Auf Spurensuche bei der Polizei
ASCHERSLEBEN/MZ. - Der im Keller des Hauses 3 untergebrachte Unterrichtsraum für Spurensuche und Spurensicherung ist am Wochenende richtig gut besucht. Denn hier und in den anderen Bereichen der Einrichtung können sich Jugendliche und deren Eltern während des inzwischen sechsten Berufsinformationstages an der Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt über die Arbeit der Beamten informieren. Und über die Ansprüche, die an Bewerber für den mittleren und gehobenen Polizeidienst gestellt werden.
Ein Angebot, das dieses Mal von immerhin rund 1 500 Besuchern genutzt wurde. "Wir sind ganz begeistert", freut sich Rektorin Christiane Bergmann da angesichts dieser Zahlen. "Uns ist es nämlich wichtig, dass viele Bewerbungen kommen, weil wir im nächsten Jahr 150 Studenten einstellen möchten", begründet die frischernannte Chefin der Polizeifachhochschule den hohen Aufwand der Einrichtung und lobt auch den gelungenen Tag, in dem jede Menge Arbeit stecke.
"Die Mitarbeiter der Berufsinformation und -werbung, des Auswahldienstes, das Lehrpersonal und Studenten gaben bei strahlendem Sonnenschein Informationen zur Bewerbung, zum Eignungsauswahlverfahren, zum Studium und zur Ausbildung, aber auch zu späteren Einsatzgebieten in der Polizei", bestätigt Pressesprecherin Nancy Schmieder das.
Und weiß, dass dieses Angebot auch richtig gut aufgenommen wurde: "Hunderte von Jugendlichen testeten bei Deutschtest, Wissens-Check, Kommunikationstest vor laufender Kamera, beim Sporttest und Intelligenz-Spieltest, ob ihr Wissen und Können ausreicht, um das Auswahlverfahren der sachsen-anhaltischen Polizei auch erfolgreich bestehen zu können."
"Ich möchte gerne ein Studium bei der Polizei", gesteht Raik Rieger, der deshalb am Sonnabend trotz Fußverletzung ebenfalls in die Polizeifachhochschule gekommen ist. Welche Richtung genau der 18-Jährige aus Gatersleben, der im nächsten Jahr sein Abitur macht, dann einschlagen will, weiß er allerdings noch nicht so genau. Deshalb interessiert er sich vor allem für die sogenannte Straße der Einsatzgebiete. Dort führen zum Beispiel die Wasserschutzpolizei, die Bereitschaftspolizei des Landes, das Polizeirevier des Salzlandkreises oder das Sondereinsatzkommando (SEK) ihre Arbeit und ihre Einsatztechnik vor. "Wer bei uns arbeitet, der muss im Kopf, aber vor allem auch physisch fit sein", erklärt der SEK-Ausbilder und vergleicht die Grundausbildung mit Hochleistungssport.
Gleich neben dem Stand ist die Diensthundeführergruppe Harz im Einsatz. Mit erhobenen Händen steht Diensthundeführer Sascha Knautz da und spielt den ertappten Verbrecher, der von seinem Kollegen Andreas Rohmann durchsucht wird. Kaum lässt Knautz die Arme sinken, stürzt sich - ohne auf ein Wort seines Herrchens zu warten - ein riesiger Polizeihund auf den vermeintlichen, aber gut geschützten Täter. "Der Hund entscheidet selbst, wann er angreift", erklärt Diensthundeführer Andreas Rohmann das und zeigt auch andere Dinge, die ein richtiger Polizeihund können muss.
Danach gibt es Einblicke in das Polizeiliche Handlungstraining, führen Yvonne Fiala und Ingolf Michael eine Fahrzeugkontrolle durch. In ihrem Trainingszentrum geht es dann weiter. Hier präsentieren acht Studenten und vier Fachlehrer - darunter auch Polizeihauptkommissar Rainer Kinsel und Polizeioberkommissar Torsten Koch - schusssichere Westen, für die Ausbildung genutzte Farbmarkierungswaffen und diverse Funktechnik.
Anschaulich geht es auch nebenan im Kriminalistik-Kabinett zu. "Dieser Bereich ist relativ neu gemacht, das ist unsere Strecke für die kriminalistische Ausbildung, die unsere Arbeit deutlich verbessert hat", führt Kriminalhauptkommissar Wolfgang Schmidt durch die Kellerräume des Hauses 3. Hier können Neugierige mit Hilfe eines blauen Köfferchens nicht nur ihre eigenen Fingerabdrücke sichern, da gibt es auch ein Sucht- und Drogenkabinett, einen speziellen Raum für den Erkennungsdienst, wo die Besucher dieses Mal "ihre böse Seite" zeigen und sich auf Täterlichtbildern verewigen lassen können, und eine ganze Tatortwohnung. "Hier üben die Studenten Durchsuchungen und Festnahmen, die Sicherung von Beweisen und wie man keine Spuren zerstört", zählt Wolfgang Schmidt auf und öffnet die Tür zu einem Schlafzimmer. Dort liegt eine weibliche Schaufensterpuppe auf dem Bett, offensichtlich ermordet. Einmal quer durch den Flur, in dem neben Schirmständer auch Hammer und Zange auf dem Boden verstreut liegen, ist die gute Stube zu erkennen. Dort ist offenbar der betrunkene Puppen-Mann zusammengesackt, Bierflaschen und Aschenbecher liegen noch daneben.
"Die ganze Wohnung wird in Kürze noch mit Kameras bestückt", freut sich der Ausbilder, der die Übungen seiner Studenten so besser auswerten und verdeutlichen kann. Ob sich unter denen im nächsten Jahr auch einige der heutigen Besucher wiederfinden? Der Kriminalhauptkommissar ist gespannt.