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Bergsee Güntersberge Bergsee Güntersberge: Zaun zur Klarstellung der Verhältnisse

Von Detlef Anders 31.07.2002, 14:10

Güntersberge/MZ. - Die Wogen der Emotionen schlugen am Bergsee Güntersberge in den vergangenen Wochen hoch. Doris Heidecke ist eine der Frauen, die im Sommer täglich ihre Runden im kühlen Nass dreht.

Während sie im vergangenen Jahr für die Jahreskarte noch 30 Mark zahlte, weigert sie sich, in diesem Jahr 30 Euro zu zahlen, damit sie von der offiziellen Liegewiese aus ins Wasser springen kann. Sie geht nun vom Bahndamm der Selketalbahn aus in den See, erklärte sie. "Ich will ja bezahlen, aber nicht in der Höhe:" Andere beschwerten sich, dass eine Treppe weggerissen wurde, selbst für das Durchgehen bezahlt werden müsste und der Weg um den See zuwächst.

Der Bergsee, stellte Güntersberges Bürgermeister Kurt Kipper auf Anfrage der MZ klar, ist Landeseigentum. Die Stadt habe mit dem Land einen Vertrag, nachdem der See zu Badezwecken genutzt werden und die Stadt die Nutzung auch an Dritte übertragen kann. Den Grund und Boden des Nordufers hat die Stadt an den Gastwirt des Bergsees, Horst Wicht, verkauft.

Hintergrund des Verkaufs war, dass die Stadt die Kosten für die Gebäude und die Bewirtschaftung einsparen wollte. 20 bis 25 000 Mark habe sie 1997 ohne Berechnung der Arbeitszeit des Stadtarbeiters dafür aufbringen müssen, erklärte Kipper. Laut Vereinbarung mit dem neuen Eigentümer muss dieser die für das Baden nötigen Vorschriften einhalten und Toiletten vorhalten. Alle Kosten für die Reinigung und Pflege des Geländes einschließlich des Damms, der vom Talsperrenbetrieb verwaltet wird, und der Versicherung muss Wicht tragen und für die Deckung der Kosten, so Kipper, wird der Eintritt erhoben. "Ob er dabei eine glückliche Hand hat, die richtige Höhe gewählt hat und immer den richtigen Ton wählt", wollte Kipper nicht beurteilen. Eine rechtliche Handhabe, um auf die Höhe des Eintritts Einfluss zu nehmen, habe die Stadt nicht. Zur abgetragenen Treppe von den Bungalows zum See erklärte Kipper, dass Wicht diese hätte sichern müssen. Kipper zeigte Verständnis, dass Wicht daran kein Interesse hat.

Horst Wicht verteidigte die Höhe der Tageskarten. "Ich habe daran keinen Verdienst, es dient nur zur anteiligen Bewirtschaftung." Möglicherweise habe er mit den Dauerkarten einen Fehler gemacht. "Ich wollte damit Einheimischen entgegenkommen". Wicht verwies auch auf die Familienjahreskarte für bis zu fünf Personen für 40 Euro. Einen "Eintritt für Durchgehende" gebe es nicht, "nur der Aufenthalt ist kostenpflichtig." "Vielleicht verwechseln das manche - meinen drüber zu gehen und lassen sich auf der Bank nieder. Dann ist das für mich Aufenthalt." Wicht betont, keinen offiziellen Badebetrieb zu machen. "Der See ist aufgrund einer geprüften Wasserqualität zum Baden frei gegeben." Gebadet wird letztlich auf eigene Gefahr: "Wir machen einen Liegewiesenbetrieb."

Für Walter Garscha, den Vorgänger Kippers, ist der eingeschränkte Übergang Gegenstand der Kritik. Im Grundbuch sei ein Wegerecht über das Gaststättengrundstück festgeschrieben, erklärte der Ex-Bürgermeister. Der Gastwirt, der schon vor mehreren Jahren die "Schmunzelstube" am Bergsee gekauft hatte, verweist dagegen auf den zweiten Kaufvertrag für den gesamten Nordhang. Hier sei kein Wegerecht festgehalten. "Es ist kein öffentlicher Weg mehr da, das ist verkauft", stellte er fest. Damit für jeden klar erkennbar ist, dass es sich um ein Privatgrundstück handelt, will Horst Wicht das ihm gehörende Areal nun einzäunen.