vorstellung sind es deutlich weniger. Nur einige Reihen sind am Mittwoch gefüllt - hauptsächlich mit weiblichen Kinogästen wie Marlies Steinbach. Sie ist hier, weil den Büchern so ein Erfolg zugesprochen wird. „Mich interessiert das jetzt auch einfach, nachdem man so viel über die Bücher und den Film gehört hat“, sagt die 52-Jährige. Außerdem wolle sie mal „die andere Seite“ sehen - die verruchte. Zusammen mit Dorothea Müller und Eva Spyra macht sie es sich in der zehnten Reihe bequem. „Wir wollen nun aber auch was Erotisches sehen“, fordert Dorothea Müller und lacht dabei. Die sexuellen Vorlieben des Hauptdarstellers empfinden die drei Damen nicht als Tabu-Thema. „Quatsch. Seit ,Feuchtgebiete’ kann uns nichts schockieren“, sagt die Dritte im Bunde, Eva Spyra.

Das Buch „Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen“ der Britin E. L. James und die beiden anderen Teile der Erotik-Trilogie haben sich weltweit mehr als 100 Millionen Mal verkauft. Damit ist die Reihe der britischen Autorin ähnlich erfolgreich wie etwa die Bücher über den Zauberlehrling „Harry Potter“ von Joanne Rowling. Die Handlung ist wenig verzwickt, es geht um Lust, Sado-Maso und Rollenspiele.

Eine Reihe hinter ihnen nehmen zwei junge Frauen Platz. Sie kommen aus Hettstedt, haben die Bücher gelesen und sind extrem gespannt auf den Film. „SM ist nicht billig, das ist etwas Erotisches. Ich erwarte, dass es im Film auch so sinnlich rüberkommt“, sagt Vicky Trautmann. Bei der Auswahl der Filmdarsteller ging der 26-Jährigen das Herz auf, denn die beiden entsprechen auch in etwa ihrer Fantasie-Vorstellung vom Lesen. Sie hat alle Teile verschlungen. Freundin Sina Busch sitzt neben ihr und ist genauso gespannt.

Kein Popcorn-Film

Eine Viertelstunde nach Filmbeginn ist der Groschen gefallen. Es knistert zwischen Anastasia Steele und Christian Grey. Er gewinnt sie schnell für sich, nach 20 Minuten gibt es den ersten Kuss. Aber: „Romantik liegt mir nicht - mein Geschmack ist sehr speziell“, sagt der Hauptdarsteller zu seiner Angebeteten. Er will eine notariell beglaubigte Einwilligung von ihr, die ihre sexuellen Praktiken regelt. Beim Sushi verhandeln sie dann über seine Vorlieben. Greys „Spielzimmer“ hat die Studentin zu diesem Zeitpunkt bereits kennengelernt. Von seiner sadistischen Seite zeigt sich der 27-jährige Milliardär aber nur recht kurz - nach etwa 80 Minuten. Sobald die Studentin nämlich auf ihre Unterlippe beißt, kann er sich nicht zurückhalten. Für gewisse Dinge muss er sie auch bestrafen.

Der Zuschauer lernt Greys Luxusleben kennen, sieht Seattle bei einem Helikopter-Flug von oben und darf Mäuschen spielen, wenn die Schauspieler ins „Spielzimmer“ gehen. Dort fehlt von einer xBox jede Spur. Man sieht Masken, Fesseln und Peitschen. Am Ende ist es aber die Krawatte, mit der Grey seine Angebetete verführt. Trotzdem, Anastasia zögert immer wieder bei dem Gedanken, seine Sklavin zu sein. In dem ersten Band „Geheimes Verlangen“ spielt sich die Geschichte auf 608 Seiten ab, im Film dauert es bis zum offenen Ende 125 Minuten.

Zuschauer erwarten Happy End

Die Hettstedterin Vicky Trautmann hat nach Filmende fast noch genau so viel Popcorn wie vorher in ihrer Tüte. Die junge Frau braucht einige Minuten, um wieder in der Realität anzukommen. Der Film habe sie völlig gefesselt. Mehr kann sie dazu nicht sagen. „Bisschen viel Romantik“, findet dagegen Freundin Sina Busch. „Im Buch geht es extremer zu, aber toll war der Film trotzdem.“

Das Damen-Trio aus der zehnten Reihe verschwindet nach der Vorführung erst mal auf eine Zigarette vor die Tür. Dort wird der Film gründlich auseinandergenommen. Die 56-jährige Eva Spyra und ihre Freundinnen haben den Streifen genossen, denn er war auf seine Art und Weise spannend. „Die beiden sehe ich mit Kinderwagen im Garten auf einer Grill-Party stehen, im nächsten Teil“, sagt Eva Spyra lachend. „Ja, der hat die ganz schön weichgeklopft“, fügt Marlies Steinbach hinzu. Als sehenswert und interessant ordnen die drei den Film ein. Für den „Kick“, den Christian Grey ab und an braucht, fühlen sie sich aber zu alt. „Das ist doch nichts für uns“, sagt Marlies Steinbach. (mz)