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Blaublütenbaum Blaublütenbaum auf dem Graben in Aschersleben: Roland Schmidt staunt über Blätter größer als Teller

Von Kerstin Beier 20.07.2018, 08:14
Das Wachstum des Blaublütenbaumes ist grandios, er ist fast fünf Meter hoch.
Das Wachstum des Blaublütenbaumes ist grandios, er ist fast fünf Meter hoch. Gehrmann

Aschersleben - „Ich denke, in unserem Garten wächst ein Baum mit den größten Blättern von Aschersleben. Manche werden bis zu einem Quadratmeter groß.“ Sagt Roland Schmidt am Telefon. Wir finden, das ist eine kühne Behauptung und halten dies zunächst für Gärtnerlatein.

Deshalb wollen wir uns das selbst ansehen und verabreden uns mit dem 59-Jährigen in seinem Gärtchen hinter dem Haus am Graben, das er mit seiner Lebensgefährtin bewohnt.

Baum ist fast fünf Meter hoch und besitzt riesige Blätter

Und tatsächlich: Der Baum auf dem kleinen Grundstück hat in kürzester Zeit nicht nur eine stattliche Höhe von fast fünf Metern erreicht, sondern auch regelrechte Latschen von Blättern hervorgebracht.

Roland Schmidt legt den Zollstock an, einige der träge herabhängenden Blätter sind 80 Zentimeter im Durchmesser. Bei dem Gewächs handelt es sich laut Roland Schmidt um einen Blauglocken- oder auch Blaublütenbaum. Obwohl Schmidt gelernter Gärtner ist, ist ihm ein solcher Baum während seiner aktiven Zeit bis etwa zur Wende nie begegnet.

In Japan im Wappen des Premierministers

Im Netz finden sich interessante Informationen zu diesem Baum, der ursprünglich in China und Japan beheimatet ist und dort eine große symbolische Bedeutung hat. Wegen seiner großen und eindrucksvollen blauen Blüten wurde er in Japan beispielsweise als Baumsymbol dem japanischen Kaiserhaus zugeordnet. Als heraldisches Symbol wurden Blätter und Blüten im kaiserlichen Wappen verwendet.

Auch heute noch ist es unter anderem im Wappen des japanischen Premierministers zu finden. Seit 1888 verleiht die japanische Regierung den Großen Orden der Paulownienblüte, wie die Blüten auch bezeichnet werden, für außergewöhnliche Verdienste in Kultur und Gesellschaft.

Wenn ein Mädchen in China geboren ist, pflanzen einige Familien einen Blauglockenbaum

In China wird als alter Brauch bei wohlhabenden Familien ein Blauglockenbaum gepflanzt - und zwar immer dann, wenn eine Tochter geboren wird. Wegen des schnellen Wachstums des Baumes hat er, wenn das Mädchen heiratet, eine beträchtliche Größe erreicht.

Zur Hochzeit wird der Baum gefällt, um daraus Möbelstücke für den neuen Haushalt herstellen zu lassen. Allgemein gilt der Baum in China, Japan und Korea als Symbol für Fruchtbarkeit und Glück.

Roland Schmidt findet im Garten Ruhe und Erholung

Glück bedeutet für Roland Schmidt, wenn er nach anstrengender Arbeit im Hoymer Betonwerk nach Hause kommt und in dem grünen Refugium Ruhe und Erholung findet. Die Möglichkeiten zum Ausruhen sind vielfältig hier, denn überall hat das Paar kleine Entspannungsinseln zwischen den Stauden angelegt - da ein Sitzplatz, dort ein Hängesessel, an anderer Stelle ein kleiner Pavillon.

In Hausnähe an einem Spalier wächst blauer Wein, der in diesem Jahr eine gute Ernte verspricht - sofern ihn nicht vorher die Vögel holen. Wer auf dem Graben mit relativ viel Verkehr steht, der ahnt nicht, dass sich hinter den Häusern solche Horte der Ruhe finden. „Nach hinten schließt sich ja gleich die Promenade mit den wunderschönen alten Bäumen an“, sagt Roland Schmidt.

Wann der Blauglockenbaum gepflanzt wurde, kann er nicht genau sagen. Laut seiner Lebenspartnerin muss das 2001 oder 2002 gewesen sein. Schmidt stutzte den Baum im vergangenen Jahr extrem, weil er das Nachbargrundstück bedrohte. Doch innerhalb kürzester Zeit trieb er gewaltig wieder aus. „Es ist mir aber nicht gelungen, ihn zu vermehren“, sagt Schmidt, obwohl er verschiedene Methoden ausprobiert habe. Offenbar sei er aber genügsam „und findet auch bei dieser Trockenheit noch ein paar Schlucke Wasser.“

In der Beziehung hadert er etwas mit seinem Garten. „Es ist ja wirklich ein Trauerspiel und es tut einem in der Seele leid“, sagt er und zeigt auf trocken-gelbe Rasenstücke. Aber mit diesem Problem sei er in diesem Jahr ja nicht allein.

Als Ausgleich zum Beruf hat Roland Schmidt fast 30 Jahre lang im Hoymer Karneval mitgewirkt. Von dort hat er sich zwar mittlerweile verabschiedet, singt aber noch im Hoymer Chor mit. (mz)