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Fachhochschule Polizei Fachhochschule Polizei Aschersleben: Schießtraining für den Ernstfall

Von Harald Vopel 13.02.2018, 08:55
Polizeitrainer Wolf-Rüdiger Dainat hat noch einen Tipp für Patricia Gerloff.
Polizeitrainer Wolf-Rüdiger Dainat hat noch einen Tipp für Patricia Gerloff. Frank Gehrmann

Aschersleben - Wenn sich Kinder einen richtigen Polizisten vorstellen, dann muss der wohl auch eine Pistole dabei haben. So wie die Polizeianwärter, die sich in der Schießanlage der Fachhochschule in Aschersleben versammelt haben. Zum Handlungstraining. Schießen mit der Pistole P6 - in Sachsen-Anhalt die gängige Dienstwaffe - steht auf dem Lehrplan. Die Schießtrainer Heike Krüger und Wolf-Rüdiger Dainat haben die künftigen Polizisten noch einmal genau eingewiesen. Es ist die letzte Trainingseinheit vor der Prüfung.

Geschossen wird aus drei und sechs Metern auf die auf der Schießwand auftauchenden Ziele. Es sind 15 an der Zahl, die in höchstens 170 Sekunden getroffen werden müssen. Die meisten benötigen weniger - zwischen 90 und 100 Sekunden, weiß Trainer Dainat.

15 Treffer in höchstens 170 Sekunden

Und er erklärt, dass die auf dem ersten Blick vermeintlich geringe Schussdistanz dem Ernstfall sehr nahe komme. „Drei bis sechs Meter trennen in der Praxis meist einen Täter und den ihm gegenüberstehenden Polizisten, wenn der die Waffe als letztes Mittel einsetzen muss.“ Einfacher mache die kurze Entfernung die Sache aber nicht, wissen die Ausbilder. Vor allem dann nicht, wenn eine erhebliche Portion Anspannung und Stress im Spiel ist.

Und vor allem deshalb gehe es beim sogenannten polizeilichen Handlungstraining, das rund ein Fünftel der Ausbildung an der FH ausmacht, vor allem darum, die Bewegungsabläufe - nicht nur beim Schießen - möglichst in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. „Denn im Ernstfall muss der Polizist oft in Bruchteilen einer Sekunde entscheiden, was er tut“, sagt Polizeihauptkommissar Rene Hornung, der das Dezernat „Polizeitraining, Fachpraktische Ausbildung“ an der FH leitet. „Und wie gesagt - die Schießausbildung ist nur ein Teil davon.“

Personenkontrollen und Ladendiebstähle werden simuliert

Dazu gehörten auch die anderen Fachsegmente wie das Training der personalen und sozialen Kompetenzen, die einsatzbezogene Selbstverteidigung, die Sportausbildung und die taktische Einsatzmedizin, so Hornung. Und alles unter möglichst realitätsnahen Bedingungen. Dabei werde nicht zuletzt auch szenario-basiert trainiert. Oder einfacher gesagt - es werden Situationen, wie sie später im Einsatz zu erwarten sind, dargestellt.

Dazu gehören Personenkontrollen, Ladendiebstähle, der Einsatz bei einer Ruhestörung, bei Familienstreitigkeiten, Trunkenheitsfahrten, der Umgang mit psychisch Kranken oder gewaltbereiten Personen bis zum Einsatz bei lebensbedrohlichen Situationen. Längst können die einzelnen Szenarien auch an Orten - wie beispielsweise in einer Täterwohnung - auf dem Campus trainiert werden.

Oder in der Schießanlage, in der jetzt die Video-eingespielten Ziele erscheinen, die Polizeianwärter ihre ganz persönliche Waffe ziehen, in Stellung gehen, zielen und die vorgegebenen Ziele realitätsnah bekämpfen. Und inzwischen trifft fast jeder Schuss.

(mz)