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Hobby Eisenbahn Club Aschersleben: Rallye Oldtimer trifft Denkmal macht Station

Von Kerstin Beier 16.07.2019, 05:56
Uwe Wilk in seinem IFA F8 Cabrio.
Uwe Wilk in seinem IFA F8 Cabrio. Tobis

Aschersleben - Uwe Wilk und Birgit Heinrich wirken wie aus der Zeit gefallen, wenn sie ihrem IFA F8 Cabrio entsteigen. Sie trägt einen weißen Hut zum blau-weißen Kleid, er Mütze, Nickelbrille und einen Knickerbocker-Anzug aus grobem Tweed. „Ja, wir leben unser Hobby und es macht uns Spaß, wenn sich auch andere Leute dran erfreuen“, sagt Uwe Wilk.

Er kommt aus Magdeburg und ist Teilnehmer der Stadtwerke-Rallye „Oldtimer trifft Denkmal“. Der Korso aus 69 Fahrzeugen – darunter manche Rarität – war am Sonnabendmorgen in Schönebeck gestartet und macht gegen Mittag auf dem Hof der Eisenbahnfreunde Aschersleben an der Magdeburger Straße Station.

Stephan Kupfer begeistert sich  für einen rot-schwarzen EMW 340

Der Auto-Stopp lockt etliche Neugierige an, die sich an den alten, liebevoll gepflegten Schätzchen erfreuen möchten. So wie Stephan Kupfer, der selbst gern alte Autos unter seine Fittiche nimmt und diese gemeinsam mit einem Freund aufbaut.

Begeistert fotografiert er einen 1951 in Eisenach gebauten, rot-schwarzen EMW 340. Er schwärmt geradezu von den liebevollen Details, die das schöne Auto zu einem wahren Schmuckstück machen. „Unglaublich, dass so ein Auto in der DDR gebaut worden ist“, sagt er.

Die Vielfalt an Fahrzeugen, die inzwischen auf dem Hof aufgereiht stehen, überrascht ihn. „Das habe ich gar nicht erwartet“, sagt er. Nicht nur für ihn ist die Rallye ein Stück rollende Automobilgeschichte.

Förderverein Salzlandmuseum organisierte „Oldtimer trifft Denkmal“

Ein Lob, das Eventleiter Helmut Marx und natürlich den Veranstalter, den Förderverein Salzlandmuseum, freuen dürfte. Beim Start hatte ein heftiger Regenguss in Schönebeck dazu geführt, dass der Zeitplan etwas durcheinandergeriet. Und der angekündigte DeLorean DMS 12 – ein Auto, wie es aus den Filmen „Zurück in die Zukunft“ ist leider nicht dabei. Die Technik hat versagt, sein Besitzer musste die Rallye absagen.

Oldtimer-Fans kommen trotzdem auf ihre Kosten und können sich kaum satt sehen an den Gefährten. Das älteste Fahrzeug ist ein Ford, Baujahr 1926, dessen Karosse noch eher an eine Kutsche als an ein Auto erinnert.

Der Dessauer Frank Niemann hat das 20 PS starke Gefährt seit elf Jahren im Besitz, hat es von Grund auf neu aufgebaut, „aber fertig ist man irgendwie nie“, sagt der gelernte Landmaschinenschlosser. Die Fahrt mit dem Ford entschleunigt das Leben, „ich bin immer der Langsamste im Tross“, sagt er lachend.

Thomas Ebeling aus Lostau reiste mit seiner BMW Isetta an

Thomas Ebeling aus Lostau klettert aus einem auffälligen, blau-weißen Minigefährt - aus einer BMW Isetta, Baujahr 1960. Die Tür schwingt nach vorn auf, und bereitwillig klettert Ebeling auf Wunsch noch einmal rein und wieder raus. Das Rollermobil wurde bis 1962 gebaut und wurde im Volksmund liebevoll auch „Knutschkugel“ genannt. „Die Isetta, ein Lizenzbau, hat BMW damals ein Stück weit aus der Krise gerettet“, erklärt Ebeling.

Auch Mandy und Andreas Poppe haben sich stilecht gekleidet. Sie fahren einen Ford Modell A von 1930. „Wir lieben unser rostiges Hobby“, sagen die beiden Vermessungsingenieure aus Magdeburg, die ihr Schätzchen 2014 in Chemnitz gekauft haben.

„Es war fahrbereit, aber das Holz völlig verrottet“, so Andreas Poppe. Das Auto musste komplett neu aufgebaut werden, berichtet er. Der Holzaufbau macht die alten Gefährte zu Schönwetterautos.

„Bei Regen fahren wir normalerweise nicht“, sagt er. „Und wenn man mal liegen bleibt, muss man das mit Humor nehmen“, ergänzt seine Frau – schick mit Hut und im Charleston-Kleid.

Andreas Knoppe fährt im knallroten 312er Wartburg Cabrio vor

Auch einige Ascherslebener nutzen die Gelegenheit, ihre Fahrzeuge zu zeigen und schauen kurz auf dem Gelände vorbei. Andreas Knoppe fährt im knallroten 312er Wartburg Cabrio vor. So oft es geht und es das Wetter zulässt, dreht er damit ein paar Runden - am liebsten begleitet von Beatles-Musik aus dem extra eingebauten Autoradio.

Thomas Wagner freut sich an seinem grünen Cadillac, Baujahr 46. Die Farbe des Schlittens scheint so gar nicht zum Bild zu passen, das man aus US-Filmen sofort im Kopf hat. „Die Bonbonfarben kamen erst in den 50er Jahren auf“, erklärt Wagner. Auch die Torpedoform der Karosserie sei nur ein Jahr lang gebaut worden.

Die Kulisse des Lokschuppens bildet eine passende Kulisse für die Oldtimer. Roman Neunherz, Chef der Eisenbahnfreunde, findet auch: „Das Ambiente passt.“ Deshalb hat der Eisenbahn Club sein Gelände gern zur Verfügung gestellt, neun Vereinsmitglieder sind im Einsatz, um bei Bedarf alte Eisenbahntechnik zu zeigen und Fragen zu beantworten.

Marx und Neunherz kennen sich, weil beide von Hause aus Eisenbahner sind. Nach der Mittagspause brechen die Fahrer auf zur nächsten Station: Es geht noch nach Hecklingen und von dort aus über Staßfurt zum Ringheiligtum Pömmelte. Die insgesamt 120 Kilometer sind kein Problem für die Motor-Veteranen, versichert Marx. (mz)

Ein Opel, Baujahr 34, mit Beifahrer
Ein Opel, Baujahr 34, mit Beifahrer
Tobis