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Die Hummel-Retter Die Hummel-Retter: Zum Insektenschutz gehört mehr als Zuckerwasser

Von Regine Lotzmann 21.02.2019, 18:03
Hummeln brauchen Nahrung. Wer viele Blumen und Sträucher im Garten hat - wie hier in Frose den Schmetterlingsflieder - kann helfen.
Hummeln brauchen Nahrung. Wer viele Blumen und Sträucher im Garten hat - wie hier in Frose den Schmetterlingsflieder - kann helfen. Regine Lotzmann

Aschersleben - „Die Leute wollen etwas Gutes tun“, sagt Annette Leipelt und verrät deshalb, wie gerade jetzt einem ganz besonderen Insekt geholfen werden kann. Denn sie sind in der Region rund um Aschersleben schon unterwegs, die puscheligen Hummel-Königinnen, von denen die eine oder andere gerade bei diesem Wetter eine Starthilfe braucht.

„Wie bei Wespen oder Hornissen überlebt nur die Königin den Winter“, erklärt die Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Sachsen-Anhalt (Nabu). Und weiß, dass die Tiere jetzt - etwa zwei Grad Celsius Außentemperatur reichen ihnen nämlich aus - auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz sind. Dabei leben sie von den Nahrungsvorräten aus dem letzten Herbst. Doch sind die aufgezehrt, brauchen die Jungköniginnen Nektar und Blütenpollen.

Hilfe für die Tiere: Hummel-Königin braucht Energie

Ist das Wetter zu schlecht, lassen die Frühblüher aber ihre Blüten geschlossen, fehlt den Hummeln die nötige Energie. Dabei, so findet Annette Leipelt, ist einem entkräfteten Tierchen einfach zu helfen. Einen halben Teelöffel Zucker in lauwarmem Wasser auflösen und der Hummel anbieten, verrät sie das Rezept.

Das bringe der flauschigen Königin nicht nur genügend Energie, sondern rette gleichzeitig einen ganzen noch im Entstehen befindlichen Hummelstaat. Und das können - je nach Art - immerhin 50 bis 600 Tiere sein. Allerdings reiche das allein nicht aus, um Hummeln zu retten. „Wenn der Lebensraum nicht stimmt, keine Futterpflanzen da sind, nützen auch kein Zuckerwasser oder das Insektenhotel auf dem Balkon.“ Die größte Hilfe für die Tiere - in Deutschland leben immerhin 36 von 250 verschiedenen Hummelarten - seien ein naturnaher Garten und der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, appelliert Leipelt deshalb an die Leute.

„Es wird einfach so viel platt gemacht, Bäume kommen weg, Sträucher verschwinden, Totholz wird weggeräumt“, sagt die Nabu-Chefin und schüttelt den Kopf über dieses neue Ordnungsbewusstsein. „Das ist das Grundübel“, findet sie. „Schotter, Rindenmulch, grober Kies, Splitt - das ist so furchtbar“, beschreibt sie viele „sterile“ Gärten. „Das ist wie ein Urnengrab vor dem Haus.“

Gestaltung von naturnahen Lebensraums ist  hilfreich

In ihrem eigenen Garten habe sie in einer Ecke Holz aufgeschichtet. „Da sitzt der Igel drin“, erzählt Annette Leipelt weiter. „Nicht jedes Gänseblümchen, nicht jeder Löwenzahn muss weg, dann fühlen sich die Tiere im Garten auch wohl - und eine künstliche Nisthilfe braucht es da eigentlich nicht.“

Es sei viel hilfreicher, einen naturnahen Lebensraum zu gestalten, der bienen- und insektenfreundlich ist. „Der besteht aus einer Vielfalt an Pflanzen und eben auch mal liegengelassenem Holz“, zählt sie auf.

Schon ein einziger solcher Garten könne zum Paradies für Insekten, Vögel und anderes Kleingetier werden. Und wenn es vieler solcher Gärten gebe... „Die Leute wollen etwas Gutes tun“, sagt die Naturschützerin und findet: „Eigentlich ist das ganz leicht.“ (mz)