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Bekannt aus "Mode mal Ehrlich"  Bekannt aus "Mode mal Ehrlich" : Regisseur Klaus Ehrlich liest in Aschersleben

Von Regine lotzmann 25.08.2015, 16:32
Regisseur und Moderator Klaus Ehrlich kehrt für seine Lesereise nach Aschersleben zurück.
Regisseur und Moderator Klaus Ehrlich kehrt für seine Lesereise nach Aschersleben zurück. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Ob er sich inzwischen ein Zimmer in Aschersleben genommen hat, so oft wie er in letzter Zeit hier ist? Klaus Ehrlich muss lachen. „Der Täter kehrt immer an den Ort des Verbrechens zurück“, kichert der in Aschersleben aufgewachsene Regisseur und Moderator, der sich mit seiner Fernsehsendung „Mode mal Ehrlich“ einen Namen machte. Und spielt damit auch ein bisschen auf seine Schulfreundin an. Denn Regine Röder-Ensikat ist Krimiautorin mit Leib und Seele und will ihren Jugendfreund auf seiner neuesten Lesereise in ihre gemeinsame Heimatstadt begleiten.

Und so erzählt Klaus Ehrlich am Freitag, 11. September, in einer Doppellesung in der Turnhalle der Ascherslebener Lübenschule - zu deren 150-jährigem Jubiläum - aus seinem turbulenten Leben als Fernsehmann, das er in „So ehrlich wie möglich“ niederschrieb. Während Regine Röder-Ensikat mit ihrem Krimi „Leichen unter Kaviar“ vier Witwen ins Rampenlicht rückt, die in einer Alters-WG ihr Leben voller krimineller Energie genießen.

Heimspiel für beide

„Für uns beide ist das ein Heimspiel“, nickt Ehrlich und meint: „Für mich sogar noch ein bisschen mehr als für sie, denn ich war auch Schüler der Lübenschule.“ Kennen lernten sich die beiden nämlich erst auf der Erweiterten Oberschule, dem heutigen Stephaneum, wo sie in einer Klasse waren.

„Wir haben einiges erlebt zusammen“, erinnert sich Ehrlich an die Sache mit der heimlichen Reise nach Westberlin, wo sie sich um ein Schauspielstudium bewarben. Was natürlich ein Nachspiel hatte. „Unsere Mütter mussten in die Schule kommen und meine war so aufgeregt...“, erzählt der Regisseur. Doch Regines Mutter, die Frau von Studienrat Karl Röder, winkte nur ab und meinte beruhigend: „Die können uns gar nichts!“ „Na ja“, meint Ehrlich, „einen Tadel haben wir schon bekommen.“

Da ist der aktuelle Besuch in Aschersleben weitaus angenehmer. Doch ein bisschen müssen sie noch tüfteln, wie sie bei ihrer gemeinsamen Lesung vorgehen wollen. „Denn sie liest aus ihrem Krimi, ich erzähle lustige Geschichten.“ Zusammenpassen sollte das dann trotzdem.

Klaus Ehrlich ist Regisseur, Moderator und Buchautor. Als Dreijähriger kam er durch den Krieg nach Aschersleben, wo er mit seinen Großeltern, seiner Mutter und seiner Cousine über einer Fleischerei am Tie wohnte. In der Eine-Stadt besuchte er die Lübenschule und später dann die Erweiterte Oberschule „Thomas Müntzer“, wo er in der gleichen Klasse wie Regine Röder war. Nachdem er 1960 das Abitur abgelegt hatte, studierte er in Berlin an der Fachschule für angewandte Kunst Werbung und Gestaltung. Über Umwege kam er zum Werbefernsehen der DDR, schloss nebenbei ein Studium in Dramaturgie und Regie ab. Seinen ersten eigenen Film drehte er über Mode. Die Sendung „Mode mal Ehrlich“ wurde zu seinem Markenzeichen. Sieben Jahre lang wer er auch für den ARD-Ratgeber Reise zuständig, für den er Reiseberichte und Reportagen drehte. Besonderen Spaß machte ihm aber vor allem die Arbeit als Regisseur von Helga Hahnemann. Nachdem 2012 die letzte Mode-mal-Ehrlich-Sendung lief, schrieb er seine Erlebnisse in Buchform nieder. (gin)

Regine Röder-Ensikat ist Schriftstellerin, Malerin, Kabarettleiterin und Illustratorin. 1942 in Aschersleben geboren, wuchs sie in der Badergasse und am Markt auf. Sie ist die Jüngste von vier Schwestern und Tochter des in Aschersleben bekannten Studienrates Karl Röder. Hier besuchte sie auch das heutige Stephaneum. Als frischgebackene Abiturientin ging sie nach Berlin, wo sie ebenso wie Schulfreund Klaus Ehrlich an der Fachschule für angewandte Kunst Werbeökonomie studierte. Nach ihrem Abschluss als Werbedesignerin heiratete sie den Grafiker Klaus Ensikat, den Bruder des Kaberettisten Peter Ensikat. Von nun an arbeitete die Wahlberlinerin - inzwischen zweifache Mutter - freiberuflich als Werbetexterin, Ausstellungsgestalterin und als Illustratorin beim Kinderbuchverlag der DDR, bei Frösi und Bummi. Sie gab zum Beispiel dem Kinderbuch „Die dicke Tilla“ ein Gesicht. Katzen sind bevorzugtes Motiv ihrer Ölgemälde, die sie sogar schon in Tokio ausstellte. Als Krimi-Autorin ist sie Mitglied der „Mörderischen Schwestern“. (gin)

Geschichten aus seiner Kindheit

Eine weitere Lesung wird Klaus Ehrlich übrigens nur einen Tag zuvor in Aschersleben absolvieren. Dann aber allein. Denn als er im April in der Kreisbibliothek sein Buch vorstellte, war die Lesung bis auf den letzten Platz ausverkauft. „Dass das eine solche Resonanz auslöst, damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet. So voll war der Saal noch nie“, meinte Bibliotheksleiterin Susanne van Treek damals ganz erstaunt und erklärte: „Der Saal hätte sogar doppelt so groß sein können und wäre voll geworden.“ Deshalb versprach Klaus Ehrlich, jetzt im September wiederzukommen. Dafür hatte er sich extra die in Aschersleben spielenden Geschichten aus seiner Kindheit und Jugendzeit aufgespart. „Damit es ein bisschen anders wird als beim ersten Mal.“ Allerdings gibt es für diese Lesung keine Karten mehr. „Sie war gleich wieder ausverkauft. Nur zwei Tage, nachdem es die Ankündigung für diese Wiederholung gab.“

Eine weitere Änderung bei dieser Lesung ergibt sich übrigens aus der Kritik an der ersten, wo nicht jeder im Saal den Autor gut verstehen konnte. „Dieses Mal“, meint er deshalb, „werde ich ein Mikro haben. So wie auf Sylt, das hat gut geklappt.“ Von dort ist der Berliner nämlich gerade erst zurückgekommen. Und noch ganz aufgekratzt. Denn im Publikum saßen vornehmlich Zuhörer aus dem Westen, die die DDR so gut wie gar nicht kannten. „Denen musste ich erst einmal einiges über dieses Land erzählen“, meint der Regisseur. Doch es gab auch ein paar Gäste aus den neuen Bundesländern. Und so musste Ehrlich grinsen, als er die Bühne betrat und jemand in der zweiten Reihe im schönsten Sächsisch rief: „Mal sehen, was der Ehrlich uns bietet!“

Nun freut sich der Autor ganz auf Aschersleben. Ein Zimmer hat er sich hier allerdings nicht genommen. „Ich werde wieder bei meiner Verwandtschaft übernachten“, lacht Ehrlich und kichert: „Der Täter kehrt immer an den Ort des Verbrechens zurück!“ Karten für die Doppellesung in der Lübenschule am Freitag, 11. September, ab 15 Uhr gibt es für fünf Euro in der Kreisvolkshochschule, Augustapromenade 44, und in der Kreisbibliothek. (mz)

Regine Röder-Ensikat ist ebenfalls in Aschersleben aufgewachsen.
Regine Röder-Ensikat ist ebenfalls in Aschersleben aufgewachsen.
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