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Erster Weltkrieg - Soldat aus Aschersleben Erster Weltkrieg - Soldat aus Aschersleben: Australier suchen Nachfahren von Gustav Schreiber

Von Kerstin Beier 03.08.2014, 18:33
Den Angaben auf der Marke ist zu entnehmen, dass Gustav Schreiber am 1.2. 1899 geboren wurde und in der Oberstraße 3 wohnte. Seine Einheitsnummer war Ers.Batl.R. I.R 72.K. Rekr Dept 4861.
Den Angaben auf der Marke ist zu entnehmen, dass Gustav Schreiber am 1.2. 1899 geboren wurde und in der Oberstraße 3 wohnte. Seine Einheitsnummer war Ers.Batl.R. I.R 72.K. Rekr Dept 4861. Privat Lizenz

Aschersleben/MZ - Im E-Mail-Kasten der Redaktion landete dieser Tage ein äußerst interessanter Brief. Absender ist Maximilian Nake, der zurzeit im australischen Adelaide als Deutschlehrer arbeitet. Der junge Mann hat sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an die Redaktion gewandt.

Er sucht die Nachkommen des Ascherslebeners Gustav Schreiber. Der Mann wurde 1899 geboren und wohnte in der Zeit des Ersten Weltkrieges in der Oberstraße 3 in Aschersleben.

Maximilian Nake hat sich quasi im Auftrag einer Schülerin auf die Suche nach den Spuren dieses Mannes begeben. Deren Familie hatte sich eines Tages an ihn gewendet und berichtet, dass sie im Besitz einer Erkennungsmarke eines deutschen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg ist. Die Marke gehört eben jenem Gustav Schreiber aus Aschersleben. Die Urgroßmutter der Schülerin, Emmie Foxford, geborene Driver, war eine englische Krankenschwester. Der deutsche Soldat wurde verwundet und landete in einem englischen Lazarett. Dort wurde er von ihr gesund gepflegt. „Und aus Dankbarkeit“, so schreibt Nake in seiner E-Mail, „gab er ihr den einzigen Gegenstand, den er besaß: seine Erkennungsmarke.“ Die Wege der beiden trennten sich, die Krankenschwester lernte später einen australischen Soldaten namens William Foxford kennen, heiratete ihn und zog mit ihm nach Australien. Die Marke bewahrte sie auf.

Der Erste Weltkrieg erfasste drei Viertel der Weltbevölkerung. Mehr als 17 Millionen Menschen starben, auch knapp 1.000 Ascherslebener waren darunter. Dem Ersten Weltkrieg widmet das Städtische Museum Aschersleben ab dem 17. August eine umfangreiche Sonderausstellung. Vorrangiges Ziel ist es dabei gewesen, das Leben an der sogenannten Heimatfront darzustellen und jene Auswirkungen zu zeigen, die der Krieg für die Daheimgebliebenen verursachte.

Anhand von Zeitungsrecherchen und Akten des Stadtarchivs konnte eine umfassende Chronik Ascherslebens zur Zeit des Ersten Weltkrieges erarbeitet werden. Ausgewählte Exponate geben zudem einen Einblick in das Leben und Leiden der Ascherslebener Bevölkerung zu jener Zeit. So finden sich originale Brotbücher und Lebensmittelmarken ebenso in der Ausstellung wie zahlreiche Feldpostbriefe von der Front. Aschersleben unterhielt zu der Zeit zwölf Lazarette - auch hierzu gibt es Informationen und authentische Objekte, die das Leben in einem Lazarett widerspiegeln sollen.

Auch das Leben an der Front wird eine Rolle spielen. So wird es eine Vitrine geben, die die Ausrüstungsgegenstände eines Frontsoldaten zeigt. Darüber hinaus werden einige Soldatenschicksale vorgestellt.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 17. August um 11 Uhr in den Räumen des Städtischen Museums statt.

Nun wird die Familie im September und Oktober einen großen Deutschlandurlaub machen und würde sich freuen, den Nachfahren des Soldaten die Marke überreichen zu können. Nachforschungen von Australien aus sind schwierig. Deshalb hat sich die Redaktion entschlossen, die Bitte von Maximilian Nake, der Ende des Jahres nach Deutschland zurückkehren wird, aufzugreifen und die Geschichte zu veröffentlichen. Vielleicht leben Nachfahren von Gustav Schreiber noch in Aschersleben und wissen etwas über das Schicksal des Mannes.

Ausstellung im Museum

Erfahren hat Maximilian Nake auch, dass im Museum demnächst eine Ausstellung über das Leben in Aschersleben während des Ersten Weltkrieges geplant ist. „Es wäre doch eine schöne Idee, anlässlich des 100-jährigen Gedenkens an den Kriegsbeginn die Übergabe der Marke an die Nachkommen, falls welche noch immer in Aschersleben wohnen sollten, in diese Ausstellung zu integrieren und vielleicht sogar öffentlich zu machen“, schreibt Nake. Das findet die Redaktion auch und wir hoffen nun, dass dieser Beitrag, den wir auch online und auf unserer Facebook-Seite veröffentlichen werden, zu Hinweisen führt. Dass er Kinder hatte, ist unwahrscheinlich. Denn wenn er 1899 geboren wurde, muss er im Ersten Weltkrieg blutjung gewesen sein. Aber vielleicht gibt es Nachkommen der Geschwister oder der Eltern.

Wir freuen uns über Hinweise unter der Telefonnummer 03473/7990250 oder per E-Mail unter der Adresse [email protected]

Emmie Foxford, geb. Driver (rechts)
Emmie Foxford, geb. Driver (rechts)
Privat Lizenz