Der Umzug der Uhus Die größte Eulenart der Welt hat in Aschersleben eine naturnah gestaltete Voliere bekommen
Ein dritter Gefährte hat damit auch ein neues Zuhause gefunden.

Aschersleben/MZ - Für kurze Zeit war die alte Turmruine im Ascherslebener Zoo wieder bewohnt. „Es war das Notquartier für zwei große Uhus, deren Voliere neu gestaltet wurde“, sagt Zooleiter Alexander Beck.
Sechs Wochen lang hatten die Zoomitarbeiter nämlich das eigentliche Gehege der Könige der Nacht oberhalb von Tiger Kalle förmlich auf den Kopf gestellt. „Geld für neue Anlagen haben wir nicht“, erklärt Beck, „aber wir können innen alles neu gestalten.“

Und so wurde das Innenleben der Voliere komplett ausgewechselt. „Wir haben nun Natursteine drin, wir haben Sand und Rindenmulch“, zählt der Zoochef auf. Dazu kämen Pflanzen, die den Waldcharakter nachahmen. „So haben wir es mit Kieferkronen bestückt - das entspricht ihrem Lebensraum.“ Drei Eiben sollen noch folgen. „Aus einer Baumschule in der Region“, sagt Alexander Beck. Die seien zwar giftig, aber Uhus würden die Beeren nicht fressen. „Die Vorteile dieser Bäume sind: Sie kommen auch bei uns im Wald vor und man kann sie immer schön zurückschneiden, ohne dass die Pflanze Schaden nimmt.“

Doch bevor die beiden Uhus ihr neues Domizil beziehen konnten, wurden sie nach dem Einfangen mit dem Kescher gleich noch vom Tierarzt untersucht. „Das machen wir immer so bei Tieren, die wir sonst nicht so oft in die Hände bekommen“, begründet der Zooleiter die Aktion. Und so wurden bei den Nachtvögeln Augen und Gewicht kontrolliert und Federlingen der Gar ausgemacht. Denn diese Tierläuse knabbern die Federn an und treiben die Vögel damit schier in den Wahnsinn.

Doch der Zoo hat noch mehr gemacht: Die beiden Uhus haben nun nämlich Gesellschaft. Ein Falkner aus Bernburg hat einen weiteren Uhu nach Aschersleben gebracht, der sich vor einem Jahr an einem Windrad verletzt hatte. „An einem Flügel fehlt die Handschwinge, so dass er nicht mehr richtig fliegen kann. Es wäre vorprogrammiert, dass er in freier Wildbahn verhungern würde.“ Deshalb hatte der Falkner, der das kranke Tier liebevoll gesund gepflegt hatte, nun nach einem guten Platz für es gesucht - und ihn im Ascherslebener Zoo auch gefunden.
Der Zeitpunkt, um das Weibchen in die Gruppe zu integrieren, war perfekt. „Denn wenn ein Tier in ein bestehendes Revier hineinkommt - das funktioniert nicht. So ziehen alle drei gleichzeitig in die neue Voliere ein“, erklärt Beck diese Zusammenführung.
Übrigens würden auch die beiden anderen Uhus aus der freien Wildbahn stammen. „Sie haben das ein oder andere Handicap und könnten dort nicht überleben“, sagt Alexander Beck. Allerdings seien die beiden alteingesessenen Vögel schon sehr lange im Ascherslebener Zoo. Das Männchen - das damit mindestens 40 Jahre alt sein muss - bereits seit 1981. Das Weibchen seit 1993. Denn die Tiere, die zur größten lebenden Eulenart der Welt gehören und früher auch Huhu, Nachthuri oder Großherzog genannt wurden - können sehr alt werden. „40 bis 50 Jahre bestimmt“, schätzt der Zoochef ein. Der älteste in Gefangenschaft gehaltene Uhu soll sogar 68 Jahre alt geworden sein.
Das neue Gehege gefällt den drei Nachtschwärmern jedenfalls ausnehmend gut. Sie haben gleich eine aus Steinen gebaute Höhle besetzt und sich neugierig umgeschaut. Die alte Turmruine ist damit wieder frei geworden. Für die hat der Verschönerungsverein von Aschersleben nämlich andere Pläne. So hat die Truppe Fördermittel beantragt, um das historische Gemäuer Auf der Alten Burg sichern zu können.