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Aus Wette wird Tradition

Von Hajo Mann 04.05.2008, 15:11

Hoym/Badeborn/MZ. - Kurz vor dem Start gab es noch ein Küsschen von der Freundin. "Vergeude hier nicht deine Kalorien. Die wirst du dringend gebrauchen", ulkte einer seiner Kumpels. Die Eltern des Fassrollers waren sich ganz sicher, dass er es schaffen werde. Dann ließ der Vorsitzende des Hoymer Fassrollenvereins, Frank Damm, das Fass in Stellung bringen. Er fungierte an diesem Tag als Schiedsrichter. Das 50 Liter Aluminiumfass war mit Wasser gefüllt. Langsam schritt Patrick Lindau zum Startplatz. Pünktlich um 18.31 Uhr gibt Damm den Start für das Fassrollen frei.

Mit Händen und Füßen bringt Patrick Lindau das Fass in Schwung. Nur Minuten später ist er aus dem Blickfeld der vielen Hoymer und Gäste verschwunden. Dann setzt sich gleich der Tross in Bewegung. Hinter dem Fassroller ordnen sich der Krankenwagen und mehrere geschmückte Pferdewagen ein. Sie begleiten den Fassroller auf der 5 785 Metern von Hoym nach Badeborn. Bevor Patrick Lindau das Fassrollen übertragen wurde, ist er medizinisch untersucht worden.

Es ist das 25. Mal, dass ein Bierfass von Hoym nach Badeborn gerollt wird. Vor 25 Jahren hat ein Hoymer Kneiper zu den damals jungen Burschen gesagt: "Ihr würdet nur halb so viel saufen, wenn ihr das Bier von Hoym holen müsstet." Das wollten die damaligen Jugendlichen nicht auf sich sitzen lasen. Die abgeschlossene Wette wurde zur Geburtsstunde des Fassrollens. Den Rekord hält seit zehn Jahren mit 48 Minuten und 38 Sekunden Dirk Hilgenfeld. "Aus der damals abgeschlossenen Wette ist ein Volksfest geworden", lacht Schiedsrichter Damm.

Während in Hoym nach dem Start alle zur Disko eingeladen waren, hatten sich am Ziel viele Badeborner und Gäste eingefunden. Bis zum Eintreffen des Fassrollers unterhielten die Steppkes der Badeborner Kindertagesstätte mit Liedern und Tänzen, die Karategruppe aus Ballenstedt und die "Einetaler Blasmusikanten" mit flotten Weisen die vielen Gäste.

Wieder und wieder richteten die Besucher ihre Blicke in die Straße, auf der der Fassroller kommen sollte. Die Rekordzeit war längst überschritten. Als dann auch eine Stunde vorbei war, traf am Ziel die Kunde ein, dass der Fassroller in wenigen Minuten eintreffen wird. Nach einer Stunde, zwei Minuten und 34 Sekunden rollte Patrick Lindau völlig ausgepumpt und von den Strapazen gezeichnet das Fass über die Ziellinie. Die Freundin hängte ihm eine Decke um, dann ließ er sich völlig erschöpft auf dem Bierfass nieder. Wenig später überreicht ihm Damm das obligatorische Bierfässchen.

Die relativ lange Zeit erklärte Damm damit, dass der Feldweg neu geschottert wurde. "Auf dem neuen Schotter war das Fass nur schwer auf Kurs zu halten", so Damm.