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Der Trabant-Schrauber Der Trabant-Schrauber: Kult-Autos mit Silberlack und Lasur

Von Detlef Anders 20.09.2019, 05:56
Dieter Eichner hat in seiner geräumigen Garage bereits drei aufgebaute Trabant-Oldtimer und eine Jawa stehen. Er will noch weitere retten.
Dieter Eichner hat in seiner geräumigen Garage bereits drei aufgebaute Trabant-Oldtimer und eine Jawa stehen. Er will noch weitere retten. Detlef Anders

Aschersleben - Wenn Dieter Eichner zu Oldtimer-Treffen oder in den Harz fährt, dann sind seine Autos stets ein Hingucker. Egal mit welchem der Kult-Oldtimer er fährt. Wie alte Autos sehen sie auch nicht aus, eher wie fabrikneu. Kein Kratzer auf dem Lack, kein Staubkorn auf den breiten Alu-Felgen, kein Riss im Lederpolster der Sitze. Dabei sind es „nur“ Trabis.

Dieter Eichner strahlt in seiner „Garage“ in Aschersleben. Hier stehen seine fünf bereits fertigen Schätze. Drei Trabis aus dem Hause Sachsenring Zwickau, ein Motorrad der tschechischen Marke Jawa und dann noch ein einachsiger DDR-Wohnwagen vom Typ „QEK Junior“.

Der Trabant-Schrauber: Preis für das zweitschönste Fahrzeug

Wenn der Trabi-Bastler ein neues Fahrzeug in Angriff nimmt, dann wird es anschließend nicht nur anders als das Original aussehen, sondern auch anders als dessen Vorgänger aus „Dieters Garage“.

Sein vorletztes Stück ist ein Trabant 601 Cabrio. Gerade bekam er dafür beim Oldtimer-Treffen der Zweitaktfreunde „Blaue Fahne“ in Mehringen den Preis für das zweitschönste Fahrzeug. In nur 20 Minuten verbleibender Bewertungszeit.

Der Trabant-Schrauber: Das „Rogauto“ stand 20 Jahre neben Schweinestall

Das Rohauto stand nach der Wende 20 Jahre fast vergessen neben einer Schweinemastanlage im Mansfelder Land. Der Trabi war von Brennnesseln umrankt, das Bodenblech lag auf der Erde. Und doch sagt Eichner: „Der hatte keinen Krümel Rost.“ Die Vorbesitzer hatten das Auto dermaßen mit Elaskon hohlraumkonserviert, dass es nach der Grundreinigung wie neu wirkte.

Doch Eichner wollte ein Cabrio daraus machen. Der meist übliche Umbausatz, bei dem ein festes Rohr in Türmitte eingeschweißt wird, um Stabilität zu bekommen, war nichts für Eichner und sein Bäuchlein. Er gerät ins Schwärmen, wenn er von dem nun gelungenen Umbau zum Cabrio berichtet, den ein Berliner Spezialist übernahm.

Das Auto bekam sogar Ledersitze, und auch die Ablage ist aus Leder statt aus Filz. Der orangefarbene Lack glänzt wie Metallic, doch das täuscht. „Das ist ein Silberlack mit einer Lasur“, erklärt Eichner. So wie auch bei anderen seiner Trabis.

Der Motor des Cabrio hat 700 Kubikzentimeter Hubraum und damit ein paar Pferdestärken mehr als der erste Trabi. Der hat noch den normalen Motor und Original-Blattfedern, aber auch sehr breite Reifen und andere Stoßstangen.

Aschersleben hat Eichner im Cabrio stets dabei. Das Stadtlogo und Symbole von Wahrzeichen sind auf der Frontscheibe zu sehen. Die Sitze in den Autos sind im übrigen auch nicht original. Sie stammen aus dem Golf IV oder dem Skoda Oktavia.

„Mein Vater war auch so ein Autospinner“, blickt Eichner an seine Anfänge zurück. Mehr als ein Trabant sei damals aber nicht möglich gewesen. Als junger Mann fuhr Dieter Eichner zunächst Jawa. Als er Vater wurde, bekam die Jawa einen Seitenwagen. Doch damit lief das Motorrad nicht mehr so gut, begründet er den Kauf seines ersten gebrauchten Trabant.

Der Offsetdrucker, der einst in der Optima arbeitete, tauschte den Trabant später gegen einen Skoda ein und den gegen einen Lada. Nach der Wende arbeitete der Drucker, inzwischen auf Westwagen umgestiegen, in den alten Bundesländern, später in Barleben. Vor 20 Jahren machte er sich mit seinem Werbestudio und einer Offsetdruckerei selbstständig. Und auch mit 68 Jahren hat er die Firma noch.

Eichner mag auch Tiere. Er kümmert sich um den Hund und Fische, Kaninchen und Hühner. Einen Garten und ein Gewächshaus hat er auch. Doch das Hobby Nummer eins bleiben die Trabis. „Ich rauche nicht, ich trinke nicht. Aber ich habe ein Hobby.“

Der Trabant-Schrauber: Anfänge zusammen mit einem Kumpel im Bootsbau

Zu DDR-Zeit kam der Bastler zum Bootsbau. Mit einem Kumpel mietete er sich in Winningen eine Scheune. Dort baute er einen Jollenkreuzer mit 15 Quadratmetern Deckfläche. „Jeden Tag nach Feierabend bin ich nach Winningen gefahren.“ Drei Jahre lang baute er das Boot, das dann in Brandenburg an der Havel lag, bis es nach fünf Jahren von Jugendlichen in Brand gesteckt wurde.

„Mir war es dann langweilig“, sagt er. Doch als er bei einem Jawa-Treffen in Hakeborn war, wurde die alte Leidenschaft für die tschechischen Motorräder geweckt. So eines wollte er auch wieder haben.

Die Zweiräder gingen im Internet-Auktionshaus Ebay zu hohen Preisen weg. Es dauerte, bis er erfolgreich war. „Ich habe mir die als Schrotthaufen für über 1 000 Euro gekauft“, sagt er mit Blick auf das heute wie neu aussehende Motorrad. In drei Stunden hatte er das aus Berlin geholte Motorrad zerlegt. Der Neuaufbau dauerte über ein Jahr.

Der Trabant-Schrauber: „Straffe zwei Jahre habe ich gebaut. Hier ist nichts mehr so richtig Trabant.“

Dann kam die Idee, sich wieder einen Trabant aufzubauen. Auch den musste er aus Berlin holen, weil es in der Region nichts Vernünftiges zu finden gab. „Straffe zwei Jahre habe ich gebaut. Hier ist nichts mehr so richtig Trabant.“ Doch, Motor und Getriebe schon. Das Sachsen-Ring Logo ist hier nicht auf die Motorhaube geklebt. Der Sachsenring leuchtet wie ein Mercedes-Stern stehend von der Duroplast-Motorhaube. Haben die Trabis eine Klimaanlage? Eichner lacht und meint „Scheibenkurbel“.

Das jüngste Werk des Ascherslebeners ist ein 1.1er Trabant. Die Schweller waren völlig durchgerostet. Eichner baute einen 1.3er Wartburg-Motor ein sowie ein Fünfgang-Getriebe vom Polo. Die Achsen wurden verkürzt und der Radkasten für die Breitreifen passend gemacht. In der gleichen Neulackierung steht der Wohnwagen daneben. Natürlich mit den gleichen Felgen und Breitreifen wie die Zugmaschine.

Etwa jede zweite Woche im Sommer ist Eichner mit seiner Frau zu Oldtimer-Treffen. „Ich fahre mit jedem gern“, sagt er und will keinen seiner Trabis als Favoriten nennen. „Wenn ich hier in die Garage komme, dann lacht mein Herz.“ Durch die Gartenarbeit kommt Eichner im Sommer nicht zum Schrauben. Das macht er im Winter.

Der Trabant-Schrauber: Klappe vier und fünf warten

In einer weiteren Garage hat Eichner den vierten Trabi fast schon zum Lackieren fertig. Und einen fünften für die Zeit danach hat er auch schon. Für die Präsentation ist in seiner großen Garage noch Platz. Der Trabi-Fan gibt sich keine Zeitvorgabe. Er steht früh um halb sechs auf und geht abends als Letzter ins Bett. „Das ist nicht Arbeit. Das ist Spaß.“ Und vielleicht gibt das irgendwann noch einen Pokal. (mz)

Ein einheitliches Gespann sind dieser 1.1er Trabi mit Breitreifen und der Wohnwagen QEK Junior dahinter.
Ein einheitliches Gespann sind dieser 1.1er Trabi mit Breitreifen und der Wohnwagen QEK Junior dahinter.
Detlef Anders
Aschersleben ist mit den Logos von Denkmälern auf der Frontscheibe des Trabant-Cabrios verewigt.
Aschersleben ist mit den Logos von Denkmälern auf der Frontscheibe des Trabant-Cabrios verewigt.
Anders
Das Sachsenring-Logo steht wie der Stern einer Nobelkarosse auf der Motorhaube des Trabant 601.
Das Sachsenring-Logo steht wie der Stern einer Nobelkarosse auf der Motorhaube des Trabant 601.
Anders