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Bleiglasfenster ist wieder aufgetaucht

Von Nora Menzel 12.09.2008, 15:14

Schneidlingen/MZ. - Das Fenster misst cirka 60 mal 70 Zentimeter, besteht aus mehreren kleinen Glaselementen und gehörte früher wahrscheinlich zusammen mit zwei weiteren identischen Teilen zu einem Oberlicht. Wo es eingebaut war, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau gesagt werden.

"Vermutlich hing es an der Giebelseite des Herrenhauses oder war an der Hofseite im Erdgeschoss angebracht", erklärt Hans-Jochen Hertel. Er ist Mitglied im Förderverein, der 2004 gegründet wurde, cirka 50 Mitglieder zählt und für den Erhalt und die Restaurierung der Schneidlinger Wasserburg kämpft. Wie viele bleiverglaste Fenster es früher insgesamt gegeben hat, ob die restlichen Exemplare noch existieren und wo sie sich befinden, sei ebenfalls unklar, so Hertel weiter. Sicher sei aber, dass die Originale Ende der 80er Jahre verschwunden sind. "Sie wurden ausgebaut", meint der Denkmalpfleger. Dass eines der historischen Stücke wieder aufgetaucht ist, habe für den Förderverein und die Wasserburg weniger einen materiellen als vielmehr einen hohen ideellen Wert. "Ein Einwohner des Ortes hat die kleine Rarität gerettet, aufbewahrt und uns jetzt zur Verfügung gestellt", erklärt Hertel.

Die Schneidlinger Wasserburg wurde in den Jahren 1317 und 1324 erstmals urkundlich erwähnt und diente ursprünglich vermutlich als Schutzwall gegen umherstreifende Stämme, soll aber auch ein Kontrollpunkt für die bedeutende Handelsstraße von Magdeburg über Erfurt nach Süddeutschland gewesen sein. Zur Anlage, die vierseitig, trapezförmig angelegt ist und einst von einem Graben umgeben war, gehört ein sogenannter Bergfried, der Hauptturm des Komplexes, sowie der dreigeschossige Wohnbau, der Westflügel der Burg. Unter anderem ist auch ein früherer Küchentrakt erhalten geblieben ebenso wie der Ostflügel. Insgesamt zählen mehr als fünf Bereiche zum Burgensemble. Ein Großteil der Wasserburg gehört dem ungarischen Unternehmer Maximilian von Götzen. Die Stadt Hecklingen hält einen kleinen Anteil der Hoffläche. Von Götzen hat die Burg im Frühjahr dieses Jahres ersteigert und war bereits dreimal vor Ort. Gespräche mit dem Förderverein haben stattgefunden. Ziel der Vereinsmitglieder ist es, einen Vertrag mit dem Eigentümer, der über 15, 20 oder 25 Jahre laufen soll, und die Zusammenarbeit regelt, auszuhandeln. Ein Entwurf des Dokuments wurde dem Besitzer bereits übergeben. Der Verein wartet derzeit auf die Rückmeldung. "Erst dann können wir in die Planung gehen", erklärt Hans-Jochen Hertel.

Mit an erster Stelle stehe dann die Sanierung des Hauptgebäudes. Im Auftrag von Maximilian von Götzen wurde dieser Bereich von einem Statiker im August bereits im Treppenhaus notgesichert. Bohlen stützen hier derzeit die Decke. Weitere Vorhaben könnten unter anderem über das Leader-Programm (Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union) in den nächsten Jahren gefördert werden. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag können Besucher der Wasserburg sich im Rahmen regelmäßig stattfindender Führungen zum Stand der Sanierungsarbeiten informieren. Zudem gibt es viel Wissenswertes über die Entwicklung der historischen Anlage und das frühere Leben am Hof zu erfahren.

Die Mitglieder des Fördervereins haben für die Besucher auch eine kleine Ausstellung zur Burggeschichte zusammengestellt. Dort kann unter anderem auch das erhalten gebliebene, bleiverglaste Fenster besichtigt werden. Auch eine Chronik zur Geschichte der Schneidlinger Wasserburg wurde zusammengestellt. "Wenn jemand alte Fotos der Wasserburg hat, wäre es schön, wenn er uns diese zur Verfügung stellen könnte", erklärt Hans-Jochen Hertel. So könne unter anderem herausgefunden werden, wo sich das historische Fenster einst genau befunden hat.

Das Fenster ist aus mehreren kleinen Glaselementen zusammengesetzt. Als Bild zu sehen ist darauf das Gesicht einer Frau. Sie trägt eine Kappe. Der Förderverein geht davon aus, dass es sich dabei um ein Jagdmotiv handelt. Alle Fenster dieser Art sind zu Beginn der 80er Jahre verschwunden. Keiner weiß, ob die fehlenden Exemplare noch existieren. Der cirka 35 Meter hohe Turm der Schneidlinger Wasserburg konnte mit Unterstützung einer Förderung im Jahr 1992 restauriert werden.

Zum Tag des offenen Denkmals können Besucher die schöne Aussicht über das Hakelland genießen.