19. Auflage Bundesweites Kabarettfestival: In Aschersleben wird am ersten Novemberwochenende wieder gelacht
Am ersten Novemberwochenende entern Kabarettisten aus ganz Deutschland die Bühnen des Bestehornhauses. Philipp Schaller eröffnet am Freitag.
Schon zum 19. Mal wird Aschersleben am Wochenende zum Mekka des gepflegten Humors, zu einem Eldorado von Freunden kluger Gesellschaftskritik. 20 Ensembles und Solokünstler werden sich im Bestehornhaus die Klinke in die Hand geben, fertige Programme präsentieren bzw. in Werkstatt-Veranstaltungen vorstellen, was vielleicht noch nicht perfekt ist, aber schon vor Publikum getestet werden soll.
Und so sind die drei Tage auch Erfahrungsaustausch, Findung und Leistungsschau neben ganz viel Spaß für das Publikum. Die Auftaktveranstaltung am Freitagabend ab 20 Uhr bestreitet Philipp Schaller aus Meißen. Er gehört zu den meistgespielten Kabarettautoren und bringt sein Programm „Sie mich auch!“, ein Best of, mit nach Aschersleben. An diesem Abend wird sich auch zeigen, wer in diesem Jahr die „Doppelzicke“, den Kleinkunstpreis der Stadt Aschersleben und der Bundesvereinigung Kabarett, verliehen bekommt. Finanziell unterstützt wird das Festival von der Salzlandsparkasse und von der Kulturanstalt.
Das Programm ist in einem Flyer abgedruckt, der in der Tourist-Info ausliegt. Dort gibt es auch die Karten.
Thomas Nicolai aus Leipzig
„KAMISI – Irren ist männlich“ heißt das neue, rasant-komische Programm des Leipzigers Thomas Nicolai. Der Mann auf der Bühne ist vieles: Parodist, Sprechkünstler, Comedian, Entertainer. Er wechselt die Charaktere „so flink wie einst Klaus Kinski seine Laune“, heißt es in der Ankündigung. Weil keine Show mit Thomas Nicolai komplett wäre ohne Musikparodien, werden Gehörgang und Lachmuskeln gleichermaßen strapaziert zwischen Coldplay und Country, Max Raabe und Vamos a la Playa, zwischen Modern Talking und modernem Elektrosound.
Begleitet wird der „säggsi Barde“ erneut vom virtuosen Langzeitbühnenpartner Robert Neumann. Der lasse sich mit der „ihm eigenen Begeisterung gerne wieder für jeden Klamauk einspannen und zum Horst machen“. Und so wird versprochen: Am Ende bleiben Lacher über Lacher und die Gewissheit, dass 1.000 Stimmen bei ihm besser aufgehoben sind als bei manchem Wahlkandidaten.
Nicolai, Jahrgang 1963, studierte Schauspiel an der Hochschule „Ernst Busch“, der Wahlberliner war Schauspieler am Grips-Theater und hatte Engagements an verschiedenen Berliner Bühnen, darunter am Berliner Ensemble.
Termin: Sonnabend, 19.30 Uhr, Großer Saal, kartenpflichtig
Prolästerrat aus Magdeburg
„Was wäre, wenn ...“ Wer hat sich das nicht auch schon des Öfteren gefragt? Die Truppe aus Magdeburg hat ein Programm aufgelegt, das mitnimmt auf eine irrwitzige Reise durch den ganz normalen Wahnsinn des Alltags. So fragt sie sich, was wäre, wenn Mütter zu den Themen „Frauen und Gedöns“ was zu sagen hätten. Oder was wäre, wenn ledige Männer ihren Blick auf soziale Themen lenken? Oder was erwartet Quereinsteiger beim Berufswechsel? „Mit einem Augenzwinkern beleuchten wir, was passiert, wenn der Berufssoldat plötzlich Lehrer wird und der Langzeitstudent eine Familie gründen möchte“, heißt es in der Programmankündigung. Der Spagat zwischen Klassenzimmer und Wohnzimmer werde mit Humor und Herz gemeistert.
Gegründet wurde das Ensemble bereits 1972 als studentisches Kabarett an der damaligen Hochschule „Otto von Guericke“, heute die Universität. Während es bis zur Wende vor allem um studentische Themen ging, wurde die Palette danach um einiges bunter. Heute fühlt sich das Kabarett, inzwischen ein eingetragener Verein, allgemein der Politik-Satire verpflichtet. Hauptspielort ist die „Feuerwache“ in Sudenburg.
Termin: Sonnabend, 13.45 Uhr, Podiumbühne
Olaf Kirmis aus Magdeburg
„Das geht so nicht, so wird das nichts ...“ Dieser Satz geht immer. Vor allem dann, wenn es im Alltag aus Versehen in die Politik abgleitet. Dieser allgemeine Tenor kommt gleich nach „Alles Scheiße!“ Auch wenn alle bestätigend nicken, meint doch jeder etwas anderes. „Oder um es so zu formulieren: Sie sprechen vom selben Thema, aber aus verschiedenen Blickwinkeln. Wenn sie denn sprechen. Meistens reicht aber dieser Satz. Weiter geht die Diskussion nicht. Der Konsens ist gewahrt, schwierige Diskussionen werden vermieden, aber alle haben das Gefühl, sich irgendwie einig zu sein. Und vor allem: Es musste ja auch mal gesagt werden“, heißt es in der Programmankündigung.
Der Satz, der dem Programm seinen Namen gibt, also „Das geht so nicht, so wird das nichts“, stamme übrigens von einem Politiker. Wer wissen möchte, von wem, der müsse bis zum Ende ausharren. „So weit ist es nun schon gekommen, dass die Politik den Programmtitel liefert. Es ist wirklich auf nichts mehr Verlass. So wird das nichts!“ Der Kabarettist und Autor Olaf Kirmis gehört zum Vorstand der Bundesvereinigung Kabarett, kürzlich legte er gemeinsam mit Basel Mouselli das Buch „Notausgang“ vor.
Termin: Sonnabend, 16.15 Uhr, Kleinkunstbühne
Stephanie Manz und Uli Höhmann
„Geistige Ummachtung“ und „Gab’s Tote?“ sind zwei Programme von Absolventen der Kabarettakademie auf Burg Fürsteneck. Ersteres stammt von Stephanie Manz, sie arbeitet freiberuflich als Sprecherin, Texterin und Redakteurin und lebt in Berlin. Als Wissenschaftliche Angestellte und Redakteurin eines großen Schulbuchverlages „stand sie dem Monster der deutschen Bildungslandschaft Auge in Auge gegenüber“. In ihrem Programm geht sie der Frage nach, wie wir zu unseren Meinungen kommen.
Uli Höhmann kommt mit „Gab’s Tote?“ auf die Bühne. Der Journalist leidet unter Degenerativer Nachrichtenallergie. Seit über 20 Jahren steht er hinter dem Radiomikrofon und hat eigentlich gedacht, er kann sich auf seine Routinen verlassen, wie auf eine alte Scheibe Toastbrot, die so trocken ist, dass nichts mehr schimmelt. Dann kam die Diagnose. Er erzählt von seinen vielen Interviews mit den Kleinen und den ganz Großen, den Normalen und den Absurden. Seine Stimme ist alles andere als müde. Sie will nur keine Nachrichten mehr sprechen. Uli Höhmann ist nicht nur Kabarettist, sondern auch Journalist, Moderator und Buchautor.
Termin: Sonnabend, 17.30 Uhr, Kleiner Saal, kartenpflichtig
KarmaStadt aus Chemnitz
„Lachkräftemangel“ – mit diesem Wortspiel ist das Programm von KarmaStadt überschrieben. KarmaStadt ist überall, sagen die Kabarettisten Veronika Ahnert und Ahmed Béjaoui. Die Stadt habe beide zusammengeführt, um für eine interkulturelle Begegnung der satirischen Art zu sorgen und sich mit den Waffen des Humors an das Knacken von Vorurteilen zu machen. „Mit mutigem Blick in die paradoxen Abgründe des bürokratischen Zuwandereralltags schippern sie um menschliche wie institutionelle Hürden direkt durch den Kakao“, heißt es im Programmheft. Ob das gut oder beängstigend ist, ob voreilig oder nachhaltig, liege ganz im Urteilsvermögen des Publikums. „Solange Sie noch Lachkraft haben, sind Sie in KarmaStadt herzlich willkommen!“
Das interkulturelle Kabarett ist noch relativ neu auf den Bühnen unterwegs, „Lachkräftemangel“ ist ein Debütprogramm, das in wenigen Tagen in Chemnitz Premiere feiern wird. Der Auftritt beim Festival ist also Gelegenheit, die Wirkung vor Publikum zu testen. Unbekannt ist Veronika Ahnert jedoch nicht, ihren ersten Auftritt als Solokünstlerin hat die Autorin 2022 beim Kabarettfestival in Aschersleben absolviert.
Termin: Sonnabend, 11.15 Uhr, Kleinkunstbühne