Da geht noch was in Frose Da geht noch was in Frose: Dorfbewohner wollen nicht mehr auf andere warten

Frose - „Ich wohne jetzt seit 20 Jahren in Frose. In der Zeit ist die Versorgung immer schlechter geworden.“ Keine Post, abgesehen vom Bäcker kein Lebensmittelladen, kein Obst und Gemüse, kein Fleischer, kein Arzt, keine Drogerie, keine Schule ...
Uwe Lehmann möchte es aber nicht bei diesem Fazit belassen. Gemeinsam mit seiner Frau Liane und Tommy Sander hat er deshalb in dieser Woche zu einem Treffen in „Martinas Tanzbar“ im Schützenhaus eingeladen.
Die Einladungen dazu verteilte er persönlich in den Briefkästen des Ortes. Mit Erfolg offenbar, denn von der Resonanz waren die drei einigermaßen überrascht: Mehr als 40 Froser sind gekommen. Dies mag als Indiz dafür gelten, dass die Einwohner des Seeland-Ortes nicht zufrieden sind mit der Situation.
Dorfladen im Stall
Uwe Lehmann und seinen Mitstreitern geht es aber nicht darum, die Lage zu beklagen. Mit der Versammlung wollen sie erkunden, inwieweit die Froser Bürger selbst aktiv werden wollen und können. „Fertige Lösungen haben wir nicht“, so Lehmann. In welche Richtung die Überlegungen gehen könnten, zeigte er mit einem kurzen Fernsehbeitrag aus Deersheim. Dort haben die Einwohner eine Genossenschaft gebildet und sind dabei, einen Dorfladen in einem ehemaligen Stall aufzubauen.
Dieses Beispiel sei natürlich nicht eins zu eins auf Frose zu übertragen. Dafür brachte er einige andere Denkanstöße ein. Als Ersatz für die im Januar wegrationalisierte Buslinie nach Aschersleben könne er sich eine Fahrgemeinschaft vorstellen. Eine ähnliche, vom damaligen Pfarrer Michael Schedler initiierte Privatinitiative gab es schon einmal.
Die inzwischen leer stehende Schule könnte zu einer Art „multiplem Haus“ werden. Ein Haus also, in dem an bestimmten Tagen verschiedene Dienstleistungen angeboten werden. Die Idee einer Tauschbörse für Waren oder Dienstleistungen wurde ins Spiel gebracht. „Manch einer baut mehr in seinem Garten an, als er verbrauchen kann.
Diesen Überschuss könnte er doch im eigenen Dorf an den Mann bringen“, so Lehmann. Wichtig ist ihm, dass Neues nicht auf Kosten von Bestehendem etabliert werden soll. Es gehe nicht darum, Konkurrenz zu Vorhandenem aufzubauen.
Bürgerprojekt zum mitmachen
Die Aufforderung an die Froser, Ideen und Vorschläge zu entwickeln und zu sagen, was sie sich für ihren Heimatort wünschen, lief an diesem Abend noch etwas ins Leere. Aber doch nicht ganz: Denn spontan unterbreitete der Froser Reiner Helm das Angebot, ältere, nicht mobile Interessenten in seinem Pkw zum Einkaufen mitzunehmen.
„Ich helfe gerne und ich finde es nicht gut, wenn sich die Menschen immer mehr zurückziehen“, gab der Selbstständige am Donnerstag am MZ-Telefon als Grund für sein Engagement an. „Ich möchte nicht, dass jeder nur seins macht“, sagte er. Nach der Versammlung haben drei ältere Damen bereits Kontakt zu ihm aufgenommen.
Etwas 20 Froser, so konstatieren die Lehmanns nach der Zusammenkunft, haben ernsthaftes Interesse bekundet, beim Bürgerprojekt - so nennen wir es mal - mitzumachen. Demnächst soll ein nächstes Treffen stattfinden. (mz)