Bronze-Skulptur "Erwachen" Bronze-Plastik "Erwachen" aus Aschersleben: Nackte Dame verschwand zum zweiten Mal

Aschersleben - Das „Erwachen“ ist weg. Die nackte bronzene Dame, die sich bis vor wenigen Tagen noch auf dem Schulhof der Christlichen Grundschule geräkelt hatte, ist „entführt“ worden. Die Polizei meldete den Diebstahl in der vergangenen Woche in der Hoffnung auf Zeugen.
Die Skulptur hatte ihren endgültigen Platz an historischer Stelle gefunden, denn der Merseburger Künstler Paul Juckoff hatte die Plastik vor 1910 im Auftrag der Familie Bestehorn angefertigt. Nach der Sanierung der Villen in der Bestehornstraße ist sie wieder im Außenbereich der heutigen Christlichen Grundschule aufgestellt worden.
Ganz unbemerkt kann der nächtliche Diebstahl nicht geblieben sein. Denn die Diebe mussten die 75 Kilogramm schwere Dame über den Zaun hieven. Deshalb hofft die Polizei auch darauf, dass jemand etwas gehört oder gesehen hat.
Doch bisher ist laut Pressesprecher Marco Kopitz noch kein einziger Hinweis eingegangen. „Wir ermitteln aber natürlich weiter“, sagt er. Speziell geschulte Beamte sind unter anderem auf diversen Internet-Plattformen unterwegs für den Fall, dass die Skulptur auf dem Kunstmarkt angeboten wird. Doch nach seinen Worten ist die Gefahr groß, dass die Diebe die Plastik zersägen und als Schrott verhökern. Laut aktueller Preisliste liegen die Erlöse bei 3,90 Euro pro Kilo.
Die Befürchtung von Kopitz teilt auch der ehemalige Museumsleiter Udo Schulz, der eine besondere Beziehung zu der geraubten Schönen hat. Denn 1995 wurde sie schon einmal gestohlen und war dann vier Jahre lang verschollen und bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben. Was damals niemand wusste: Die Nackte hat Aschersleben nie verlassen. Vier Jahre lang lag sie im Schlamm des ehemaligen Feuerlöschteiches auf dem Optima-Gelände.
Skulptur wurde erstmals 1995 gestohlen
Udo Schulz vermutet, dass die Täter bei ihrem unseligen Tun gestört wurden und sich ihrer Beute entledigten, indem sie sie in den Teich warfen. Die Figur war zufällig gefunden worden, weil der Teich zu der Zeit leergepumpt und verfüllt wurde. Ein Foto in der Mitteldeutschen Zeitung vom 12. März 1999 dokumentiert die Bergung des Kunstobjektes.
Eine zweite Skulptur aus dem Bestehorn-Besitz, eine stehende Brunnenfigur, entging vor Jahren nur knapp der vollständigen Vernichtung. Auch diese, von Professor Georg Wrba geschaffene Bronzeplastik, war gestohlen worden.
In dem Falle war es ein Tipp eines Optima-Mitarbeiters, dass „Die Badende“ über Nacht verschwunden ist. Die Kriminalpolizei schaltete sich ein, ermittelte und wurde schließlich bei einem Hettstedter Schrotthandel fündig. Beide Figuren standen daraufhin etliche Jahre lang im Museumshof, ehe sie an historische Stelle zurückgebracht wurden.
„Diebe haben es seit dem Schengener Abkommen viel leichter"
Ein Umstand, der auch Reinhard Fach inzwischen Sorgen bereitet. Der Denkmalschützer gehörte zu den Befürwortern des Umzugs vom Museums- auf den Schulhof. „Ich fühle mich jetzt fast ein bisschen schuldig“, sagte er, aber natürlich konnte auch er nicht mit der Dreistigkeit der Diebe rechnen. So wie Fach hofft auch Schulz, dass das Kunstwerk schnell wiedergefunden wird. Er schätzt die Chancen dafür aber heute schlechter ein als in den 90er Jahren. „Die Diebe haben es seit dem Schengener Abkommen viel leichter, so etwas schnell ins Ausland zu bringen“, sagt er.
Die Polizei nimmt Hinweise unter Tel. 03471/ 37 90 entgegen. (mz)