1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Aschersleben: Aschersleben: Historisches Epitaph aus St. Stephani gerettet

Aschersleben Aschersleben: Historisches Epitaph aus St. Stephani gerettet

Von Ingeburg Pocklitz 13.01.2013, 16:37

Aschersleben/MZ. - An diesem 12. Januar 2013 jährt sich zum 400. Mal der Todestag des früheren Aschersleber Bürgermeisters Valentin Herwig, und gleichzeitig findet eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte ihren Abschluss.

Pfarrer Matthias Büdke lässt die Ereignisse während seiner Ansprache noch einmal Revue passieren: Im Jahre 2007 tritt ein junger Mann an ihn heran und bittet um Zustimmung, für die Restaurierung eines Kunstwerkes der Kirche Geld sammeln zu dürfen. "Konnte man dazu nein sagen? Natürlich nicht." Bei dem Objekt handelt es sich um ein Epitaph, eine künstlerisch gestaltete Gedenktafel, die zu Ehren des hoch angesehenen Bürgermeisters Valentin Herwig gestiftet und in fast 400 Jahren reichlich unansehnlich geworden war.

Der junge Mann heißt Michael Rockmann und ist einer von fünf Gleichgesinnten, die in ihrer Freizeit Familiengeschichtsforschung bzw. Genealogie betreiben. Seit langem treffen sie sich ein- bis zweimal im Jahr, um zu fachsimpeln und Erfahrungen auszutauschen. Da die fünf Ahnenforscher alle hier aus der Gegend sind, kamen sie irgendwann auf die Idee, nach einem gemeinsamen Ahnen zu suchen und stießen dabei auf Valentin Herwig, der von 1602 bis zu seinem Tode am 12. Januar 1613 die Geschicke der Aschersleber Bürger verantwortungsvoll geleitet hatte.

Den Genealogen war das Epitaph und auch dessen Zustand in der Stephanikirche bekannt, und so nahm eine Idee langsam Gestalt an. "Wir suchten nach Möglichkeiten, in den nächsten Jahren Geld zu sammeln, um das Kunstwerk restaurieren zu lassen. Deshalb nahmen wir zunächst Kontakt zur Restauratorin Katrin Brinz auf, um eine Vorstellung von den Kosten zu bekommen", erzählt Holger Harnisch, einer der Organisatoren. Da mit etwa 10 000 Euro zu rechnen war, brauchte man zusätzliche Hilfe und sprach Jürgen Heidenreich vom Vorstand der Sparkassenstiftung an. Der verwendete sich erfolgreich für das Anliegen und machte somit die Finanzierung endgültig möglich.

"Ich bin froh und glücklich, dass es so etwas gibt, und ich danke den fünf Initiatoren, der Sparkasse und der Restauratorin von ganzem Herzen", sagt Matthias Büdke bewegt. In seiner anschließenden Predigt geht der Pfarrer auf die bildlichen Darstellungen des Epitaphs ein, die sich in erster Linie an die Überlebenden wenden und mit der Geschichte von Jesu Auferstehung Trost spenden und Gewissheit geben sollen, dass der Tod nicht das Ende bedeutet, sondern dass es immer wieder einen neuen Anfang gibt. Der Werdegang des Valentin Herwig - sein familiärer Hintergrund, sein Bildungsweg und die steile Karriere, das segensreiche Wirken zum Wohle der Stadt (so blieben z. B. die Bürger durch sein umsichtiges Handeln von den Kriegswirren verschont) bis zu seinem frühen Tod mit nur 52 Jahren - ist in einer informativen kleinen Broschüre dargestellt, die drei der fünf Familienforscher und die Restauratorin als I-Tüpfelchen der erfolgreichen Arbeit zusammengestellt und nach dem Gottesdienst am Sonnabend an alle Interessenten übergeben haben.

Da gab es dann auch viele Fragen und Bewunderung: "Wie sind Sie darauf gekommen?", Was hat es denn nun genau gekostet?", "Toll, dass alle an einem Strang gezogen haben!" Aber auch diese wurden während des festlichen Anlasses in gebührender Form von den Autoren ausreichend beantwortet und erklärt.