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Cochstedter Kirche Cochstedter Kirche: Bronzeglocke läutet wieder

Von marion pocklitz 05.12.2012, 17:35

cochstedt/MZ. - Was lange währt wird gut! Und so können die Cochstedter seit dem vergangenen Wochenende wieder die Glocke in ihrer Kirche läuten hören. In einer feierlichen Andacht durfte die riesige Bronzeglocke nach zehn Jahren des Schweigens erstmals wieder für ganze fünf Minuten lang über die Cochstedter Grenzen hinaus ihre Botschaft verkünden. "Und das ist kein Gebimmel, sondern, sie hat einen richtig schönen Klang", sagt ein Kirchenbesucher spontan nach den ersten Tönen.

Zehn Jahre Schweigsamkeit - zehn Jahre lange und harte Arbeit des Förderkreises der St.-Stephani-Kirche und des Cochstedter Gemeindekirchenrates, um diesen Klang je wieder zu hören. "Es ist geschafft und es ist für uns ein sehr bewegender Moment", sagt Jörg Biedermann, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates und erzählt weiter: "2002 hat man bei einer Überprüfung festgestellt, dass der Metallglockenstuhl der Cochstedter Kirche so stark geschädigt ist, dass er die Glocken nur noch bedingt tragen kann."

So wurde der Betrieb aus Sicherheitsgründen für die im Jahre 1869 gegossene Bronzeglocke gesperrt. Daraufhin gab man sich Überlegungen hin, ob der alte Glockenstuhl aufwendig saniert oder erneuert wird. Letztendlich entschieden sich der Förderkreis sowie der Gemeindekirchenrat nach vielen Diskussionen für den Neubau.

"Dazu muss man erklären, dass der Glockenstuhl eigentlich für drei Glocken gebaut war. Und dieses Dreiergeläut sollte auch wieder hergestellt werden," so Jörg Biedermann. Die Kosten dafür wurden auf 80 000 Euro berechnet.

Von den Bronzeglocken selber ist nur noch eine vorhanden, denn auch die Glocken von Cochstedt erfuhren das gleiche schlimme Los wie viele andere auch. In beiden Weltkriegen wurden zwei davon zu Rüstungszwecken teilweise abmontiert und eingeschmolzen. Die dritte jedoch fand Anfang der 50er Jahre den Weg zurück zu ihrer Kirche.

Neben diesen drei Glocken existiert noch eine Stahlgussglocke die 1962 in der Apoldaer Glockengießerei gefertigte wurde. "Doch auch bei dieser ist das Lebensende bereits absehbar", weiß Jörg Reinhard, Vorsitzender des Förderkreises.

Die Sanierung des Glockenstuhls habe mittlerweile zehn lange Jahre gedauert. Denn etliche Hebel mussten in Bewegung gesetzt werden, um für diese Aktion auch Fördermittel zu bekommen. "Wir haben unzählige Anträge gestellt, regelmäßig Ablehnungen erhalten und trotz Frustration immer weiter gemacht", blickt Jörg Biedermann zurück. Und dann seien endlich die Zusagen vom Kirchenkreis Egeln und vom Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung (ALF) für den Neubau gekommen.

"Diese beiden Institutionen haben den Löwenanteil der Kosten gestemmt. Die Kirchengemeinde musste dazu 5 000 Euro Eigenmittel aufbringen", so der Vorsitzende weiter. "Das war nicht leicht. Wir haben unermüdlich zu Spenden aufgerufen und auch Konzerte in der Kirche veranstaltet, in denen wir immer wieder das Problem ansprachen", ergänzt Jörg Reinhard.

Jetzt sei der erste Schritt geschafft. Im September wurde mit dem Einsetzen des neuen Stuhls begonnen. Doch in dem Dreierglockenstuhl fehlen nun noch die beiden weiteren Bronzeglocken für die richtigen Töne.

"Eine Glocke kostet um die 20 000 Euro", schätzt der Vorsitzende des Förderkreises. So werden die Cochstedter erneut auf Spendentour für ihre Glocken gehen müssen. Bis dahin jedoch wird die alte, neue Glocke mit dem Namen "Concordia" jeden Sonntag zur Andacht erklingen.