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Fragestunde in Aschersleben Ärztin berät Patienten über Risiken von Impfungen

Dr. Monika Mingramm hat zwei Stunden lang Auskunft gegeben, über Astrazeneca, Bluthochdruck und Diabetes.

15.04.2021, 13:55

Aschersleben - Astrazeneca ist in Verruf gekommen. Eine Reihe von Menschen, die sich über einen Termin in einer der Impfstationen oder beim Hausarzt eigentlich freuen sollten, sagen ihr Stelldichein mit der vielleicht lebensrettenden Spritze ab oder erscheinen erst gar nicht. Sehr zum Ärger der Mitarbeiter in den Zentren, die dann flexibel reagieren müssen, um den Impfstoff nicht verfallen zu lassen.

Das Hin und Her um Astrazeneca hat Vertrauen gekostet und wirft Fragen auf. Einige davon haben Leser in einer von OB Andreas Michelmann initiierten Telefonsprechstunde an Dr. Monika Mingramm gestellt. Die Ärztin im Ruhestand ist Fachärztin für Anästhesiologie und medizinische Leiterin des Impfzentrums in Staßfurt. Die MZ hat die allgemein interessierenden Fragen und Antworten notiert.

Ich habe in der vergangenen Woche meine erste Impfung mit Astrazeneca erhalten und habe den nächsten Termin erst in zwölf Wochen. Ist der Abstand nicht zu groß?

Zwölf Wochen sind genau richtig und entsprechen der allgemeinen Empfehlung der Hersteller und der Behörden. Die Studien laufen weiter und haben die Erkenntnis erbracht, dass bis dahin der höchste Schutz erreicht ist und danach die sogenannte Boosterung, also die zweite Impfung, erfolgen soll.

Personen, die im Moment noch einen früher liegenden zweiten Termin haben, werden umbestellt. Nach einer Impfung mit Astrazeneca hat sich nach drei Wochen ein Schutz aufgebaut, der Sie davor bewahrt, schwer zu erkranken. Man kann trotzdem positiv getestet werden und auch noch Überträger sein.

Ich habe einen zweiten Impftermin am 1. Juli, werde da aber auf großer Fahrt sein, wenn es die Pandemie zulässt. Kann ich mich auch schon nach elf Wochen impfen lassen?

Ja, aber bitte nicht viel früher. Buchen Sie Ihren Termin um, wichtig ist aber, dass Sie sich ein zweites Mal impfen lassen. Studien belegen, dass der Impfschutz nach der 12. Woche wieder absinkt.

Ich habe im März eine Impfung gegen Gürtelrose bekommen, auch dafür steht eine zweite an. Kann ich mich jetzt noch gegen Corona impfen lassen und welchen Abstand muss ich einhalten?

Sie sollten sich auf jeden Fall für die Corona-Impfung entscheiden, zwischen den Impfungen sollten aber mindestens 14 Tage liegen. Sie sind also genau richtig. Vor der Corona-Impfung sprechen Sie ohnehin noch einmal mit einem Arzt, der wird Sie beraten und dafür sorgen, dass Sie die richtigen Abstände einhalten.

Ich bin über 60 und habe Bedenken, mich mit Astrazeneca impfen zu lassen.

Das Impfen ist sowieso freiwillig, sie müssen also nicht und es liegt mir fern, jemanden zu überreden. Aber Astrazeneca ist ein sehr guter, hochwirksamer Impfstoff. Es gibt nur einige wenige Kriterien, bei denen eine Impfung mit diesem Vakzin nicht empfohlen wird. Dazu gehören spezielle Gerinnungsstörungen oder eine nachgewiesene vermehrte Neigung zu Thrombosen oder Embolien. Die Einnahme von Blutverdünnern zum Beispiel ist kein Grund, nicht mit Astrazeneca zu impfen. Im Gegenteil.

Warum ist Astrazeneca etwa für Lehrer und Polizisten plötzlich nicht mehr zumutbar?

Das hängt nicht an den Berufen, sondern am Alter. Die seltene Komplikation einer Hirnvenenthrombose im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung ist bei jüngeren Frauen in gebärfähigem Alter aufgetreten, oft in Zusammenhang mit der Pille. Daher die Empfehlung, den Impfstoff in der Altersgruppe über 60 einzusetzen.

Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?

Patienten berichten nach einer Impfung mit Astrazeneca gelegentlich über leichtes Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Das ist eine ganz normale Impfreaktion, sie sollte nach spätestens zwei Tagen abgeklungen sein. Und diese Nebenwirkung ist kein Vergleich zu einer Corona-Infektion.

Ich habe gerade eine leichte Infektion und am 19. April einen Impftermin. Geht das in Ordnung?

Wenn Sie kein Fieber haben, sollte das bis zum 19. ausgestanden sein. Dann können Sie sich impfen lassen. Hören Sie in sich hinein, entscheidend ist ein Krankheitsgefühl. Konkret können Sie das dann auch vor Ort mit dem Impfarzt besprechen, er wird Sie richtig beraten.

Mein Mann hatte schon den fünften Schlaganfall, ist Diabetiker und nimmt Gerinnungshemmer. Braucht es da andere Nadeln?

Nein. Wir verwenden sehr feine Nadeln. Bei Patienten mit Gerinnungshemmern muss einfach ein wenig länger auf die Impfstelle gedrückt werden. Gerade für Ihren Mann ist es sehr wichtig, dass er geimpft wird.

Bei mir ist vor zwei Jahren Krebs diagnostiziert worden, ich hatte im vergangenen Jahr eine Lungenembolie und eine Thrombose. Mein Mann hat COPD. Welcher Impfstoff ist der richtige für uns?

Die COPD Ihres Mannes spricht nicht gegen den Astrazeneca-Impfstoff. Ihnen würde ich allerdings empfehlen, einen Termin im Impfzentrum in Staßfurt zu machen und dort von Ihrer Vorerkrankung zu berichten. In Staßfurt sind momentan beide Impfstoffe vorrätig, in Aschersleben wird ausschließlich Astrazeneca verimpft. Das kann sich aber von Woche zu Woche ändern.

Ich bin 68 Jahre alt und habe eine APC-Resistenz.

Für Sie ist Astra nicht geeignet. Bitte machen Sie sich einen Termin in Staßfurt. APC ist eine der wenigen Kontraindikationen für den Impfstoff.

Wir möchten kein Astrazeneca. Ich leide unter Bluthochdruck und meine Frau hat ein Aneurysma im Kopf.

Nach wie vor ist es nicht möglich, sich den Impfstoff auszusuchen. Bluthochdruck ist absolut kein Problem. Für Ihre Frau allerdings können Sie einen Termin in Staßfurt vereinbaren.