Europäischer Militärfallschirmsprungverband Europäischer Militärfallschirmsprungverband: Amerikaner waren mit dabei
Ballenstedt/MZ. - 120 militärische Fallschirmspringer bestimmten am Wochenende das Geschehen auf dem Verkehrslandeplatz Asmusstedt. Flugplatzleiter Torsten Kraus rannte am Sonnabend bei bestem Flugwetter gestresst über den Platz. "Wenn die springen, darf sich am Boden kein Propeller drehen", erklärte er wichtig und musste sich gleich darauf eine Beschwerde über einen Segelflieger anhören.
Asmusstedt als Ausgangspunkt eines Militärschlages? Mitnichten. Der Europäische Militärfallschirmsprungverband (EMFV), der das Springen unter den Gegensteinen organisiert hatte, ist trotz aller Uniformen auf dem Platz und dem Namen - ein ziviler Verein. "Es ist für Militärangehörige relativ kompliziert über den offiziellen Weg mit Militärangehörigen anderer Länder zu sprechen", schilderte Wolfgang Koch, einer der beiden am Freitag neu gewählte Vizepräsidenten des Verbandes. 70 bis 80 Mal im Jahr treffen sich Mitglieder des Verbandes zum gemeinsamen Springen, zu Schießwettkämpfen, Militärmärschen, Spezialistentraining oder der Besichtigung der Maginallinie, einer imposanten Verteidigungslinie aus Kriegszeiten in Frankreich. Das Fördern der internationalen Freundschaft und Kameradschaft im Sinne der Völkerverständigung und gegenseitiger Toleranz zählen zu den Hauptzielen des vor drei Jahren gegründeten Verbandes. Neben aktiven Fallschirmjägern und Polizisten kommen auch Reservisten und Leute, die nicht mehr zu den Reservisten gehören zu den Treffen.
Der Verband arbeitet dabei auch intensiv mit Nationen zusammen, die gemäß den Statuten nicht beitreten können, weil er kein Weltverband ist. Aufgrund der weltpolitischen Lage konnten am Wochenende bestimmte Leute nicht kommen, berichtete der Vizepräsident weiter und nennt Spezialeinheiten und Mitglieder der Fremdenlegion. Auch der in Ballenstedt während der Generalversammlung neu gewählte Präsident des EMFV, der Franzose Gérard Fritz, musste nach der Wahl wieder zurückkehren.
Dass das europäische Hauptquartier der USA für Europa die Teilnahme ihrer Fallschirmspringer in Ballenstedt selbst genehmigte, wertete Koch als "Ausdruck dafür, dass wir nicht irgendein Kasperverein sind." Unter den 120 Springern aus zwölf Nationen waren neben den Deutschen und Amerikanern Militärspringer aus Großbritannien, Frankreich, Belgien, Holland, Polen, Tschechien, Finnland, Dänemark, Italien, Österreich, Südafrika und erstmals auch aus Kroatien. "Alle reden von Europa, wir machen das schon seit drei Jahren", hebt Koch hervor.
Das Springen in Ballenstedt war in diesem Jahr von der Teilnehmerzahl her das zweitgrößte Treffen. Für ein Achtungszeichen sorgten ehemalige NVA-Fallschirmjäger aus Magdeburg, die einen Absprung aus 150 Metern Höhe wagten. Dirk Zucker und Michael Fritz sprangen dabei mit den NVA-Schirmen aus Seifhennersdorf, die nach Angaben von Wolfgang Koch hervorragend sind, von den Nato-Armeen jedoch nicht mehr eingesetzt werden. Wie der heutige Magdeburger Kriminaloberkommissar, der einst Fallschirmjägeroffizier war, erklärte, treten diese Springer damit regelmäßig zu Flugschauen auf. Die Militärfallschirmspringer waren schon mehrfach in den letzten drei Jahren in Asmusstedt, und sie haben vor wieder zu kommen. Bestimmt ist dann auch Hans-Joachim Mück, ein Kripobeamter aus Salzwedel, erneut mit von der Partie. Der mit 49 Jahren zu den ältesten Teilnehmern gehörende Springer hatte das Fallschirmspringen bei der Bundeswehr gelernt. Zwei Mal im Jahr wagt er immer noch den Sturz in die Tiefe. Er ist heute einer der ganz wenigen Springer aus den alten Bundesländern Mitglied eines Traditionsverbandes der Neuen Bundesländer. "So wird Vereinigung gelebt, meinte Mück dazu.