1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Einstiger Problemfall Scharren: Einstiger Problemfall Scharren: Doch er steigt jetzt wie ein Phoenix aus der Asche auf

Einstiger Problemfall Scharren Einstiger Problemfall Scharren: Doch er steigt jetzt wie ein Phoenix aus der Asche auf

Von Kerstin Beier 09.07.2019, 09:57
Mitarbeiter der Handwerker Union Halberstadt decken im Scharren das Dach.
Mitarbeiter der Handwerker Union Halberstadt decken im Scharren das Dach. Frank Gehrmann

Aschersleben - Mancher Passant bleibt stehen, richtet den Blick neugierig nach oben: Es tut sich viel am Scharren. Eben noch wartete das historische Gebäude direkt in der Ascherslebener Innenstadt auf den endgültigen Zusammenbruch. Nun zeigt sich: Da wird was draus.

Vor einiger Zeit hatte die Stadt Aschersleben das unter Denkmalschutz stehende Haus von den privaten Vorbesitzern erworben, um es zu sichern und vor dem Verfall zu bewahren. Inzwischen ist die gesamte Fachwerkkonstruktion ertüchtigt und ausgemauert, geschädigte Hölzer sind ausgetauscht und überall dort neue Deckenbalken eingezogen worden, wo die alten nicht mehr brauchbar waren.

Heidrun Wagner: „Wir versuchen, so viel wie möglich von der alten Substanz zu erhalten.“

„Wir versuchen, so viel wie möglich von der alten Substanz zu erhalten“, sagt Heidrun Wagner vom Hochbauamt, die das aufwendige und anspruchsvolle Projekt betreut. Im Inneren des Hauses sind die Decken zum größten Teil erneuert worden, eine neu geschaffene Dachterrasse wird für die künftigen Besitzer sicher ein angenehmes Wohn-Plus sein.

Mit einer Glasfront im kleinen Innenhof für mehr Licht im Treppenhaus findet ein weiteres modernes Element in das ehrwürdige Gebäude.

Einstiger Problemfall Scharren: Alle Gewerke sind vollauf beschäftigt

Zurzeit sind die Dachdecker hier am Werk, demnächst werden die Natursteinsockel ausgetauscht, im August soll der Einbau der Fenster folgen. Auch Putz- und Malerarbeiten sind schon ausgeschrieben. Zimmerleute werden auch die Säulen aufarbeiten, die dem Haus sein charakteristisches Gepräge geben.

Einstiger Problemfall Scharren: Zeitlicher Aufwand wurde unterschätzt

Begonnen haben die Arbeiten im September vergangenen Jahres. „Wir wollten eigentlich im September fertig sein, wir haben den zeitlichen Aufwand aber unterschätzt“, sagt Heidrun Wagner.

Bis zum Oktober, so schätzt sie, werden die Arbeiten noch dauern. Für sie, unter deren Regie schon viele Gebäude in Aschersleben saniert wurden, ist die Arbeit am Scharren etwas Besonderes. „Ein Fachwerkgebäude habe ich noch nie begleitet“, sagt sie.

Die Stadt investiert über das Programm Stadtumbau rund 642.000 Euro allein in die bauliche Hülle. Anschließend soll das Gebäude verkauft werden. Da es zu 100 Prozent gefördert wurde, fließt der Verkaufserlös in ein anderes Sanierungsobjekt, erklärt die Fachfrau. Geplant sind zwei Einheiten - die eine im Obergeschoss soll zum Wohnen genutzt werden. Die andere, weil als Wohnraum ungeeignet, könnte Gewerberäume beherbergen.

****************************************************

Gemeinsam mit seinem fast baugleichen Pendant auf der anderen Seite der Gasse bildet das Haus einen Arkadengang zum lauschigen Stephanikirchhof. Laut Denkmalbegründung trieben die Metzger in der Gasse Handel. Dort waren Fleischverkaufsstände angesiedelt.

Was bis heute als sogenannter Scharren in Aschersleben bekannt ist, ist die einzige komplett erhaltene Anlage dieser Art in Sachsen-Anhalt und damit „von hohem kulturgeschichtlichen Wert“. Errichtet wurde das Haus 1724, gut 100 Jahre später wurde es erneuert, 1853 und 1864 aufgestockt. Kein Wunder also, dass der Denkmalschutz das Projekt intensiv begleitet.

(mz)

Die Bauarbeiten am historischen Haus schreiten voran.
Die Bauarbeiten am historischen Haus schreiten voran.
Gehrmann