Mehrere Läden schließen Drei Läden im Zentrum von Aschersleben machen dicht: Was City-Manager Frank Fischer gegen Leerstand unternehmen kann

Aschersleben - Die Gerüchteküche brodelt und in den sozialen Netzwerken wie Facebook wird es emotional - teilweise leider auch anmaßend - diskutiert: Schließen zum Jahresende gleich mehrere Geschäfte in der Ascherslebener Innenstadt?
„Ja“, sagt City-Manager Frank Fischer. Das Textilgeschäft Clark Kent Clothing und das Backwerk in der Breiten Straße sowie Chocolata in der Taubenstraße stellen zum Ende des Jahres ihren Betrieb ein. Dass der Süßwarenladen Viba in der Breiten Straße schließt, sei lediglich ein Gerücht, so Fischer.
Clark Kent Clothing und Chocolata schließen aus wirtschaftlichen Gründen
Während das Bekleidungsgeschäft Clark Kent Clothing und der Süßwarenhandel Chocolata vor allem aus betriebswirtschaftlichen Gründen schließen, wollen sich beim Backwerk die jetzigen Franchise-Unternehmer aus Magdeburg auf ihre Standorte in der Landeshauptstadt konzentrieren und dort eine weitere Filiale eröffnen.
Der Backwerk-Konzern und die jetzigen Franchise-Nehmer suchen noch nach Nachfolgern für die Filiale in der Breiten Straße - bisher ohne Erfolg, trotz Annoncen, Aufrufen und Gesprächen. Das bedeutet derzeit wahrscheinlich das Aus für Coffee to Go, süße Plunderstücke und belegte Brötchen aus der Breiten Straße.
Vor allem Schüler - sowohl von der Polizeifachhochschule als auch vom Stephaneum und den anderen Bildungseinrichtungen der Stadt - nutzen das Backwerk, sagen die Mitarbeiter. In den Ferien sei die Filiale aber nahezu ausgestorben.
„Das ist sehr schade, dass sich das so entwickelt hat. Ich weiß, dass nach einem Nachfolger gesucht wird. Vielleicht ergibt sich da noch etwas, was aber so kurzfristig nicht sehr wahrscheinlich ist“, sagt City-Manager Frank Fischer.
Ladengeschäfte sind auch in besten Lagen keine Selbstläufer
Die Breite Straße gehöre genau wie Taubenstraße, Krügerbrücke und Markt zu den Top-Bereichen der Stadt. Experten sprechen dann von der 1a-Lage, der besten Lage für Geschäfte mit höchster Kundenfrequenz. Und trotzdem sei es kein Selbstläufer, die freien Ladengeschäfte dort an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen.
Entweder sind die Mieten zu hoch, die Ausstattung nicht so, wie es sich der potenzielle Mieter vorstellt oder es gibt schlicht und ergreifend keinen Interessenten. „Größere Ketten mit ihren Filialen nach Aschersleben zu locken, ist nicht so einfach“, so Frank Fischer.
Wenn Fischer vom Innenstadtbereich spricht, meint er überwiegend die Bereiche innerhalb der Promenade, hauptsächlich die Breite Straße, Taubenstraße, Krügerbrücke, alles rund um den Markt sowie die Straßen Hecknerstraße, Vorderbreite, Hinter dem Turm, Tie, Wilhelmstraße und Hohe Straße.
Online-Handel und Überalterung machen dem stationären Einzelhandel Probleme
Zu den Aufgabenschwerpunkten von Citymanager Frank Fischer gehört es, dem Leerstand von Ladenlokalen entgegenzuwirken, Netzwerke zu bilden sowie die Entwicklung von Konzepten zur Nutzung vorübergehender Leerstände.
„Starke Konkurrenten für den stationären Einzelhandel sind vor allem der Online-Handel und der demografische Wandel“, meint Frank Fischer, der seit dem Jahr 2017 City-Manager ist. Ascherslebens Potenzial sei auch der große Einzugsbereich. „Das müssen wir nutzen“, sagt er.
Weitgehend gefeit vor der Online-Konkurrenz ist bislang noch der Lebensmittelhandel. Hier ist der Marktanteil der Online-Händler noch gering.
Eine Studie der Unternehmensberatung Ernst u Young (EY) prognostiziert aber auch in dieser Branche einen rasanten Boom des E-Commerce: Schon in einigen Jahren werde wohl auch im Lebensmittelhandel jeder zehnte Euro per Mausklick ausgegeben.
Fischer: Für den früheren Fahrradladen Ecke Vorderbreite/Holzmarkt gibt es einen Interessenten
Trotz aller Sorgen um die bevorstehenden Schließungen der drei Geschäfte kann Frank Fischer auch Positives berichten. „Denn es ist ja auch immer eine Entwicklung. Momentan tut sich für einige leere Geschäfte in der Stadt etwas auf“, sagt er, ohne zu viel zu verraten.
Unter anderem gebe es einen Interessenten für das leerstehende Geschäft Ecke Vorderbreite/Holzmarkt, in dem sich früher ein Fahrradladen befand. „Das geht auch mir nah mit dem Leerstand. Am Ende müssen wir uns alle fragen: ’Nutzen wir das Geschäft? Wann waren wir zuletzt dort einkaufen?’“, appelliert Fischer an das Einkaufsverhalten.
Eine weitere Maßnahme des City-Managers soll im ersten Quartal des neuen Jahres eine Gesprächsrunde mit Eigentümern, Immobilienmaklern und Geschäftsleuten sein, in denen Maßnahmen und Strategien entwickelt werden sollen.
Außerdem würde Frank Fischer gern das Einzelhandelskonzept - das jüngste stammt aus dem Jahr 2014 - neu erstellen lassen. „Das wichtigste sind gute Netzwerke, Vertrauen und Kommunikation. Wir haben hier tolle Geschäfte und tolle Menschen, die in den Geschäften arbeiten“, so Fischer. (mz)