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Brennstoffhandel Kopahnke Brennstoffhandel Kopahnke: Der Kohlenmann in Aschersleben

Von Kerstin Beier 27.03.2015, 15:50
Brennstoffhandel Kopahnke in Aschersleben: Werner Kopahnke am Kaminholz, Uschi Kopahnke macht die Büroarbeit (rechts), das Schreiben vom 14. April 1955, das den Start des Brennstoffhandels besiegelt (links).
Brennstoffhandel Kopahnke in Aschersleben: Werner Kopahnke am Kaminholz, Uschi Kopahnke macht die Büroarbeit (rechts), das Schreiben vom 14. April 1955, das den Start des Brennstoffhandels besiegelt (links). Gehrmann Lizenz

Aschersleben - 60 Jahre ist es jetzt her, dass Helmut Kopahnke eine Entscheidung getroffen hat, die sich auch in dritter Generation noch auswirkt: Der gelernte Kaufmann entschloss sich, über dem Wasser eine Kohlehandlung zu eröffnen.

Die Kohlehandlung ist inzwischen ein Brennstoffhandel, aber in Händen der Kopahnkes ist er immer noch. 1980 hat Werner Kopahnke das Geschäft in dem uralten Haus übernommen, und seit 2012 führt Sohn Christoph das Unternehmen.

Die Konkurrenz ist groß

Die Zeiten, als die Menschen bei ihnen Schlange standen, als sie kaum nachkamen mit dem Ausliefern und als der rationierte Zentner des schwarzen Goldes 1,65 DDR-Mark kostete, sind lange vorbei. Heute informieren sich die Kunden im Internet, wo die Brennstoffe am günstigsten zu haben sind, sie kaufen geringe Mengen, die Konkurrenz ist groß.

Kohle macht nur noch einen kleinen Teil des Geschäfts aus, Kopahnkes verkaufen weitaus mehr Heizöl und Kaminholz, demnächst soll noch Diesel hinzukommen. Alles ist moderner geworden - vom Büro bis hin zu den Fahrzeugen. Und der junge Inhaber, 29 Jahre alt, will mit der Zeit gehen und natürlich auch das Internet nutzen. Er weiß, dass das Geschäft Risiken birgt, schätzt aber genau wie sein Vater seinerzeit das selbstständige Arbeiten.

Seine Eltern Werner und Uschi, die noch immer mithelfen, haben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass es in dritter Generation weitergehen kann.

Erinnerungen an Schönes und Schweres

Die 60-jährige Firmengeschichte ist Anlass für sie, sich an Schönes wie Schweres zu erinnern. Uschi Kopahnke denkt zum Beispiel noch mit Herzklopfen an das Gefühl zurück, als die Kohle zum ersten Mal auf dem eigenen Gleis in der Oststraße direkt aus der Brikettfabrik angeliefert wurde. Zu dieser Zeit hatten sie sich vom ehemaligen staatlichen Kohlehandel abgekoppelt und waren nicht mehr Kommissionshändler, sondern zum ersten Mal richtig selbstständig. „Es war ein erhebendes Gefühl, als die erst Lore ankam“, berichtet Frau Kopahnke, die scherzhaft meint, sie sei „genauso alt wie’s Geschäft.“

Ein besonderer Moment war auch die Erweiterung des Fuhrparks. Bis in die 80er Jahre war es noch ein Pferdefuhrwerk, das das Heizmaterial zu den Kunden brachte. Der Multicar, der die Arbeit erleichtern sollte, musste von Waltershausen in Thüringen abgeholt werden. Mit Tempo 50 tuckerte der Firmenchef über die Landstraßen und brauchte fünf Stunden bis ins heimische Aschersleben.

Mammutaufgabe erster Güte

Den Umbau des Hauses ab 1991 bezeichnen die Kopahnkes als eine Mammutaufgabe erster Güte. Die Verhältnisse in der DDR hatten sich natürlich auf die Bausubstanz des Hauses ausgewirkt. 1673 war es gebaut worden, diente als Kolonialwarenladen, Fleischerei und schließlich als Kohlenhandlung. Die geringen Mieten in der DDR brachten kaum Einnahmen, sie reichten gerade für die notwendigsten Flickschustereien. Und Baumaterial gab es auch nicht. Nach der Wende wagten die Kopahnkes den Befreiungsschlag, entkernten das gesamte Gebäude und schufen moderne Geschäfts- und Wohnräume. Bis sie wieder einziehen konnten, lief der Geschäftsbetrieb weiter.

Kein einziger Einbruch

Als Büro diente zu dieser Zeit ein ausgedienter Leutewagen aus der Landwirtschaft mit einem kleinen Kanonenöfchen. Die Telefonleitung ist provisorisch gezogen und in den Wagen gelegt worden. Die damals im Unternehmen angestellte Buchhalterin nahm die Klinke abends nach Feierabend immer mit nach Hause. „Aber eingebrochen wurde dort nicht ein einziges Mal.“

Werner und Uschi Kopahnke sind froh, dass sie noch in der Lage sind, ihrem Sohn ein wenig unter die Arme zu greifen. Und hoffen für ihn, dass das Geschäft die Familie auch weiterhin trägt. (mz)