Blumiger Dank für Lebensretter Robert
Reinstedt/MZ. - Judith Wipprecht ist froh, dass ihr Retter für sie jetzt nicht nur ein Gesicht, sondern auch einen Namen hat: Robert Gille heißt der Fahrradfahrer, der sie und ihre beiden Hunde in diesem Sommer aus fauligem, zwei Meter tiefem Wasser zog. 15 Jahre ist er alt und besucht das Gymnasium Ascaneum in Aschersleben. Mit einem großen Blumenstrauß und vielen herzlichen Dankesworten auf den Lippen besuchte sie Robert und dessen Eltern in Reinstedt.
"Erst viel zu spät ist mir klar geworden, dass ich nicht mal wusste, wer mir da eigentlich geholfen hatte", erzählt sie. Sichtlich erleichtert, dass sie sich jetzt endlich bedanken kann. Erst der Beitrag in der MZ, in dem es um das ungesicherte Silo ging, hatte Retter und Gerettete auf die richtige Spur gebracht. Die 24-jährige Jurastudentin erinnert sich mit Schaudern an das Augustwochenende, an dem sie mit ihren beiden Schäferhunden unterwegs war. Wasser scheint eine magische Anziehungskraft auf den Rüden auszuüben, denn ehe Frau Wipprecht
das Becken auch nur gesehen hatte, stürmte das Tier darauf zu und stürzte sich hinein. "Hinterher wusste ich, dass ich mich total unüberlegt verhalten habe. Ich hatte das Handy dabei und hätte Hilfe holen können." Aber aus Angst, der Hund könnte ertrinken, stieg sie selbst in das stinkende Wasser. "Ich wollte mich noch irgendwo festhalten, aber es war wie eine Wasserrutsche." Die steilen, glatten Wände des Beckens machten es unmöglich, allein wieder herauszukommen. Die Hundedame, ebenfalls voller Panik, rutschte ihrem Frauchen hinterher. Zum Glück hielt sich Robert mit seinem Fahrrad in der Nähe auf. "Ich hörte erst Geschrei, dann Geplätscher und bin gucken gegangen", berichtet er. "Und dann waren sie da alle drinne." Heute kann er drüber lächeln, aber damals war ihm nicht danach. Die Hunde rauszuziehen, sei gar nicht einfach gewesen. Immerhin wiegt der Rüde 37 Kilo, das nasse Fell fiel zusätzlich ins Gewicht. Eine Viertelstunde etwa dauerte die Aktion; heute meidet Judith Wipprecht die Stelle wie der Teufel das Weihwasser.
Robert zeigte sich als stiller Held. Nur seinem Kumpel und seinen Eltern erzählte er von der Geschichte. Mutter Simone freut sich über den Einsatz des Filius, der auch in seiner Freizeit Mut und Kraft beweist. Gemeinsam mit einem Freund pflegt er eine Sportart, die sich "Parcours" nennt - dabei müssen die Sportler die Hindernisse auf einer vorher bestimmten Strecke regelrecht suchen und rasant überwinden - Mauern, Treppen und Geländer sind bevorzugte Objekte.
Roberts Eltern, die den Ort des Geschehens zuvor nicht kannten, sind später hingegangen. "Und da habe ich nachträglich Angst bekommen", erzählt die Mutter. Übrigens: Der Eigentümer hat das Becken inzwischen wieder gesichert.