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Koch, Verkäufer, Kaufmann? Einstiegsqualifizierung im E-Center Aschersleben: Sören Hesse sammelt Erfahrungen als Verkäufer

Von Kerstin Beier 06.02.2019, 11:52
Sören Hesse an der Bedientheke für Wurst und Fleisch im E-Center Aschersleben.
Sören Hesse an der Bedientheke für Wurst und Fleisch im E-Center Aschersleben. Frank Gehrmann

Aschersleben - Sören Hesse ist 19 Jahre alt und wollte eigentlich mal Koch werden. „Bei uns gibt es mehrere Köche in der Familie, und ich dachte, es wäre das Richtige“, sagt er. Zudem wollte er mal raus aus seinem Heimatort Ermsleben. Deshalb zog er nach Leipzig. Doch nach kurzer Zeit war er todunglücklich mit seiner Berufswahl und brach die Ausbildung ab.

Nun hat er im E-Center in Aschersleben eine neue Chance erhalten. Kunden finden den jungen Mann momentan an der Bedientheke für Fleisch und Wurst. Das Verkaufen scheint ihm zu liegen, er kann gut auf Kunden zugehen. „Und ich versuche, immer freundlich zu sein“, sagt er mit einem Lächeln.

Eine Eigenschaft, die seinem Chef Heiko Grunert schon beim Vorstellungsgespräch aufgefallen war. „Die Chemie hat gestimmt“, sagt er. Und so stellte er ihn nach zwei Probearbeits-Tagen zunächst über eine Einstiegsqualifizierung der Arbeitsagentur ein.

Sören Hessen kann nun praktische Erfahrungen sammeln

Sechs Monate hat Sören Hesse nun Zeit herauszufinden, ob der Beruf des Verkäufers oder sogar eines Kaufmanns der richtige für ihn ist. Grunert findet es wichtig, dass junge Leute direkt bei praktischer Arbeit Erfahrungen sammeln können.

Die Arbeitsagentur fördert eine solche Einstiegsqualifizierung mit monatlich 231 Euro und einem Beitrag zur Sozialversicherung in Höhe von 115 Euro, die an den Arbeitgeber bezahlt werden. Heiko Grunert stockt das Entgelt auf 500 Euro auf.

Im Sommer, so das Ziel, soll Sören Hesse seine reguläre Lehrzeit im E-Center beginnen. „Natürlich ist eine Ausbildung gleich nach der Schule das, was wir wollen“, sagt Enrico Reichmann von der Arbeitsagentur. Bei 70 bis 80 Prozent aller, die sich für diesen Weg entscheiden, klappt das auch. Eine Einstiegsqualifizierung ist immer dann eine Option, „wenn der gerade Weg aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist“, sagt Reichmann.

Arbeitsagentur unterstützt Suche nach dem passenden Beruf

Dass Heiko Grunert dieser Möglichkeit so aufgeschlossen gegenübersteht, hat einen ganz praktischen Grund. Eine Analyse innerhalb einer vom Arbeitsamt angebotenen Demografieberatung hat ergeben, dass das E-Center wie viele andere Betriebe auch beruflichen Nachwuchs braucht.

Laut Anja Huth, Chefin der Arbeitsagentur, machen sich viele Unternehmen zu spät Gedanken über drohende Überalterung. Über ein Viertel der Belegschaften in den Betrieben seien über 55 Jahre alt. Ein Ausgleich durch nachrückende Jüngere sei da schon gar nicht mehr möglich, macht Huth deutlich.

Bei der Demografieberatung der Arbeitsagentur geht es darum, aus dem Ist-Zustand eine Strategie für die Zukunft abzuleiten. Vielleicht können Mitarbeiter geschult werden, um breiter aufgestellt zu sein? Wie viele Azubis braucht ein Unternehmen, und welche Vorlaufzeit ist nötig, um Altersabgänge auszugleichen?

Laut Reichmann werden in Aschersleben derzeit zehn Unternehmen betreut, „aber für viele ist dieses Thema leider noch sehr weit weg.“ Dabei wäre es laut Anja Huth auch wichtig, über betriebliches Gesundheitsmanagement nachzudenken.

„Wie schaffen wir es, unsere Belegschaft gesund altern zu lassen“, fragt sie und verweist auf technische Berater beim Arbeitsamt, die sich in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen auf Wunsch Arbeitsplätze ansehen und diese auf eine altersgerechte Gestaltung überprüfen. (mz)