Einzelhandel in Aschersleben Einzelhandel in Aschersleben: 44 Geschäfte stehen leer - meist in guter Lage

Aschersleben - Das Eckgeschäft im frisch sanierten Haus in der Wilhelmstraße ist vermietet, ab Juli werden hier Waschmaschinen, Trockner und andere Haushaltsgeräte verkauft. Konstanze Hofemeister ist mit ihrem Schuhgeschäft innerhalb der Breiten Straße umgezogen, das Restaurant „La Torre“ am Johannistorturm hat nach längerem Leerstand einen neuen Pächter gefunden.
Es ist ein Kommen und Gehen in Aschersleben. Geschäfte, die eben noch leer standen, finden schnell neue Mieter, andere bleiben länger ohne. Umzüge, Neuzugänge und Geschäftsschließungen sind an der Tagesordnung. Allein in der Innenstadt gab es in den vergangenen zweieinhalb Jahren 70 Veränderungen, sagte Citymanager Frank Fischer in einem Pressegespräch zur Situation des Einzelhandels.
Orakeln über das Ende von Geschäften
Fischer ist bei der Wirtschaftsförderung der Stadt angestellt und zu seiner Aufgabe gehört es, als Bindeglied zu wirken zwischen Gewerbe, Einzelhandel, lokaler Wirtschaft, Kaufmannsgilde und Verwaltung. Wenn Geschäfte verwaisen und Schaufensterscheiben langsam erblinden, dann sorgt das immer für Gesprächsstoff in Aschersleben. Oft orakeln die Gespräche das Ende des Einzelhandels.
Doch nach Einschätzung des Citymanagers ist die reale Lage besser als die gefühlte, sagt er und führt Zahlen an: Im Mai gab es 260 Gewerbetreibende in der Innenstadt, wobei 104 Geschäfte zum klassischen Einzelhandel gehören. Aschersleben hat derzeit 30 Bekleidungsgeschäfte und fünf Schuhläden. In 32 Lokalen kann man essen und trinken, davon sind 19 klassische Restaurants und Cafés, 13 sind Imbisse bzw. Bistros.
Gibt es zu viele Dienstleister?
Rechnet man Bäckereien, Fleischereien, Fisch und Feinkost zusammen, kommt man auf immerhin zwölf Lebensmittelgeschäfte. Dazu gesellen sich 116 Dienstleister in der erweiterten Innenstadt, zu der zum Beispiel auch Seegraben, Weinberg, Über den Steinen, Am Grauen Hof und Kurze Straße gehören. Besonders stark vertreten sind bei den Dienstleistungen Friseure, Nagel- und Kosmetikstudios.
Eine Entwicklung, die Fischer nicht beunruhigt, auch wenn viele der Meinung seien, sie seien gegenüber dem klassischen Einzelhandel in der Innenstadt überrepräsentiert. „Dienstleister sind die klassischen Frequenzbringer“, sagte er. Soll heißen: Manch einer verbindet den Friseurbesuch mit einem Bummel durch die Geschäfte. Oder: Während die Frau beim Friseur sitzt, schaut der Mann ins nächste Schuhgeschäft.
Unsanierte Räume, hohe Mieten, niedrige Umsätze, Internethandel
Dennoch: 44 leer stehende Geschäfte sind natürlich ein Ärgernis. Von diesen seien 15 in guter Lage und sofort beziehbar. Genausoviele allerdings sind nicht oder nur eingeschränkt vermietbar. Die Gründe, warum Neuansiedlungen oder Geschäftsnachfolgen scheitern, seien vielfältig: unsanierte Räume, hohe Mieten, niedrige Umsätze, Internethandel. Sofort vermietbar wäre das Gebäude Krügerbrücke 5 (ehemals Deichmann, dann Parfümerie). Aufgrund der Größe sei es ein perfekter Standort für einen innerstädtischen Lebensmittelmarkt, so Fischer, der mit dieser Idee bereits an potenzielle Partner herangetreten sei.
Die aktuelle Aufstellung will die Stadt für eine Publikation nutzen. „Die Form steht noch nicht fest“, so Stadtsprecherin Judith Kadow, die sich zum Beispiel eine stilisierte Karte zum Abreißen mit einem Verzeichnis der Geschäfte vorstellen könnte. „Wichtig ist, dass sie so übersichtlich wie möglich ist.“ (mz)