Arbeitseinsatz in Winningen Arbeitseinsatz in Winningen: Wieder in die Hände gespuckt

Winningen/MZ - Diesen Satz hätte er wohl gern mit eigenen Ohren gehört. Und gegebenenfalls daran erinnert: „Wenn der Bürgermeister ruft, sind wir zur Stelle.“ Hat er aber nicht! Muss er eigentlich auch nicht. Denn Ortsbürgermeister Axel Pich weiß, dass er sich auf viele seiner Winninger verlassen kann, wenn es erforderlich ist.
Während er soeben mit dem Großteil der rund 30 Helfer nach der Kaffeepause zur zweiten Runde des Winningen-Subbotniks aufbricht, sitzen Frank Broschardt, Clemens Meyer, Ralf Annecke und Ralf Schock noch im Domizil des örtlichen Kleintierzuchtvereins am Teichberg. Ihre kurzen Wortwechsel klingen locker-vertraut und herzlich. Der Spaß schwingt bei jedem Wort mit. „Vielleicht ein Stück Kuchen gefällig? Alles hausgeschlachtet. Haben unsere Frauen gemacht!“ In diesem Kontext fällt auch der Satz von der treuen Gefolgschaft zum Bürgermeister, den Clemens Meyer schelmisch riskiert und den die anderen denken. Zumindest widerspricht niemand. Sie arbeiten seit 8.30 Uhr an drei Stellen im und für ihren Ort.
Alles zusammengerechnet, die Arbeitsstunden und den Technikeinsatz, kommt Bürgermeister Axel Pich auf gute 3.500 bis 4.000 Euro, die am Ende des Samstags erwirtschaftet wurden. Dafür kann es sich der Ort zum Beispiel leisten, am 25. Oktober wieder zum beliebten Weinfest mit Blasmusik, Disco und natürlich Moselwein einzuladen. Das wäre die nüchterne Betrachtung. Gesprächsbereitschaft, Geselligkeit und Gemeinschaftssinn innerhalb der Bewohner eines kleinen Ortes sind die gleichsam bedeutenden Aspekte. (mb)
Da ist zunächst das Areal Am Teichberg mit dem Vereinsgebäude der Kleintierzüchter. Neben dem Spielplatz werden die Wege gesäubert, die Hecken und das Schilf geschnitten. Die Feuerwehr hatte bereits die erforderliche Vorarbeit geleistet und den kleinen Teich halbleer gezogen. „Alle Goldfische sind drin geblieben“, versichert Axel Pich. Sie könnten also zuschauen, wenn es jetzt dem wuchernden Schilf ans Rohr geht. Die Nacharbeiten übernimmt dann Landwirt Strudel vom Klostergut, wenn er das Wasser mit mehreren Kaupen wieder einlässt. Das Klostergut erweist sich immer wieder als verlässlicher Kooperationspartner für den kleinen Ort. Familie Strudel hilft mit Technik, persönlichem Einsatz und was sonst gebraucht, aber mitunter nicht finanziert werden kann.
Für den heutigen Tag jedoch stellt der Bauwirtschaftshof der Stadt Aschersleben einen Grünschnitt-Container kostenfrei und ganz unkompliziert zur Verfügung.
10.30 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen für alle. Pünktlich fahren die Autos der Frauen vor, die frischen Kaffee und Kuchen beisteuern zum guten Gelingen des Subbotniks.
Subbotnik? Subbotnik war früher! Es gebe auch Dorfbewohner, die sich an dem gewählten Begriff stören, gibt die gut gelaunte kleine Männerrunde nach der verdienten Verschnaufpause noch zum Besten. Der dritte Bürgermeister und der stellvertretende Feuerwehrleiter jedenfalls zucken mit den Schultern und finden nichts dabei. Schließlich ist es jeder erste Sonnabend (Subbota / Saturday) im Oktober, an dem der Bürgermeister seit 2009 zum gemeinsamen Arbeiten aufruft. Egal, ob im Kollektiv oder als Team: Es geht nun auch für sie weiter zum inzwischen siebten Einsatz für einen gepflegten Ort.
Beim Dorfgemeinschaftshaus rückt eine Gruppe dem Wildwuchs an Bäumen und Hecken zu Leibe. Durch ihre Arbeit fällt helles Licht auf das ehemalige Kulturhaus, das in den letzten Jahren als Dorfgemeinschaftshaus seinen Namen auch wieder verdient. Hier wachsen zudem 20 Rosen namens Aschersleben, die 2012 gepflanzt wurden und nun gehegt und gepflegt sein wollen. Sie danken den Einsatz der Winninger seitdem mit gutem Gedeihen und reicher Blüte.
13 Uhr soll gegrillt werden. Erst die Arbeit und dann das Vergnügen. Obwohl: Eine strenge Trennung scheint unangebracht. Joel und René kosten kurz mal das große Gefühl aus, in einem echten Feuerwehrauto zu sitzen. Plastekarren, -eimer und -gießkanne haben Pause. Sie gehören Joel, der bald zwei Jahre wird und als jüngster Helfer durchgehen mag. Papa Christian Krause trägt ehrlicherweise mehr bei zu einem gepflegten (und fußballerisch erfolgreichen) Winningen. Aber für gute Stimmung sorgt der Spross des Fußballvereinspräsidenten allemal. Wohingegen René, neun Jahre alt und der Sohn des stellvertretenden Wehrleiters, den Erwachsenen schon ernsthaft zur Hand geht.
Die Generationen halten zusammen. Bis hin zu den Senioren in der Runde, Hans Schmid und Walter Pich, dem Bürgermeister-Vater. Der ist mit seinen 82 Jahren der Älteste. Hans und Walter gibt es immer im Doppelpack. Sie kennen ihre Aufgabe in der nächsten Etappe bis zur Mittagspause, wenn der Fleischer mit Grill und Würstchen anrückt. Danach dauert es, solange die Lust anhält. Arbeiten, zusammensitzen und klönen bis zum Nachmittag. Die „Kunst“, die gepflegte Streuobstwiese rechter Hand am Ortseingang aus Richtung Aschersleben, ist die dritte Einsatzstelle beim Subbotnik.
