Nach Vandalismus Benefizkonzert im Bestehornpark Aschersleben: Künstler sammeln Geld für zerstörte Orange

Aschersleben - Als Nino Heinrich den Hörer in die Hand nahm, um Kulturanstalts-Vorstand Matthias Poeschel anzurufen, da war die Asche der abgebrannten Orange noch gar nicht ganz erkaltet.
Die Idee: Junge Leute in Aschersleben wollen sich gegen Vandalismus wenden und helfen, Zerstörtes wieder aufzubauen. Mit dem Vorschlag, ein Benefizkonzert an Ort und Stelle zu organisieren, lief der Abiturient aus Aschersleben bei der Kulturanstalt offene Türen ein.
Beide Seiten ließen ihre Kontakte und Beziehungen spielen und fanden schnell regionale Künstler und weitere Unterstützer, so dass das Konzert am Freitag, gut zwei Wochen nach dem vorsätzlich gelegten Brand in der Orangerie, über die Bühne gehen konnte.
260 zahlende Gäste ließen die Summe auf dem Spendenkonto wachsen
Zu diesem Zeitpunkt waren über das eigens eingerichtete Spendenkonto der Stadt und über anderweitig eingegangene Spenden bereits 3.225 Euro zusammengekommen. 260 zahlende Gäste, die am Freitag guter Musik ganz unterschiedlicher Stilrichtungen lauschten, haben mit ihrem Eintrittsgeld dazu beigetragen, dass das Spendensäckel noch ein wenig praller wird.
Ihren Anteil geleistet haben aber insbesondere die Künstler, die ohne Gage aufgetreten sind und den Gästen einen entspannten musikalischen Feierabend bescherten: Nicole Hoffmann, die als Soulsängerin zum ersten Mal öffentlich auf der Bühne stand, Enrico Scheffler, Black Eye, Hanna Rautzenberg, Haus Zwei und die DJs Moetis, Nino und Til Sitter.
Künstler traten ohne Gage auf und bescherten den Besuchern einen entspannten Feierabend
Einer von den ganz alten Hasen, die spontan ihre Hilfe anboten, war DJ Klaus Klotz. Der stand den ganzen Nachmittag und Abend über an seinem Pult. Obwohl er an diesem Abend auch in Leipzig hätte auflegen können, lehnte er diesen Gig zugunsten der Benefizveranstaltung in seiner Heimatstadt ab.
„Klar, Geldverdienen ist immer wichtig“, sagte er. Doch in diesem Fall sei das anders. Seine Beziehung zur Orangerie sei eine ganz besondere, persönliche. „Zur Landesgartenschau 2010 war ich der einzige DJ, der hier auf der Bühne stand“, berichtet er. Und nächstes Jahr, zum 40. Jubiläum als DJ, möchte er wieder auf dieser Bühne stehen.
Es sei zu viel weggerissen worden in den vergangenen Jahren, findet er, „und nun sollten wir stolz sein auf das, was wir haben.“ Beim Benefizkonzert dabei zu sein, sei für ihn einfach Ehrensache und „ein Stück Lokalpatriotismus.“ Schließlich sei er in Aschersleben „alt geworden“ und habe in der Stadt 40 Jahre lang eine Plattform gehabt.
Die Zerstörung des Kunstwerkes sei „eine echte Sauerei“, ärgert sich Nino Heinrich
Keinerlei Verständnis für jede Form von Intoleranz und Zerstörungswut hat Nino Heinrich. Er hatte über die sozialen Medien von dem Brand erfahren. Sein erster Gedanke: Warum geben sich der oder die Täter nicht wie bisher mit Müllkübeln und Containern zufrieden und fangen jetzt auch noch an, Kultur anzugreifen?
„Das ist eine echte Sauerei“, sagte er am Rande der Veranstaltung. Er freute sich selbst auf das Programm, wie es abwechslungsreicher kaum sein konnte. Das Musikspektrum reichte von Soul, Schlager, Musical und Evergreens über Folk und Deutschrock bis hin zu Minimal und House.
Einige Künstler wie Black Eye zum Beispiel hatte der Organisator selbst noch nie gehört. Wolfgang Hornbogen, Bettina Sarapatta und Wolfgang Semsch, drei von fünf Mitgliedern von Black Eye, waren gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt, wollten aber trotzdem dabei sein.
Für Enrico Scheffler, der derzeit unter anderem auf der Freilichtbühne in Thale zu erleben ist, war es gut, dass die Anfrage kurzfristig kam. „Weil ich sicher sein konnte, dass keine anderen Angebote eingehen werden, fiel mir die Zusage nicht schwer“, sagte er. Er freue sich, neben den festen Terminen wie Gildefest und Weihnachtskonzert nun zusätzlich in Aschersleben zu singen.
Mond, die Orange und der Globus seien aus dem Stadtpark nicht mehr wegzudenken
Der Mond, die Orange und der Globus im Stadtpark sind für Nino Heinrich Symbole der Laga, die aus der Stadt nicht mehr wegzudenken sind. Deshalb liegt ihm viel an der Wiederbeschaffung. Der Schöpfer der Kletterorange, Gisbert Baarmann, wird sich in dieser Woche mit Vertretern der Aschersleber Kulturanstalt treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Auf jeden Fall ist er begeistert, dass Aschersleben die Orange wieder aufbauen will“, so Matthias Poeschel. (mz)