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Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft: Rückbau statt Kahlschlag

Von Harald Vopel 01.05.2015, 12:00
Das Wohngebiet an der Staßfurter Höhe wird derzeit architektonisch umgekrempelt.
Das Wohngebiet an der Staßfurter Höhe wird derzeit architektonisch umgekrempelt. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Weniger Einwohner - weniger Wohnungen werden benötigt. So ganz einfach ist die Formel für die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW) dann aber doch nicht. Trotzdem hat die AGW ihren Bestand in den vergangenen 25 Jahren um rund 1.000 Wohnungen reduziert, so dass der Anteil der derzeit leerstehenden AGW-Wohnungen rund zehn Prozent beträgt. Sofort vermietbar seien allerdings nur sechs Prozent, erklärt AGW-Geschäftsführer Wolfgang Adam. Der Rest sei in einem Zustand, der eine Vermietung unmöglich mache.

Kontrollierter Teilrückbau statt brutalem Abriss

Der seit der Wende drastisch rückläufigen Einwohnerzahl begegnet das Wohnungsunternehmen mit einer eigenen Strategie. Wolfgang Adam erinnert sich noch, dass es anfangs durchaus Skeptiker gegeben habe, als er sich gegen einen brutalen Abriss ganzer Wohnblöcke und Wohngebiete ausgesprochen hatte. Vielmehr brachte er einen kontrollierten Teilrückbau - gekoppelt mit einer zeitgemäßen Modernisierung der verbleibenden Wohnungen - ins Spiel. Diese Strategie hat sich schließlich durchgesetzt.

Ein Beispiel dafür ist der Umbau der nach 1990 plötzlich in Ungnade gefallenen Plattenbauten zwischen Staßfurter Höhe und Hecklinger Straße. Dort ist die AGW seit einigen Jahren dabei, so gut wie das komplette Wohngebiet architektonisch umzukrempeln. Aus vier- und fünfgeschossigen Wohnblöcken werden Zwei- und Dreigeschosser. Gleichzeitig werden die ehemaligen Standardmaße der Wohnungen den aktuellen Wohnbedürfnissen angepasst. Dass das funktioniertbeweise die Tatsache, dass keine einzige der auf diese Weise sanierten Wohnungen nicht vermietet sei, so Adam. Im Gegenteil: „Immer gab es mehr Bewerber als Angebote.“ Für Adam längst der Beweis dafür, dass die totgesagte „Platte“ eine Zukunft hat und dass auch zunächst vermeintlich unattraktive Wohnlagen enorm aufgewertet werden können.

30 Wohnungen bleiben erhalten und werden modernisiert

Das nächste Rückbau-Projekt in diesem Wohngebiet könnte übrigens noch in diesem Jahr starten. Dabei sollen die zusammenhängenden Wohnblocks Kopernikusstraße 7 bis 11 und 13 bis 17 umgestaltet werden. Eigentlich war hier eine Reduzierung von insgesamt 60 auf nur noch 18 Wohnungen angedacht. Nach den jüngsten Erfahrungen habe man sich allerdings dafür entschieden, insgesamt 30 Wohnungen mit dann unterschiedlichen Größen und Zuschnitten zu erhalten und zu modernisieren, sagt Wolfgang Adam. Einen starren Zeitplan für die Umgestaltung dieses Plattenbau-Wohngebiets gibt es allerdings nicht. „Die kann 2022 abgeschlossen sein - aber vielleicht auch erst 2025. Da richten wir uns nach unseren Möglichkeiten und den Erfordernissen“, so Geschäftsführer Adam weiter.

Adam sieht Politiker in der Pflicht

Rückbau und Modernisierungen haben allerdings ihren Preis. Auch wenn gegenwärtig der Bedarf an Wohnraum für finanziell schwächer gestellte Menschen in Aschersleben ausreicht, sieht Adam die Politik in der Pflicht. So müssen beispielsweise die Wohngeldzuschüsse für Hartz-IV-Empfänger und Geringverdienende den Marktpreisen für Wohnraum angepasst werden. Dabei stehe das Schlimmste noch bevor, glaubt er. Nämlich dann, wenn die Menschen, die lange arbeitslos waren oder sich mit Mini-Jobs begnügen mussten, das Rentenalter erreichen und mit einer entsprechend geringen Rente auskommen müssen. (mz)