Aschersleben Aschersleben: Stellungnahme vor dem Spätstart eingereicht
ASCHERSLEBEN/MZ. - Diskutiert wurde die Beschlussvorlage nicht. Das wäre auch für die Katz gewesen. Es entbehrt jedenfalls nicht einer gewissen bürokratischen Komik, wenn der Ascherslebener Stadtrat am Donnerstagabend seine Stellungnahme zum Nahverkehrsplan des Salzlandkreises für die Jahre 2012 bis 2020 - übrigens einstimmig - beschloss, während der besagte Plan, für den die Zuarbeit gedacht war, bereits eine Woche vorher, nämlich am 11. Mai, vom Kreistag abgesegnet wurde.
Das Problem habe in der Kürze der Zeit gelegen, klärte am Freitag Oberbürgermeister Andreas Michelmann auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung auf. Allerdings sei die Stellungnahme bereits vor dem Kreistagsbeschluss an den Landkreis gegangen - mit dem vorbehaltlichen Hinweis, dass die Absegnung durch den Stadtrat noch ausstehe.
Damit konnten die Forderungen, Wünsche und Hinweise aus Aschersleben trotzdem mehr, weniger oder in dem einen oder anderen Fall auch überhaupt keine Berücksichtigung im künftigen Nahverkehrsplan des Landkreises finden. Dabei basiert dieser Plan auf einer völlig neuen Ausgangslage. Die besteht darin, dass der öffentliche Busverkehr im Salzlandkreis ab 2012 nur noch von einem Unternehmen, der in Bernburg ansässigen Kreisverkehrsgesellschaft (KVG), organisiert wird. Bis jetzt ist der Landkreis als Gesellschafter noch an drei Verkehrsgesellschaften, die auf seinem Territorium den Busverkehr absicherten, beteiligt. In diesem Zusammenhang soll demnächst das Ascherslebener Busdepot der Verkehrsgesellschaft Südharz (VGS) mit einem Teil des Personals und des Fuhrparks an die KVG übergehen - aber auch sämtliche Linien, die die VG Südharz bisher noch ausschließlich im Salzlandkreis befährt.
In ihrer Stellungnahme befürchtet die Stadt Aschersleben aufgrund der Übernahme des Busverkehrs durch die KVG für sich, ihre Ortsteile und die Stadt Seeland eine qualitative Verschlechterung des Services. Das wird mit Zahlen begründet, die darauf hinweisen, dass die VG Südharz, die die Region bisher bedient hat, in ihrem Management besser als die KVG aufgestellt sei.
Während die Buslinie 409 - von Eisleben über Hettstedt nach Aschersleben - auch in den nächsten Jahren komplett von der VG Südharz bedient werden soll, wird die jetzige Linie 418 - Aschersleben-Harkerode-Ulzigerode - in Welbsleben, wo es eine Umsteigemöglichkeit geben soll, gekappt. Genau das wollte die Stadt Aschersleben in ihrer Stellungnahme verhindern.
Erhalten werden soll die Verbindung von Aschersleben nach Quedlinburg. Allerdings nicht mehr unter Regie der VG Südharz, sondern der KVG. Eine Überlebenschance wird den Linien 416 (Aschersleben-Meisdorf-Ballenstedt) und 427 (Pansfelde-Wieserode-Ermsleben-Aschersleben) zumindest eingeräumt. Dabei spekuliert der Salzlandkreis allerdings auf eine Übernahme dieser beiden Linien - inklusive Personal und rollendes Material - durch den Landkreis Harz. Für Aschersleben seien diese beiden Linien nicht zuletzt als touristische Anbindungen an den Harz wichtig, heißt es in der Stellungnahme der Stadt.