Denkmalpflege in Thale Denkmalpflege in Thale: Wo ein Totenkreuz zum «schönen Zeichen» wurde
Thale/MZ. - Während diese Eichenholz-Kreuze allenfalls von Alpinisten besucht werden können, hat sich das dritte Mahnmal, obwohl es von der Talsohle kaum noch sichtbar ist, zum Wallfahrtsort einheimischer Natur- und Heimatfreunde entwickelt. Am so genannten Bibra-Kreuz, das seit 1919 zwischen Bodekessel und "Langem Hals" thront, wurde im September 2002 sogar ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert.
Denn die so idyllisch gelegene Gedenkstätte erinnert an den Kriegstod eines jungen Thalensers. Allerdings muss das Monument, wie auch die beiden (Anti-)Kriegsdenmäler im Thalenser Friedenspark, zum Teil restauriert werden. Noch zu DDR-Zeiten hatte das damalige Naturschutzhelfer-Kollektiv die Bruchstücke einer Sockel-Tafel eingelagert.
Jetzt will der Harzklub-Zweigverein die Bemühungen um die Restaurierung bündeln und koordinieren. Die Denkmalsanierung liege "im allgemeinen Interesse", weiß Horst Walther, der Projekt-Koordinator der vom Harzklub betreuten Naturstation. Doch manche Leistung - wie das Gießen einer neuen Schrifttafel - könnte nur eine Fachfirma übernehmen. Dafür fehle aber das nötige Geld. Hilfe erhoffen sich die Harzklub-Aktivisten von den Nachfahren jener von Bibras, die vor über 80 Jahren mit dem Denkmal einen hoffnungsvollen Sohn der Familie ehren wollten, der zu den ersten Toten des ersten Weltkrieges zählte.
Hans Ernst Karl Freiherr von Bibra (56), der im hessischen Bad Kissingen eine Anwaltskanzlei betreibt, ist der Neffe jenes Hans Hellmuth von Bibra, der am 10. Oktober 1914, wenige Tage nach (Not-)Abitur und 19. Geburtstag, in Russland fiel. Hellmuth sei der Zwillingsbruder seines 1976 verstorbenen Vaters, der zwar auch am 15. September 1914 in den Krieg gezogen sei, ihn aber mit vier Verwundungen überlebte und im zweiten Weltkrieg bis zum Adjutant im Führerhauptquartier "aufstieg", wie sein Sohn dem Thalenser Kirchenarchiv mitteilte, das den Kontakt herstellte. Das Denkmal setzte Forstmeister Karl Freiherr von Bibra. "Das war mein Großvater, den ich leider nicht mehr erlebt habe", fügt der Jurist hinzu.
Oberförster von Bibra habe "mitten im Tod und mitten in der schönen Natur ein aufrechtes Zeichen des Lebens und des Glaubens gesetzt, ein schönes, ein wertvolles Zeichen", hatte Pastorin Ursula Meckel während des Gottesdienstes gesagt. Hans Ernst Karl von Bibra hat das Zeichen bisher nur auf Fotos gesehen, will es deshalb "unbedingt" an Ort und Stelle kennen lernen, vielleicht noch in diesem Sommer. Zu einer Spende sei er bereit, obwohl er für die Erhaltung der Veste Irmelshausen, in der er lebe, selbst Spenden brauche, wie von Bibra ergänzte.